Organisation

Katholischer Familienverband Kärnten

Alles Gute zum Muttertag!

"Mutter" kommt von "Mut" - Die Rolle der Frau als Mutter in der Gesellschaft

In den 1960er Jahren wäre dies ein klar zu definierendes Thema gewesen. Damals wurde ich geboren und der Stand meiner Mutter war klar: Hausfrau und Mutter von 5 Kindern ... Für eine Frau bedeutete eine Heirat meistens einen gesellschaftlichen Aufstieg, Wertschätzung und Akzeptanz kamen ihr entgegen.

Keine dieser vielen Hausfrauen wurde gefragt, was heute junge Mütter pausenlos gefragt werden: „Wann gehst du wieder arbeiten? Wie hältst du das nur aus mit den Kleinen? Fällt dir die Decke nicht auf den Kopf?“.
Fakt ist: Es gab einmal eine Zeit, in der Menschen wussten, was es bedeutet einen Haushalt zu managen. Ein Nest zu bauen, Leben zu empfangen und weiterzugeben. Damals wurde in der Schule gelehrt: „Die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft. Deshalb muss sie geschützt werden.“ Und der Staat trug diesem Ziel Rechnung: Es gab ein Steuersystem, das Luft zum Atmen ließ. Es war möglich, eine Familie mit einem durchschnittlichen Einkommen zu ernähren. Daneben konnte man noch sparen für den Bau des Eigenheims. Auch wenn die Arbeit der Mütter nicht im Bruttosozialprodukt bemessen wurde, so war doch allgemein klar, dass ihre Leistung für die Gesellschaft unverzichtbar ist. So konnte eine Mutter ihre Aufgabe selbstverständlich und langfristig wahrnehmen und es gab – wen wundert es - eine deutlich höhere Geburtenrate.

Daneben gab es immer berufstätige Frauen. Die Familien waren noch größer und intakter, und so konnten die Kinder oft im Rahmen einer Großfamilie betreut werden. Im Zuge der vermeintlichen Gleichberechtigung kamen dann die großen Veränderungen. Frauen sollten gleiche Chancen haben wie Männer, ihnen sollte die Erwerbsarbeit schmackhaft gemacht und Karriere ermöglicht werden.

Veränderte Rahmenbedingungen

Und heute? Neben den positiven Seiten der Emanzipation - gleiche Zugänge zu bzw. gleiche Gehälter in fast allen Berufen - änderte die Politik die Rahmenbedingungen. Stück für Stück wurden Familie und Nachwuchs privatisiert. „Wenn du Kinder willst, dann bitte – aber sieh zu, wie du fertig wirst.“ „Mehr als zwei Kinder? Selber schuld.“
Für Familien ist es eng geworden. Umfragen der Statistik Austria zeigen, dass die Vorstellung, Kinder zu haben zunehmend als Last empfunden wird. „Wieso Kinder kriegen und mich einschränken? Im Beruf habe ich Wertschätzung und ein gutes Einkommen“, so eine 34-Jährige. „Ich bin gut ausgebildet. Außerdem will ich mein Leben genießen.“ Materiell gesehen ist „double income – no kids“ die attraktivere Variante.

Zu all dem kommt die Verunsicherung durch das von der EU verordnete Gendermainstreaming: Geschlechterrollen seien austauschbar, heißt es. Wir hören: Familie sei da, wo zwei Generationen beieinander leben, egal in welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zueinander stehen. Für Kinder sei es egal, ob sie mit gleichgeschlechtlichen Paaren oder Vater und Mutter aufwachsen. Die Demontage eines einst anerkannten Lebensmodelles ist in vollem Gange.
Es gibt viele Frauen, die heute beruflich sehr erfolgreich sind. Und das ist gut so. Und doch: Kaum eine Frau – und sei sie noch so erfolgreich -, die nicht nach der Geburt ihres Kindes mit leuchtenden Augen sagt, dass nichts ihr ein solches Glücksgefühl beschert habe wie dieses Kind. Die vielen - und unbestritten guten - Möglichkeiten, die Frauen heute offen stehen, bergen eine Gefahr in sich: die Gefahr, am Wesentlichen vorüber zu gehen.

Unveränderliche Werte und Wahrheiten

Eine der Wahrheiten ist, dass Gott die Menschen als fruchtbare Wesen erschaffen hat. Aus Gottes Sicht haben Frauen den Stand von Schöpfungsgehilfinnen. Gott in seiner Allmacht hätte die Vermehrung auch anders regeln können - aber er bezieht den Menschen intensiv dabei ein. Gott ist auch ein Gott der Gemeinschaft. So gebraucht er die eheliche Gemeinschaft, um neues Leben zu schaffen. Letztlich sind wir ja nur Zeugen dessen, was auf geheimnisvolle Weise geschieht, wenn ein Mensch „gezeugt“ wird. Im ersten Buch der Bibel heißt es: „Seid fruchtbar und vermehrt euch.“ Wohl kaum ein Gebot der Bibel, das so nachhaltig an Akzeptanz verliert, um nicht zu sagen: missachtet wird. Immer weniger Menschen entscheiden sich für mehrere Kinder. Kinder werden als Störfaktor und Lebensstandardeinschränkung empfunden.

