Konfliktregion Naher Osten und Nordafrika

Studienwochenende am 13./14. Jänner 2017 mit Dr. Maximilian Lakitsch (Friedens- und Konfliktforscher, Universität Graz)

 (© Foto: kphe)
(© Foto: kphe)

Wenn man der medialen Berichterstattung Aufmerksamkeit schenkt, beschleicht einen das Gefühl, in einer von Krieg und Terror zerrütteten Welt zu leben. So schlimm wie jetzt war es noch nie, könnte man meinen. Aber die von den medial befeuerten Emotionen befreiten, nackten Zahlen zeigen ein anderes Bild. Eigentlich leben wir in einer vergleichsweise konfliktarmen Zeit, wenn man sich die Entwicklung der weltpolitischen Lage seit 1945 ansieht. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge des Kalten Krieges zu einem kontinuierlichen Anstieg in der Zahl internationaler bewaffneter Konflikte, die ihren Höhepunkt 1990 hatte und seither eigentlich deutlich gesunken ist. Seit einigen Jahren ist die Zahl an internationalen Kriegen zwischen zwei oder mehreren Staaten bzw. Staatenbündnissen quasi am Nullpunkt. Fast alle Konflikte sind heute ursprünglich innerstaatliche Konflikte, deren Auswirkungen sich vor allem im Kontext des internationalen Terrorismus globalisieren.

Der Friedens- und Konfliktforscher Maximilian Lakitsch von der Universität Graz versuchte diesen Umstand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Herausforderung Migration“ zu erläutern und Hintergründe zu beleuchten. Lakitsch startete das Wochenende am Freitag mit einer allgemeinen Einführung in die Konflikttheorie und gängigen Lösungsansätzen der Friedensforschung, während er am Samstag die konkreten Zusammenhänge im Nahen Osten und Nordafrika in den Fokus nahm. Einer geschichtlichen Einführung in die Region folgte ein näherer Blick auf die komplexen regionalen und internationalen Verstrickungen infolge der europäischen und amerikanischen Politik im 20. und 21. Jahrhundert. Danach erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Konfliktbedingungen in den einzelnen Ländern der Region. Auch wenn sich die meisten der beleuchteten Konflikte nicht so ohne weiteres lösen lassen, ermöglichte die Veranstaltung einen äußerst bereichernden und erhellenden Blick in ein verworrenes, aber wichtiges Themenfeld.

Johannes Thonhauser