Postautog’schichtn
von und mit Hans Müller


Auf Einladung der Stadtpfarre Spittal und des Katholischen Bildungswerkes begrüßte Stadtpfarrer und Dechant, Mag. Ernst Windbichler den bekannten Schriftsteller, Buchautor, Pädagogen und Weltenbummler aus dem Katschtal, Hans Müller, im Pfarrzentrum.
Reisen und Expeditionen waren meistens Grundlage für eines seiner Bücher. Für sein aktuelles Buch „Postbusg'schichtn“ waren es einerseits Erlebnisse, die er als junger Lehrer selbst mit dem Postbus gemacht hat und andererseits Erlebnisse, die er als pensionierter Lehrer innerhalb von drei Jahren bei Fahrten mit dem Postbus durch ganz Österreich gewonnen hat. All die spannenden Momente, lustigen Tatsachen und berührenden Erlebnisse rund um diese fahrende Institution bündelte er in den „Postbusg'schichtn“. In seinem Vorwort zum Buch ist zu lesen: „ Mit der Verantwortung >Postbusgeschichten< in ganz Österreich aufzuspüren und niederzuschreiben habe ich ein weites Feld gefunden, in dem mir Geschichten wie Kornblumen entgegen lachen.“
Viele Besucher, es war ein wahrer „Fanclub“, erlebten einen humorvollen einzigartigen Abend mit der unverwechselbaren Hans Müller'schen Präsenz. Abwechselnd mit Geschichten und spontanen Eigenkreationen mit Gitarrenbegleitung aus seiner unerschöpflichen gesanglichen Schatzkammer verstand er es, das Publikum zu fesseln und zu begeistern. Das Publikum bedankte sich seinerseits mit Beifallsstürmen. Gerold Steurer vom Katholischen Bildungswerk der Stadtpfarre bedankte sich bei Hans Müller für sein Kommen.
Es amüsierten sich: Stadtpfarrer Ernst Windbichler, Angela Suntinger, KA-Regionalreferentin Ingrid Sommer, Josef Sattlegger, Raika Oberdrautal-Weissensee, Dr. Ingeborg Rupitsch, Pädagoge Josef Pleschberger, Fotograf Joe Hermann
Text: Ingrid Sommer
Fotos: Peter Rupitsch
Eine Kostprobe aus dem Buch:
„Pfüat di!“
In den 60er Jahren war der Herr Dr. Thaler als glühender Patriot immer „deprimiert“, wenn eine schwangere Mölltalerin zum Entbinden ins Krankenhaus nach Lienz „trutzte“. Denn durch den kurzen Sprung über den Iselsberg mutierte der junge Erdenbürger vom Kärntner zum Tiroler. Mit dem ersten Schrei schon „fahnenflüchtig“. Heute ist Lienz die bedeutende Schulstadt für das obere Mölltal. Und um 5 nach 4 Uhr nachmittags stürmen die Halbwüchsigen wie eine Horde wilder Geisböcke den Heiligenbluter Bus; und die alten Leute halten den gehörigen Respektabstand ein. Es liegt wohl in der Verantwortung des jeweiligen Chauffeurs, die Nivellierung des Generationenunterschiedes halbwegs human zu handhaben. Aber die Dominanz ist klar gegeben. Ich steige als einer der Letzten ein und finde den ganzen Bus vollbesetzt vor. Das heißt, 90% der Fensterplätze sind von Schülerinnen und ein paar Burschen besetzt und daneben kauert immer behaglich wie eine schnurrende Katze – die Schultasche. Ich vermeide es natürlich, ein Mädchen – wie sie es zu 100% pflegen – beim Handymeditieren zu stören. Also steuere ich auf einen Bauernburschen zu, der für einen gehobenen Bildungsweg als begabt eingestuft erscheint und frage höflich: „Bitte ist der Sitzplatz hier noch frei?“ Da glotzt er mich wie ein vor geschlossener Stalltür stumpfsinnig introvertierter Ochse an und mault: „Na, i woaß nit, ob nit noch oana kimmb!“ Nach dieser wohl eindeutigen Abfuhr visiere ich das schönste Mädchen an: ein schwarzgelockter Engel, der mich lächelnd aus meiner Blamage erlöst. Aber ich werde mich hüten, sie ob dieser Gnade noch mit einer Unterhaltung zu strapazieren. Im Fenster spiegelt sich ihr Lächeln und ich denke an Helmut Scharfs schönes Gedicht: „Mädchen im Winter“. Da heißt es: „Und ich ginge gern einer dicht vorbei und sagte ihr, dass ich voll Winter sei.“ Zum Abschied in Winklern streut sie mir noch ein „Pfüat di!“
Die gesamte Lesung ist hier auch als Hörbuch (aufbereitet in fünf Teilen) abrufbar.