“Arche” - die etwas andere Institution
Beziehung macht das Leben lebenswert

Die „Arche“ bietet keine „Lösung“ für die Unterbringung behinderter Menschen, sie ersetzt keine der herkömmlichen Institutionen, erklärt Astrid Froeb, als sie am 4. Mai 2011 im Diözesanhaus gemeinsam mit Kristine Dimitriou und Felix Scholz die Gemeinschaften der Arche vorstellt. Weshalb bemühen sich also Menschen, in Kärnten eine „Arche“ (nach Jean Vanier) aufzubauen?
Als Jean Vanier 1964 ein Haus in der Nähe von Paris kaufte und zwei Menschen mit geistiger Behinderung bei sich aufnahm, wollte er ihnen ein familienähnliches Leben ermöglichen. Der ehemalige Marineoffizier und Philosophieprofessor hatte zuvor mit seinem Freund und geistlichen Begleiter eine Institution besucht, in der eine große Zahl von Menschen mit geistiger Behinderung untergebracht war.
Liebst du mich?
Ihr eintöniges, eingepferchtes Anstaltsleben berührte ihn, er spürte ihren Schrei: „Kommst du wieder? Liebst du mich?“ und verstand ihn als Ruf Gottes. – In der kleinen Hausgemeinschaft lernte einer vom anderen, wie einfach und wie herausfordernd Leben in Gemeinschaft sein kann. Freunde besuchten die drei und halfen da und dort, Jean Vanier besaß die Gabe der Kommunikation, Segen ruhte spürbar auf der kleinen Gemeinschaft, und bald wuchsen auch an anderen Orten „Arche“-Gemeinschaften. Heute gibt es 139 Gemeinschaften in 35 Ländern auf allen Kontinenten.
Bei allen Anpassungen an die Kultur der Länder, bei allen Entwicklungen haben die Gemeinschaften doch eines gemeinsam: Sie sind nicht „Institution“ (auch wenn sie in den europäischen Ländern offizielle Einrichtungen der Behindertenhilfe sind), sondern möchten Gemeinschaft leben. Jede/r ihr/sein eigenes Zimmer, Wohnzimmer und Küche werden wie in einer Familie gemeinsam genützt, Mahlzeiten gemeinsam eingenommen, die Freizeit gemeinsam gestaltet. Nicht wegzudenken sind auch gemeinsame Gebetszeiten.
Zeichen und Anwalt sein
Arche-Gemeinschaften bieten so Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung neben den bewährten Institutionen eine weitere Möglichkeit. Durch ihren familiären Charakter setzen sie ein Zeichen, dass auch Menschen mit Behinderung in Kirche und Gesellschaft der gleiche Platz zusteht wie Menschen „ohne Behinderung“ (die Anführungszeichen seien erlaubt).
Jean Vanier wird nicht müde zu betonen, dass er erst durch die Arche gelernt habe, was Mensch-Sein ausmacht: nämlich nicht Erfolg haben, mächtig sein usw., sondern klein werden, sich geliebt wissen und lieben. Ebenso verstehen sich auch die Arche-Gemeinschaften als Anwälte dieser Werte: Es oft sind die „Kleinen“, in diesem Fall Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, die gerade durch ihr Angewiesensein, aber auch durch ihre Spontaneität und Herzlichkeit Liebe in die Gesellschaft bringen und nach Liebe schreien. Und wenn ich mich darauf einlasse, ihnen von Herzen zu Herzen zu begegnen, entdecke ich, wie viel innere Schönheit, wie viele Gaben sie haben.
Vielleicht auch du?
Gerade junge Menschen lassen sich gerne auf dieses Abenteuer ein und erleben die Arche als Ort, der sie Wesentliches entdecken lässt und ihr Leben prägt. Aus dem Kennen lernen wurde ein Besuch, aus dem Besuch ein Engagement für ein Jahr, erzählt Kristine Dimitriou, die von Kärnten aus in die Arche Landsberg (Bayern) gegangen ist.
Nähere Informationen:
- Alexandra Liechtenstein (Freundeskreis für eine Arche Kärnten): Tel.: 0676/ 53 16 296
- Astrid Froeb (Koordinatorin für die Arche in Österreich und Deutschland): Tel.: 0049-5482/ 40 18 984
Mail: freundeskreis-arche-kaernten@gmx.at
Mail: region@arche-deutschland.de