Organisation

Katholischer Familienverband Kärnten

EHE+FAMILIEN im Gespräch mit Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

Die neue Verbandszeitung ist da mit aktuellen Infos rund um die Familie, zum Thema Digitalisierung, Aktionstag Familie & Steuer, EU-Kandidaten auf dem Prüfstand und Prinzipien wertvoller Sexualpädagogik.

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Philosophin Sprach- und Politikwissenschaftlerin im Gespräch mit dem Kärntner Familienverband über lebensnotwendiges Urvertrauen, die Wirklichkeit von Mann und Frau und ganzheitliche Sexualpädagogik.  (s. S.19 Download)

Muss Familie heute für Christen neu gedacht werden?
Gerl-Falkovitz:
Keine Generation muss Familie neu erfinden, sie muss sie nur neu  durchdenken. Denn eine verlässliche, überzeugende Bindung zwischen Mann und Frau braucht in jeder Generation eine innere Zustimmung. Und Familie hält dieser Prüfung stand: Wie gelingt und hält Beziehung am besten? Erfahrungsgemäß: Wo sich die Geschlechter in ihren unterschiedlichen leib-seelischen Gaben ergänzen. Wo wachsen Kinder am besten auf, ohne von Anfang an oder später auf einen Elternteil verzichten zu müssen? Erfahrungsgemäß: In einer Ehe, die Vater und Mutter erleben lässt und das Kind in seinen rechtlichen Ansprüchen sichert. Es gibt tragische Fälle von Zerbrechen und Scheitern einer Ehe oder einer Beziehung. Und es gibt große Lasten für die alleinerziehenden Mütter oder Väter. Ihre Schwerarbeit bedarf der Achtung und Hilfe. Aber gerade deswegen muss die Familie geschätzt werden, weil sie insgesamt die besten Vorprägungen für die Kinder bereitstellt: Sie gibt Beispiel, indem sie sowohl Mann als auch Frau erleben lässt, und schafft das lebensnotwendige Urvertrauen, das auf Verlässlichkeit beruht. Beispielgeber und Vertrauensvermittler können nicht immer wieder wechseln.

Was ist zeitlos gültig und nötig, das wir uns nicht nehmen lassen sollten?
Was gilt immer? Erstaunlicherweise wird heute von einigen Theoretikern gefordert, die Begriffe „Mann“ und „Frau“ abzuschaffen.  Mann und Frau sind aber keine Begriffe, sondern Wirklichkeiten,  
solange es Menschen gibt. Sie sind auch keine „Rollen“, die man plötzlich tauschen kann. Die geschlechtliche Zweiteilung greift auch weit ins Tierreich, sogar teilweise zu den Pflanzen zurück.  
„Abschaffen“ kann man die zwei Geschlechter höchstens willentlich, d.h. ideologisch, aber nicht als Tatsache. Sie bietet zudem hohe entwicklungsgeschichtliche Vorteile und hat durch die gesamte  
Kulturgeschichte bis heute vielfältige, spannende Kulturen der Geschlechter hervorgebracht.
Genau so wenig kann man Familie abschaffen. Wo sie, wie vielfach im Westen, unterminiert wird, strömen anderen Kulturen nach, die die Familie unproblematisch leben (und sich damit durchsetzen werden).

Derzeit gibt es in Österreich etwa 100 Organisationen, die im schulischen Bereich Sexualerziehung anbieten. Warum ist ausgerechnet TeenSTAR so in die Schlagzeilen geraten?
TeenSTAR ist ein Schulbeispiel für gezielte Diffamierung, ausgehend von der homosexuellen Organisation HOSI. Offenbar verträgt man dort nicht den Erfolg und die tatsächlich überzeugende Arbeit, die auf dem klassischen europäischen Wertekanon beruht: der griechisch-römischen Lehre vom Naturrecht, der jüdisch-christlichen Gotteserfahrung, der Vernunftlehre der Aufklärung. Vernünftig ist z.B., auf die Sprache des eigenen Leibes zu hören und ihn nicht austauschen zu wollen.

Worauf sollte eine gute Sexualerziehung Wert legen?
Eine ganzheitliche Sexualpädagogik strebt folgende Ziele an:
(vgl. „http://prinzipien.sexualpaedagogik.org/")

  • Sie begleitet junge Menschen bei der Aufgabe, die eigene sexuelle Entwicklung in die gesamte Persönlichkeitsentwicklung zu integrieren und sich selbst anzunehmen.
  • Sie hilft jungen Menschen, zur eigenen persönlichen Identität als Mann oder als Frau zu finden und sich der eigenen Würde bewusst zu werden. Dazu gehört, eine positive Einstellung zum anderen Geschlecht zu finden und dessen ergänzende Aspekte kennen und schätzen zu lernen.
  • Sie vermittelt Wissen über die sexuelle Entwicklung und das Gestalten von Beziehungen, damit junge Menschen zu verantworteten Entscheidungen im sexuellen Bereich kommen können. Dadurch hilft sie auch, das Zerbrechen von Beziehungen und Scheidungen zu vermeiden.
  • Sie befähigt, sich über Geschlechtlichkeit, Gefühle und Beziehungen zu verständigen und entwickelt eine dafür notwendige, ebenso sachgemäße wie achtsame Sprache.
  • Sie gibt jungen Menschen eine ganzheitliche Orientierung für Freundschaft, Liebe, Fruchtbarkeit und hilft ihnen, die Gesetzmäßigkeiten von Liebe und Sexualität zu erkennen (Polarität der Geschlechter, Unbedingtheit der Liebe, treue und dauerhafte Beziehung als Schutzraum für gegenseitige Hingabe, Wunsch nach Kindern).
  • Sie hilft, eine natürliche, lebensfrohe und verantwortungsbewusste Einstellung zu Sexualität zu entwickeln; dazu gehört auch die Fähigkeit, Lust zu empfinden und durch Selbstbeherrschung Lust zu sublimieren.
  • Sie hilft, Teenagerschwangerschaften und Abtreibungen zu vermeiden und führt zur Wertschätzung jedes Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod.
  • Sie hilft, Geschlechtskrankheiten zu vermeiden.
  • Sie sensibilisiert für Grenzverletzungen und wirkt sexualisierter Gewalt und Pornografie entgegen.
  • Sie fördert die Auseinandersetzung mit verschiedenen Wertorientierungen in einer Zeit, in der gerade junge Menschen zunehmend unter einen Orientierungs- und Verhaltensdruck im Bereich der Sexualität gebracht werden. So befähigt sie auch zur Toleranz Menschen gegenüber, die eine andere sexuelle Orientierung haben.
  •  In der Verwirklichung dieser Ziele hilft sie den jungen Menschen, Sexualität in ihren vielerlei Kontexten zu verstehen. Das ermöglicht ihnen, in diesem Bereich so zu handeln, dass es für ihre Gesamtpersönlichkeit förderlich ist.
  • Eine solche ganzheitliche Sexualpädagogik ist von hohem gesellschaftlichem Interesse. Denn neben der positiven Persönlichkeitsförderung der Einzelnen hilft sie nicht nur bei der Heranbildung einer jungen Generation, die den Generationenvertrag einlösen kann, sondern fördert allgemein ein gesundheitliches Verhalten und die Familien- und Kinderfreundlichkeit der Gesellschaft.


Vielen Dank für das Gespräch!
April 2019