Gesichter des Islam – Zwischen Frieden und Gewalt

Studientag mit dem Religionspädagogen und Theologen Dr. Karl R. Essmann

Essmann (© Foto: ORF)
Essmann (© Foto: ORF)

In seinem Vortrag spannte Dr. Essmann einen geschichtlichen Bogen von den Anfängen des Islam bis zur Gegenwart und legte dabei besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Der Sturz des nach Westen ausgerichteten Schahs in Persien und die Machtergreifung Ajatollah Khomeinis 1979 führten dazu, dass der Islam ein neues Gewicht bekam. Während sich Menschen in Europa von religiösen Prägungen entfernten, erfährt der Islam durch die Änderung der politischen Verhältnisse eine Stärkung. Religion wird in den muslimischen Gesellschaften des Nahen Ostens auf eine höhere Stufe gestellt und gibt Moslems eine neue Identität und Bedeutung.

Dennoch besteht innerhalb muslimischer Gruppierungen bis heute Uneinigkeit, wer sich als Nachfolger Mohammeds bezeichnen darf. Dieser Konflikt habe nicht nur eine religiöse, sondern auch eine wirtschaftliche, kulturelle und soziale Komponente. Während soziale Konflikte durch äußere Hilfeleistungen eher lösbar seien, bergen religiöse Konflikte stetiges Potenzial zum Unfrieden.

Dr. Essmann ging auf die derzeitige Situation im Miteinander der monotheistischen Religionen ein. Er meinte, dass die unterschiedlichen Vorstellungen von Theologie und religiöser Praxis noch vieler Dialoge bedarf, um Verständnis füreinander zu entwickeln.

Viele in den vergangenen Monaten und Jahren durch islamistisch radikalisierte Menschen herbeigeführte Terroranschläge legen nahe, dass der Islam eine Zerstörung suchende Religion sei.

Dieser Gedanke wurde mit dem Vortrag erneut widerlegt. Dr. Essmann betonte, dass die „Gesichter des Islam“ vielfältig und lebensbejahend seien. Die positiven Aspekte der Religion seien zu heben und in den Mittelpunkt zu stellen, um gemeinsam eine friedliche Zukunft zu gestalten.

Juliane Ogris