Pfarre

Millstatt

Pfarre St. Salvator und Allerheiligen Millstatt

 (© Foto: © RO)
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Geschichtlicher Überblick

Der Ortsname Millstatt ist vermutlich slawischen Ursprungs ("mil stat" = Ort der Gnade) und stellt somit einen Bezug zur Legende um den Slawenherzog Domitian her. Diesem Lokalheiligen soll der Ort seine Gründung und die erste Kirche verdanken.
Im 9. Jh. existierte bereits eine karolingische Kirche, von der Flechtwerksteine im Durchgang zum ersten Stiftshof und das Petrusrelief an der Außenwand der Nordwestecke der Siebenhirterkapelle erhalten sind.
Im Mittelpunkt des Marktes entstand zwischen 1070 und 1088 als Stiftung des Brüderpaares Aribo II. († 1102) und Poto († 1104), beide aus dem norisch-bayerischen Geschlecht der Aribonen mit Pfalzgrafenwürde, vermutlich am Ort eines Vorgängerbaues aus karolingischer Zeit die Benediktinerabtei Millstatt mit zahl-reichem Zugehör. Die ersten Mönche kamen aus dem Reformkloster Hirsau. Der erste namentlich bekannte Abt hieß Gaudentius (1091-1105). Zwei Äbte seien besonders hervorgehoben. Zum einen ist dies Otto II., 1136 und 1166 urkundlich erwähnt. Er versah das Amt eines Archidiakons der Salzburger Kirchen in Oberkärnten. Unter ihm kam es zu einem verheerenden Kirchen- und Klosterbrand. Mit ihm begann der große Neubau der Kirche. Zum zweiten muss Heinrich II. aus dem Geschlecht der Grafen von Andechs-Giech erwähnt werden. Er stand dem Kloster ab 1166 vor und ließ das romanische Kirchenportal errichten. Seine Mutter Chunizza liegt in der Siebenhirterkapelle begraben. Damals schuf die Millstätter Bildhauerschule, die in die Kunstgeschichte eingegangen ist, die berühmten Skulpturen des Westportales und den Kreuzgang.Die einzigartigen Formen von Säulen und Kapitellen im Kreuzgang werden ebenfalls in allen Kunstführern ausführlich gewürdigt. Eine Schreibschule schuf etwa gleichzeitig die "Millstätter Genesis" und die "Physiologus-Handschrift" in frühmittelhochdeutscher Sprache. (Heute im Landesmuseum Klagenfurt.) Das Kloster zählte in der Mitte des 13. Jh. 150 Konventsmitglieder und unterhielt eine öffentliche Schule. 1245 wurde dem Abt Otto III. für sich und seine Nachfolger das Recht der Pontifikalien verliehen. Neben dem Männerkloster bestand seit dem 12. Jh. auch ein Frauenkloster. Es besaß eine kleine, dem hl. Andreas geweihte Kirche. Das Kloster wurde 1455 aufgelassen, die Andreaskirche war noch 1786 in Kultgebrauch, wurde dann profaniert und erst nach der Mitte des 19. Jh. abgetragen.
Kaiser Friedrich III. erwirkte 1469 von Papst Paul II. eine Bulle zur Errichtung eines geistlichen Ritterordens zur Abwehr der Türkengefahr. Als Sitz des Ordens, dessen Patron der hl. Georg war, wurde Millstatt ausersehen, somit das Benediktinerkloster aufgehoben und dem St. Georgs-Ritterorden übergeben. Unter den Hochmeistern Johann Siebenhirter (1469-1508), Johann Geumann (1508-1533) und Wolfgang Prantner (1533-1541) wurde das Kloster durch ein Ordensschloss und wehrhafte Ringmauern befestigt. 1496 stiftete der letzte Graf von Görz nach dem Tod seiner Frau Paola die kunsthistorisch bemerkenswerten und kostbar gefertigten Gonzaga-Truhen den Ordensrittern, davon ist nur eine, noch dazu unvollständig, in Millstatt verblieben. Nach einem neuerlichen Großbrand (1510), der die romanischen Kirchendecken zerstörte, wurde das Gotteshaus mit einem spätgotischen Netzrippengewölbe eingewölbt und um neue Chorschlüsse erweitert. In dieser Zeit erfolgte neben der regen Bautätigkeit an Kirche und Kreuzgang eine reiche Ausgestaltung mit Fresken. Aus der Spätzeit des St. Georgs-Ritterordens stammt noch das bedeutende Fastentuch (1593).
1598 hob Ehz. Ferdinand (der spätere Kaiser Ferdinand II.) den Orden auf und übergab Kirche und Kloster den Grazer Jesuiten, die die Baulichkeiten barockisierten und erweiterten. Am Kalvarienberg entstand ein Kirchlein, am östlichen Ortsende wurde um 1620 das "Hohe Kreuz" errichtet. 1690 verursachte ein schweres Erdbeben massive Schäden an den Gebäuden. 1737 rebellierten 300 Bauern der Herrschaft Millstatt unter der Führung von Paul Zopf gegen die hohen Abgaben an die Patres.
1773 erfolgte unter Maria Theresia die Aufhebung der Jesuitenresidenz. Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche und der letzte Superior P. Dr. Ignaz Tschernigoy († 1787) erster Ortspfarrer. Er rettete aus der wertvollen Klosterbibliothek (1775 Werke, davon allein 225 Handschriften) nur einige Bücher und Urkunden. Was die Kirche 1773 besaß, ist erhalten geblieben. Das Ordensschloss, die Klostergebäude und die Liegenschaften gingen an die Studienfondsherrschaft über, deren Kameralpfleger die Bauten vernachlässigten.
Ab 1878 setzte sich Gottlieb Freiherr von Ankershofen mit Nachdruck für eine Restaurierung ein. 1878 legte man das von den Jesuiten zugemauerte romanische Westportal frei, ab 1893 konnte man die gotischen Fresken wieder sehen. Heute sind nahezu alle Kunstschätze restauriert. 1977 baute eine der führenden europäischen Orgelbaufirmen aus Dänemark die gewaltige Marcussen-Orgel. Mit diesem Instrument und organisiert von einem äußerst rührigen Orgelverein wird die ehrwürdige Stiftskirche nunmehr für verschiedenste Konzerte genützt. Seit 1980 sind im Stiftsmuseum Exponate und Dokumentationen zur Ortsgeschichte ausgestellt.