Aber welche Zukunft hat eine Welt ohne Kinder? Kinder werden verhütet, eine ganze Industrie lebt davon. Spricht man heute über Sexualität, so wird auch bei Christen mehr über das Verhüten von Fruchtbarkeit als über Fruchtbarkeit selbst gesprochen. Kindern in der Schule fallen zum Thema „Sex“ als erstes die Worte Kondom und Aids ein – nur selten das Wort „Baby.“ Die Tatsache, dass im reichen Österreich jedes dritte Kind abgetrieben wird, ist ein zusätzlicher trauriger Beleg. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gab es eine Generation, die das Leben des Nachwuchses derart gravierend verhinderte. Fakt ist: mit einer Fertilitätsrate von 1,4 Kindern pro Frau sind wir von der Vermehrung weit entfernt. Wir halten nicht einmal den Stand, wir schrumpfen – und das gewaltig.
Wir brauchen mutige Mütter. Frauen, die keine Scheu haben, Mütter zu sein, die das Leben dankbar annehmen und weitergeben. Die sich das Ruder nicht aus der Hand nehmen lassen, die die Erziehung nicht an Institutionen delegieren, sondern ihrer inneren Stimme trauen und sich in das Leben ihrer Kinder hinein investieren.

Betreuung ist teuer

Frauen sollten die Wahl haben, ob sie ihre Kinder selbst betreuen oder dies „qualifizierten Experten“ in Institutionen überlassen. Während letzteres von der öffentlichen Hand finanziert wird, gilt der gleiche Job bei den eigenen Kindern nichts. Die institutionelle Betreuung von Kindern ist nämlich teuer: Rechnet man Erstellungs-, Instandhaltungs- und vor allem Personalkosten realistisch ein, beläuft sich der Kostenbedarf für eine ganztägige Betreuung auf 800 bis 2500 Euro pro Kind und Monat (je nach Lage auf dem Land oder in der Stadt). Der größte Teil davon wird von der öffentlichen Hand bestritten, d.h. ist eigentlich eine Subvention für Eltern, die diese Form der Betreuung in Anspruch nehmen (müssen).
Dass es auch anders geht zeigt die kleine Gemeinde Berndorf in Salzburg: Sie hat den Schritt gewagt und einen einstimmigen Gemeindebeschluss gefasst. Hier wird – zumindest in den ersten 3 Lebensjahren – die familienexterne (Krippe/Kindergarten) und die familieninterne Betreuung finanziell gleichgestellt („Berndorfer Modell“).
Am qualifiziertesten für das Kind sind im Normalfall immer noch die eigenen Eltern. Diejenigen Mütter, die dies wahrnehmen möchten, sollten die Möglichkeit dazu haben – und zwar nicht nur in den ersten drei Lebensjahren! Mütter geben nicht nur Leben weiter, sie prägen es auch und sind damit in der Lage, stark zu machen. Die Bindungsforschung belegt eindrücklich die Bedeutung ihrer Rolle. Die Jahre der vollzeitlichen Mutterschaft sind für die gesamte Gesellschaft von großem Wert und daher der Erwerbsarbeit gleichzustellen.

Es braucht Fantasie und Kreativität neue Modelle zu entwickeln. Das Modell der Gleichzeitigkeit – Ausbildung, Partnerfindung, Job und Kinder – führt in die Überforderung. Warum nicht nacheinander? Es hat noch keinem Kind geschadet eine intelligente und gut ausgebildete Mutter zu haben. Der Staat hat die Aufgabe für Familien und Frauen entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
82% der 14 bis 29-Jährigen wünschen sich eine eigene Familie und Kinder. Die jungen Frauen haben den Wunsch, diese Kinder selbst zu betreuen. Das macht Mut und gibt Hoffnung, dass die Rolle der Mutter wieder eine Chance auf einen festeren Stand in der Gesellschaft hat.
Es braucht wache Frauen, die sich der Bedeutung ihrer Rolle als Mutter neu bewusst werden. Es braucht Anwältinnen des Lebens. Frauen, die Ja zum Leben sagen.

Gudrun Kattnig

Der Artikel erschien erstmals in der Zeitschrift "mehr" Ausgabe 32/2013

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