Pfarre

Pisweg

Eine virtuelle Reise zu den Fastentüchern in Kärnten

Die Fastentücher von Pisweg

Das Pisweger Fastentuch (Monika Suntinger)
Das Pisweger Fastentuch (Foto: Monika Suntinger)

Am Hochaltar:
Fastentuch vom Zentraltyp, datiert 1793 / 4,50 x 3,00 m

An den beiden Seitenaltären:
Zwei ein-szenige Fastentücher, Beweinung Christi und Grablegung Christi
Letztes Viertel 18. Jh. / 1,90 x 1,32 m / Öl auf Leinen

Hoch über dem Gurktal liegt die Pfarrkirche zum Hl. Lambert in Pisweg. Bereits im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt geht sie auf eine Gründung durch das Benediktinerstift St. Lambrecht in der Steiermark zurück.

In der Fastenzeit wird der Hochaltar der Kirche passgenau von einem Fastentuch verdeckt, welches augenscheinlich stets dort hing, wo wir es heute betrachten dürfen. Das Tuch hat zwar im Laufe der Zeit etwas gelitten, das dünne Leinen macht einen etwas zerschlissenen Eindruck, dennoch besticht es durch die Leuchtkraft der Farben.

Zentral ragt in der Mitte das Kreuz mit dem bereits toten Christus empor. Rund um das Kreuz sind vier Passionsszenen in Medaillons angeordnet:

Jesus am Ölberg mit den schlafenden Jüngern, dem herannahenden Judas und den Soldaten im Hintergrund (o.li.), die Geißelung (o.re.), die Krönung mit der Dornenkrone (u.li.) und das Tragen des Kreuzes bzw. die Begegnung mit den weinenden Frauen (u.re.). Zur Verstärkung der Passionsszenen sind unter den Medaillons die entsprechenden Stellen der Heiligen Schrift angeführt und korrespondieren mit dem Schriftzug über dem Kreuz „Vater! in deine Händ befehle ich meinen Geist.“ Am Fuß des Kreuzes findet sich in einem Stein die Jahreszahl der Entstehung: 1793. Der Künstler des Tuches bleibt jedoch unbekannt, da er sein Werk nicht signiert hat.

Reiner Sörries sieht im Fastentuch von Pisweg einen echten „Vertreter der barocken Fastenbehänge, die sich durch eine immer stärker werdende Konzentration auf die Leidensgeschichte auszeichnen. Dabei wird eine Darstellungsweise bevorzugt, die sich gefühlsbetont an die Mitleidensfähigkeit des Betrachters wendet.“ Damit steht das Tuch ganz im Fluss der Zeit, welcher die Heilsgeschichte des alten, oder ersten Testamentes, immer mehr in den Hintergrund rückte und den Fokus allein auf das Erlösungswerk Jesu Christi richtete.

Im Jahre 2001 wurden zwei weitere Fastentücher in Pisweg aufgefunden, restauriert und sind heute wieder zu sehen. Sie sind vermutlich etwas jünger und weisen (ganz im oben erwähnten Sinne der Verknappung) auch nur jeweils eine Szene auf. Am linken Seitenaltar findet sich die Beweinung Christi (Pieta) und am rechten Seitenaltar die Grablegung Christi.

Die Ruhe der Umgebung, die Stille des Ortes und der harmonische Gesamteindruck von Kirche mit den drei Fastentüchern lassen hier das Herz zur Ruhe kommen. Zugleich könnte in der meditativen Stimmung aber auch die bange Frage aufbrechen, wer denn die notleidenden Menschen heute sind, welche verraten, misshandelt und getötet werden… Sie alle wollte dieser Jesus von Nazareth mit hinein nehmen in sein Leiden und Sterben. Sie alle aber ebenso mitnehmen hinein in seine Auferstehung. Und wenn am Fuß des Kreuzes im Hintergrund das himmlische Jerusalem im Morgenrot aufleuchtet, so ist damit inmitten des Leides etwas vom Licht der Auferstehung und des Heiles anwesend.

Wenn dann vielleicht gerade die vormittägliche Sonne durch die südöstlichen Fenster in die Kirche dringt und hinter dem Schleier von Schmerz und Leid das Licht durchscheint, kann das Herz andächtig in das glaubende Vertrauen kommen, dass uns Gott am Ende mit seinem Glück erwartet und beschenkt.


Öffnungszeiten der Kirche: Täglich von 9 – 17 Uhr

Kontakt:
Pisweg 1, 9342 Gurk
Tel: 0664/6207207
E: pisweg@kath-pfarre-kaernten.at


Tücher in der Nähe:

  • Zweinitz - Kreuzstichtuch, 2016, Feldertyp
    Die Kirche ist von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
  • Weitensfeld - 19. Jh., Ölbergszene und Geißelung, einszeniger Typ
    Die Kirche ist im hinteren Bereich geöffnet (Gitter). Wenn man eine nähere Besichtigung wünscht, bitte Provisor Charles Deekollu kontaktieren – 0676/8772 8344.
  • Altenmarkt - 19. Jh., Kreuzigungsgruppe, einszeniger Typ
    Die Kirche ist im hinteren Bereich geöffnet (Gitter). Wenn man eine nähere Besichtigung wünscht, bitte Pfarrer Mag. Robert Jamróz kontaktieren – 0676/8772 8335.
  • Lieding - 2. Hälfte 18. Jh. / Fastentuchfolge: Kreuzigungsgruppe, Geißelung und Dornenkrönung
    Zur Besichtigung bitte um Voranmeldung: Pfarrhof Straßburg - 04266 2279.
  • Straßburg - St. Nikolaus, zeitgenössisch - 2009, Feldertyp von Ferdinand Penker
    Die Fastentücher sind täglich bis Montag in der Karwoche von 8 - 18 Uhr zu besichtigen.
  • Straßburg - St. Nikolaus, historisch - 2. Hälfte 17. Jh., Kreuzaufrichtung, einszeniger Typ
    Die Fastentücher sind täglich bis Montag in der Karwoche von 8 - 18 Uhr zu besichtigen.

Weitere Fastentücher, alle dazugehörenden Informationen und Fotos finden Sie auf >> Fastentücher in Kärnten