Pfarr- und ehemalige Stiftskirche "Christus Salvator und Allerheiligen"

Eingangsbereich zum alten Friedhof: Die Kirche ist im Westen, Norden und Osten vom alten, inzwischen aufgelassenen Friedhof umgeben. Nur einige bemerkenswerte Grabsteine blieben stehen. An der westlichen Friedhofsmauer links vom Eingangstor ist ein spätbarocker Nischenbildstock mit einer großen geschnitzten Kreuzigungs-gruppe zu sehen: Jesus am Kreuz, Maria und wohl an Stelle eines ehemaligen hl. Johannes der kniende hl. Jakobus d. Ä. Rechts davon ein ebensolcher Bildstock, gemauert, der nach dem Entwurf des akademischen Malers August Veiter aus Klagenfurt als Kriegerdenkmal errichtet wurde. Das Friedhofstor ist gotisch und trägt über der spitzbogigen Öffnung beiderseits rechteckig gerahmte Fresken aus der Zeit um 1490. Außen in Rundbogenarkaden der segnende Heiland zwischen dem hl. Georg mit dem Drachen und dem Herzog Domitian mit der Siegesfahne. Unter dem hl. Georg ist das Wappen des Hochmeisters Johann Siebenhirter, unter dem Salvator das Ordenswappen der Georgsritter und zu Füßen Domitians sein Fantasiewappen, kombiniert aus dem blau-weißen bayerischen Rautenschild und dem Kärntner Wappen, zu sehen. An der Innenseite findet sich - schlecht erhalten - das Schweißtuch Christi zwischen den Apostelfürsten Petrus und Paulus.

