Organisation

Referat für Seniorenpastoral

Verschluss-Sache Alter

Was wir aus der Corona-Krise gelernt haben

Wie haben Haupt- und Ehrenamtliche in der Altenheimseelsorge und Seniorenpastoral die Zeit während des Lockdowns erlebt? Drei Frauen berichten darüber.

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Martina Stefan-Guggenberger (privat)

Es war eine schlimme Zeit, denn der Hauptbeweggrund für viele alte Menschen in eine stationäre Versorgung zu wechseln, war die Einsamkeit und Isolation in ihrem alten Zuhause. Nur diese Einsamkeit und Isolation stellte sich mit jedem Tage wieder mehr ein. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden aufgefordert, nur mehr für wichtige Angelegenheiten das Haus zu verlassen und den Kontakt mit ihren Lieben zu minimieren. Die Eingangstüren wurden geschlossen und konnten nur mehr von Bediensteten und Bewohnern mit Schlüssel geöffnet werden. Entsprechende Zutrittsbedingungen wurden geschaffen, um die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner gewährleisten zu können. In dieser Zeit, in der Verbote, Handlungsrichtlinien sowie Hygienemaßnahmen unsere sonst so bunte und abwechslungsreiche Aktivitätentafel füllten und tonangebend waren, mussten wir uns überlegen, wie die Bewohnerinnen und Bewohner in dieser Zeit doch für uns erreichbar blieben. Es mussten Wege gefunden werden, um die doch von einigen Menschen im Haus eingeforderten „Einkaufstouren“ besser unter Kontrolle zu bekommen.
Eine schöne Initiative dieser Zeit entstand hier durch unsere Patoralassistentin Sabine Kämmerer, die telefonische Gespräche für unsere Bewohner anbot und auch anlassbezogene, schöne Aushänge mit Psalmen und ansprechenden Fotos gestaltete.
Viele Bewohner erwarteten bereits neugierig die Aushänge von Sabine, um wieder Neues und Abwechslungsreiches zu erfahren.

Dies waren schöne und lichte Momente und man blickte in lachende und strahlende Gesichter.

Mag. (FH) Martina Stefan-Guggenberger, BScN, Heimleiterin Seniorenwohnheim Villach

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Heidi Stockenbojer (Caritas)

Ehrenamtliche die in Ihrer freiwilligen Aktivität verankert und gut durch die Krise gegangen sind, wissen um die Wichtigkeit - gerade zu Zeiten von Corona - Bescheid und haben trotz der schwierigen Umstände versucht, das Beste daraus zu machen. Während des Lockdowns wurde versucht - wenn möglich - zumindest telefonischen Kontakt zu halten. Als mit Anfang Mai Besuche wieder möglich waren, nahmen einige der Begleiter*innen die Gelegenheit wahr und stellten sich den erhöhten Hygiene- bzw. Sicherheitsmaßnahmen. Nicht nur in den Heimen gab es wieder Begegnungen, sondern auch mitunter bei Klienten, die zu Hause besucht wurden, und da traf man sich mit gebührendem Abstand im Garten.
Zum größten Teil bestehet die Freiwilligenarbeit im Alltagsbegleiter- und Hospizbereich aus Menschen, die auf Grund ihrer persönlichen Geschichte oder der Verfügbarkeit von mehr Zeit im Ruhestand, sich zu dieser Tätigkeit entschieden haben. Für manche von Ihnen änderte sich die private Situation und es entstand mehr „Eigenbedarf“ in der Familie. Einige der Freiwilligen merkten durch den wochenlangen Stillstand, dass ihnen das Besuchen nicht sonderlich fehlt oder vielleicht sogar schon eine Belastung war. Da das Engagement des Begleitens zu einem großen Teil die Tätigkeit von Menschen ist, die sich bereits in Pension befinden, zählen diese natürlich auch zu der Gruppe der gefährdeten Personen - was so manchen logischerweise vorsichtig sein und abwarten lässt. Einige litten unter der Isolation und das Fehlen der sozialen Kontakte, andere wiederum genossen die Zeit, die sich auf die wesentlichen Begegnungen beschränkte und eine gewisse Freiheit - durch die Befreiung von Verpflichtungen - mit sich brachte.

Corona hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein und dass der Bedarf an Freiwilligen immer größer wird.

Heidi Stockenbojer,Mobiles Hospiz & Besuchsdienst der Caritas

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Mag. Maria Bauer (privat)

Vor der Corona Krise kam ich alle 14 Tage mit einer Schülergruppe ins Pflegeheim, um dort gemeinsam mit den Bewohnern zu singen, zu spielen, zu erzählen –um Zeit miteinander zu verbringen. Seit vielen Jahren freuen sich sowohl Bewohner*innen als auch die Kinder aufeinander, mehr noch: Sie warten aufeinander, und freuen sich aufeinander.

Plötzlich war alles anders, die Heime waren geschlossen für uns, die Schulen auch. Im Homeschooling war ich verbunden mit den Kindern und von Anfang an war die Frage, was denn mit den Menschen im Pflegeheim sei, wie es ihnen geht, wann wir wieder hingehen dürfen. Um die Verbundenheit auszudrücken, wurden zuhause von den Kindern Briefe geschrieben, kurze Videos gedreht mit Botschaften, die an die Bewohner*innen weitergegeben werden sollten, die schon schlecht sehen. Die Kinder haben Zeichnungen, Bilder, Fotos gemacht. Wir haben es gesammelt, organisiert, dass alles zu mir kam. Bis an die Eingangstüre des Pflegeheimes durfte ich alles bringen, dort einer Pflegekraft übergeben. Die Rückmeldungen der Bewohner waren berührend. Über Video- und WhatsApp Botschaften, die wir an die Kinder weitergeleitet haben, drückten die Bewohner*innen ihre Freude aus.

Es war berührend, und doch - es war anders.

Mag. Maria Bauer, ehrenamtliche Besucherin im Haus Martha, Caritas