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Referat für Menschen mit Behinderungen

Leben mit Asperger-Syndrom

 (© Foto: Ombres et Lumière)
(© Foto: Ombres et Lumière)

Bob Dylan, Einstein, Darwin, Mozart, Michelangelo: Lang ist die Liste der Berühmtheiten, die vielleicht ... Die „Britain’s Got Talent“-Gewinnerin Susan Boyle ist eine der wenigen, bei der es tatsächlich diagnostiziert ist und die es auch öffentlich gemacht hat: das Asperger-Syndrom.

Auch im Redaktionsteam haben wir beim Aufarbeiten des Themas an zahlreiche Menschen gedacht, die mehr oder weniger der Züge und Eigenheiten besitzen, wie sie in dieser Ausgabe von „Schatten & Licht“ dargestellt werden.

Seit den 1980er-Jahren hat sich die Autismus-Forschung intensiviert, Bewusstsein dafür und Wahrnehmung sind gestiegen. Das ist gut, denn es ist ein Schritt aus dem Tabu-Bereich heraus in Richtung Normalität. Vom Asperger-Syndrom zu wissen, kann zum Verständnis mancher Situationen und Mitmenschen helfen: Nicht alle Menschen sind gleich gestrickt, es gibt auch neurobiologische Abweichungen von der Mehrheitsbevölkerung, die man mit freiem Auge in der Regel nicht sieht.

Es gibt Menschen, die überempfindliche Nasen, Ohren und Augen haben, aber für alles, was Atmosphäre, Beziehung oder Zwischenmenschliches betrifft, über keine entsprechende „Antenne“ verfügen. Einen Gefühlsausbruch würden sie vermutlich, wie Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise, bestenfalls mit hochgezogener Augenbraue als „faszinierend“ deuten. Neurobiologen erklären dies mit Besonderheiten bei der Übermittlung und Verarbeitung von Informationen. Auch wenn es möglich ist, diese verstandesmäßig zu trainieren, bleibt doch eine gewisse Benachteiligung gegenüber dem intuitiven Erfassen von Situationen bestehen. Wie der Psychologe Rudolf Winkler im Interview erklärt, gibt es zwischen Null und Hundert alle Abstufungen: Die einen haben ihren Platz im Lebenund durch ihre Talente auch Anerkennung gefunden, andere gelten als Sonderlinge oder sind auf vielfältige Hilfen angewiesen.

Wenn wir um unsere eigenen Besonderheiten und die der anderen wissen, können wir uns gegenseitig helfen, statt uns das Leben schwer zu machen. Wir werden frei, die Unvollkommenheiten als Chance zu sehen: nämlich dass andere Menschen andere Unzulänglichkeiten haben als wir, und dass wir gemeinsam vollkommener werden – wenn wir es zulassen, uns gegenseitig zu ergänzen. Lassen Sie sich durch die Lektüre dieser Beiträge einladen, die verborgene Schönheit und versteckte Talente in Menschen zu entdecken, die aufgrund ihrer Verschiedenheit eher im Abseits der Gesellschaft stehen! Schon im Vorfeld hat das Thema dieser Ausgabe großes Interesse geweckt. Weil uns zahlreiche Buchtipps zugetragen wurden, haben wir diesen mehr Raum gegeben und die Beiträge ein wenig anders als gewohnt angeordnet.

 

Erfahrungen und Fachartikel zum „Leben mit Asperger-Syndrom“ finden Sie in der gedruckten Ausgabe von „Schatten & Licht“.