Westfassade, Haupteingang und Westtor: Die Westfront wird beherrscht von den beiden mächtigen romanischen Türmen mit den barocken, wahrscheinlich um 1670 aufgesetzten Zwiebelhelmen. Gut erkennbar sind die späteren Vermauerungen der Portale und die Vorzeichnung zum Weltgerichtsfresko, das aus konservatorischen Gründen ins Kircheninnere übertragen wurde. Die 2-jochige Vorhalle besticht durch das monumentale romanische Stufenportal aus weißem Marmor. Im Tympanon beherrscht der apokalyptische Christus, von Sonne, Mond und Sternen umgeben und mit einem Buch in der Hand die Fläche. "Ego sum Alpha et Omega" (Ich bin der Anfang und das Ende) erscheint in Halbfigur dem demütig hingesunkenen Abt Heinrich mit dem Kirchenmodell und segnet ihn. Die umlaufende Inschrift "HEINRICUS ABBAS RUDGERUS ME FECIT" (Heinrich, der Abt und Rudger haben mich gemacht) nennt neben dem Auftraggeber auch den Künstler, was für diese Zeit überaus ungewöhnlich ist.Die skulpierten Bogenläufe, Kapitelle, Viertelsäulchen, Basen sowie der Türsturz folgen in ihren Ornamenten, Tiergestalten, Fratzen und Fabelwesen einem einheitlichen Programm: Abwehr und Bann des Dämonischen und Bösen. Der Türsturz bringt das Bild vom Weinberg, in den Tiere eingedrungen sind, die zwei Jäger zu vertreiben suchen - ein Symbol für den Auftrag der Kirche, den Weinberg Christi reinzuhalten. In der Laibung der Toröffnung stehen zwei gedrehte Säulchen. Oben blicken, gefangen im Drehwulst, der Kopf eines Sünders und einer Sünderin heraus. Darüber an den Kämpfern Kobolde und Kentauren, die an die Säule gebannt sind und in das Haus des Herrn nicht heinein dürfen. Es braucht lange, bis man alle Details erfasst hat. Vom Meister Rudger stammen noch zwei qualitätsvolle Reliefs des Westwerks, das eine am Pfeiler des Nordturmes zeigt einen Vogel, unter dessen Flügel sich die Jungen flüchten, das andere an der Nordwand der Vorhalle zwei einander umarmende Frauen. Beide Darstellungen symbolisieren die Kirche. Der hohe künstlerische Wert dieser Arbeiten liegt im expressiven Charakter und ihrer packenden Formsprache. Eine formale Eigenart Meister Rudgers sind die tiefgebohrten Augensterne, aus denen ein jenseits gebundener Blick spricht.
Zwei spätgotische Türflügel, durch aufgelegtes Maßwerk gegliedert, wurden unter dem letzten Benediktinerabt Christoph II. von Tangern verfertigt. Sie tragen zwischen seinem und dem Millstätter Wappen die zeitlose Mahnung "mensch halt dich zu got - der welt lon ist nur ein spot - a.d. 1464".
Während der 1-jochige Raum unter dem Nordturm ganz zugemauert wurde, ist im Südturm die durch ein Schmiedeeisengitter (1661) abgetrennte Ernestus-Kapelle mit einem Barockaltar untergebracht. An der Ostseite finden sich zwei signierte Fresken aus der Passion von Meister Friedrich aus Villach, deren Stifterin 1428 starb. Am Pfeiler zeigt ein Fresko Maria mit dem Kind und zwei Heilige (Ende 15. Jh.).


Innenraum: Die Maße der Kirche betragen 66 Meter in der Länge, 21 Meter in der Breite und 12,5 Meter in der Höhe. Das dreischiffige Langhaus weist sieben Joche auf, in den vier westlichen Jochen eine basilikale Ausformung mit leicht erhöhtem Mittelschiff, in den 3 östlichen Jochen als Halle ausgebildet. Im westlichen, ältesten Abschnitt herrscht eine gedrückte Pfeilerarchitektur mit massigen Stützen von quadratischer Grundform vor. Die Mittelschiffwand wird gegen Osten hin weitestgehend aufgelöst, die Pfeiler sind schlanker und der Scheitel der Arkadenbögen ist um 3,5 Meter höher als im Westteil. Die ursprünglich romanischen Decken fielen 1290 einem Brand zum Opfer, zwischen 1515 und 1520 erfolgten eine spätgotische Einwölbung, die Einziehung eines spitzbogigen Triumphbogens und verschiedene Um- und Anbauten, darunter drei gotische Chorapsiden mit 3/8-Schluss. Dort sind auch die gemalten Steinmetzzeichen samt Datum verewigt, darunter jenes von "maister daniel" im Hauptchor. Das abschnittsweise geänderte Netz- und Sternrippengewölbe trägt 149 bemalte Schlusssteine mit den Wappen verschiedener Gönner der Georgsritter. Sie geben Zeugnis von der Feudalherrschaft jener Zeit, darunter finden sich die Wappen von Böhmen, Ungarn, Aragon, Burgund, Jerusalem, Mantua u.a.


Wandmalereien: An den Pfeilern des Langhauses sind seit der Freilegung 1913 größere Fragmente einer ursprünglich romanischen, später gotischen Freskierung sichtbar. Eine relativ gut erhaltene romanische Malerei befindet sich am Pfeiler hinter dem Seitenaltar des hl. Franz Xaver (Mittelschiff rechts vorne). Im Netzgewölbe des Mittelschiffs finden sich 4 Evangelistensymbole mit Spruchbändern, nach 1517 (vermutlich zeitgleich mit Wappenschlusssteinen) entstanden. Das bedeutendste Wandbild der deutschen Renaissance ist in dem Weltgerichtsfresko des Villacher Malers Urban Görtschacher erhalten geblieben. Ursprünglich an der Westfassade angebracht, ist es heute an der Südwand des rechten Seitenschiffes vor Witterungseinflüssen geschützt. Dargestellt ist auf 6 Metern Breite und 4 Metern Höhe das Jüngste Gericht in einem durch Säulen und Architrav gegebenen Rahmen, bei dem eine Reihe von zeitgenössischen Potentaten in die Reihe der Seligen aufgenommen wird, darunter Papst Leo X., Kardinal Matthäus Lang, Erzbischof Leonhard von Keutschach, Hochmeister Geuman und Kaiser Maximilian I. Den Auftraggeber Augustinus Reinwald aus Gmünd findet man mit seiner Familie im Sockel links dargestellt, während gegenüber in der Höllenburg der gekrönte Luzifer im Rachen des Ungeheuers die Verdammten erwartet. Die formal ausgewogene Komposition geht auf Raffaels Disputá zurück und muss zwischen 1513 (Matthäus Lang wird Kardinal) und 1519 (Tod des Erzbischofs Leonhard von Keutschach) geschaffen worden sein. Das Fresko ist vor allem im unteren Bereich bereits stark beschädigt.


Einrichtung: Von der romanischen Ausstattung hat sich mit Ausnahme einer prachtvollen Sakristeitruhe, die sich am Ostende des nördlichen Seitenschiffes befindet, nichts erhalten.Die Truhe aus Eichen- und Lärchenholz, reich mit geschmiedeten Eisenbeschlägen versehen, zeigt an den Schmalseiten Reste gemalter Brustbilder der Heiligen Petrus und Paulus und weiße Ornamente auf rotem Grund. Sie wird der Salzburger Schule aus der Mitte des 12. Jh. zugeschrieben.
Von gotischen Altären blieb das Tafelbild hl. Katharina mit Stifter (heute im Stiftsmuseum) von Meister Friedrich aus Villach (1420/30) sowie die in einer Barockfassung auf Konsolen im Hauptchor stehenden Figuren Salvator, Muttergottes mit Kind und des hl. Johannes d. T. (um 1510) erhalten. Im 17. Jh. wurde die Kirche stark barockisiert. Aus dieser Zeit stammt der größte Teil der Einrichtung. Der Hauptaltar (1648), in den großen Formen eines zweistöckigen, von Statuen und Säulen flankierten Portales errichtet, zeigt im Hauptbild von Johann Bartl (1826) Heilige aller Stände in Verehrung der Hl. Dreifaltigkeit und im Aufsatzbild Christus Salvator mit den Heiligen Margareta und Barbara. In den seitlichen Interkolumnien stehen überlebensgroße Statuen der Lokalheiligen Leopold von Österreich und Herzog Domitian von Millstatt. Mensa (darin ein romanischer Flechtstein) und Tabernakelaufsatz sind aus dem Spätbarock, die flankierenden Engel mit Füllhörnern um 1720 entstanden. In der Fastenzeit wird der Hochaltar von einem 50 m2 großen Fastentuch verhüllt (8,6 m lang, 5,6 m breit). Es zeigt 41 mit Leimfarben auf ein Tuch gemalte Einzelbilder (12 Szenen aus dem Alten, 29 aus dem Neuen Testament). Fast alle Motive übernahm der Maler Oswalt Kreusel Werken von Albrecht Dürer. Das kunsthistorisch bedeutsame Fastentuch entstand 1593, finanziert von 2 Gönnern, deren Wappen das Tuch zieren. Wegen der dargestellten "Nuditäten" fand es Ende des 19. Jh. keine Verwendung mehr, wurde 1932 nach Klagenfurt in die Priesterhauskirche überstellt, ist aber 1984 dank der Bemühungen kunstinteressierter Millstätter Bürger wieder an seinen ursprünglichen Bestimmungsort zurückgekehrt. Im Chorraum des nördlichen Seitenschiffs steht der Kreuzaltar (um 1770) mit Rokokozierat und dem Hauptbild "Beweinung des Gekreuzigten", das Oberbild zeigt eine Herz-Jesu-Darstellung. Im Chorraum des südlichen Seitenschiffs wurde ebenfalls um 1770 der Georgsaltar mit dem Hauptbild des Patrons der Georgsritter inmitten der 14 Nothelfer und im Oberbild mit einer Darstellung des hl. Hauptes errichtet. Die beiden Pfeileraltäre der Heiligen Ignatius von Loyola (links) und Franz Xaver (rechts), beide Pilasterretabel mit einem Altarbild des jeweiligen Heiligen, einem gesprengten Segmentgiebel und reich geschnitztem Rahmen sind 1622 angefertigt worden. Sie nehmen zusammen mit den Konsolfiguren im Mittelschiff ein typisch jesuitisches Programm auf. Der Kanzel gegenüber stehen der hl. Ignatius, daneben die hll. Franz Xaver und Franz Borgia, ihnen gegenüber die hll. Stanislaus Kostka mit Jesuskind und Aloysius von Gonzaga.


Kapellen: Zwischen 1490 und 1505 wurden an beiden Seitenschiffen Kapellen angebaut. Die Siebenhirterkapelle birgt im nördlichen Seitenschiff einen barocken Marienaltar: Die Gottesmutter überreicht dem hl. Dominikus den Rosenkranz, rechts ist Papst Leo XIII. zu sehen. Das Gemälde stammt von August Veitscher (um 1890). An der Nordwand ist der Grabstein von Hochmeister Johann Siebenhirter († 1508) aus rotem Admonter Marmor befestigt. Das Werk schuf der Augsburger Bildhauer Hans Peuerlin um 1500. Weiters sind noch das von Johann Geumann gestiftete Taufbecken aus weißem Marmor (1521) sowie am Boden eingelassen der weiße Gedenkstein der Gräfin Kunigunde von Andechs-Giech (Mutter des Abtes Heinrich II.) zu sehen. Sie ist die einzige erhaltene Grabplatte aus der Benediktinerzeit.
In der Geumannkapelle im südlichen Seitenschiff steht der Johannesaltar (1650) mit der "Taufe Christi am Jordan" als Altarbild. An der Südwand ist die Grabplatte des Johann Geumann († 1533) aus weißem Marmor mit teilweise erhaltener farbiger Fassung befestigt. Die Arbeit wird noch vor 1518 dem Salzburger Hans Valkenauer zugeschrieben
Im frühen 18. Jh. wurde die im Kern eigentlich gotische Annakapelle, an den nördlichen Nebenchor angrenzend, mit reichem Akanthusornament vom Klagenfurter Kilian Pittner stukkiert. Das ovale Altarbild zeigt die "Unterweisung Mariens". Das hübsche Schmiedeeisengitter stammt aus 1708.
Den Zutritt zur Lorettokapelle erreicht man vom Nordchor über einen Stiegen-aufgang. Das 2-geschossige Gebäude ist im Kern gotisch und dürfte ursprünglich als Karner gedient haben. In der 2. Hälfte des 17. Jh. wurde der Raum in Nachbildung der Casa Santa zu Loretto umgebaut. Der fensterlose spitztonnengewölbte Raum dient heute als evangelischer Betraum. Unter der Kapelle liegen die Katakomben mit Gräbern der Jesuitenpatres.
Nach Gepflogenheit der Cluniazenser wurde an den Kapitelsaal des Klosters noch in romanischer Zeit (vor 1250) eine Marienkapelle angebaut. Sie war der Vorgänger der heutigen Domitiankapelle, die man über das südliche Seitenschiff und einen Vorrraum der Sakristei betritt. Bei der Restaurierung von 1956 konnte man folgenden ursprünglichen Bestand feststellen: romanische Fundamente mit 2 Toren an der Nord- und Südmauer, deren Basen 1,5 m unter dem heutigen Boden liegen. Von dem spätgotischen 3-jochigen Bau mit 5/8-Schluss konnten Wanddienste und Fronbogen freigelegt werden. In der Jesuitenzeit, als der Domitiankult blühte, wurde die Kapelle barockisiert. Ein Meisterwerk der Kärntner Altarbau- und Schnitzkunst ist der Altar von 1716. Ein großer, früher versenkbarer Schrein (1643) birgt die Gebeine des Heiligen und seiner Gemahlin. Flankiert von Bischöfen zeigt das Bild die "Aufnahme Domitians in den Himmel". Die Wundertaten Domitians mit Ansichten von Millstatt und Spittal haben die Ovalbilder zum Thema. Unter der Sängerempore ist der farbig gefasste Grabstein Domitians von 1449 erhalten. Die Arbeit wird einem Salzbuger Meister zugeschrieben.


An der Südseite liegt der romanische , ursprünglich flachgedeckte Kreuzgang, der in seiner plastischen Formgebung der Säulen, Basen und Kapitelle weltberühmt ist. Die "Millstätter Kapitelle" sind in die Kunstgeschichte eingegangen. Das ganze Werk ist dem Meister Rudger vom Westportal (und seiner Schule) zuzuschreiben. Eine Arkade des ehemaligen Klapitelsaales wird von einer Doppelsäule getragen, deren Basis auffällt: Auf einem Löwen reitet verkehrt sitzend ein Mensch, der sich in den Löwenschweif verbeißt. Beide werden so zu Trägern der verschiedenen Säulchen, der Mensch zur Strafe und der Löwe aus Wut. Über dem Eingang in den ehemaligen Kapitelsaal befindet sich ein Fresko "Maria mit Kind" des Friedrich von Villach (1440). In der Nordostecke des Kreuzganges führen acht Stufen zum bemerkenswerten Südportal der Kirche. In der Türlaibung stehen der hl. Paulus und der Erzengel Michael Wache. Zwei bärtige Männer werden als Säulenbasis von Frauen (links mit einer Kette, rechts am Schnurrbart) gefesselt. Wie am Westtor wird hier ver-sinnbildlicht, wie die Kirche das Heidentum besiegt. Die Wände des Kreuzganges waren ursprünglich freskiert, wovon leider fast nichts mehr erhalten ist. In einem Benediktinerkloster wurden vom Kreuzgang aus die umliegenden Räume organisiert. An der Ostseite lagen dereinst Kapitelsaal, Sakristei und Auditorium, darüber im 1. Stock der gemeinsame Schlafraum. Dieser Teil ist heute abgetragen. An der Südseite des Kreuzganges befanden sich Speisesaal und Küche, die Räume werden derzeit vom Stiftsmuseum genützt. An der Westseite, wo sich heute der Eingang zum Kreuzgang befindet, lagen die Pforte, der Speisesaal für Laien, Vorratsraum, Sprechzimmer und Almosenzelle, darüber hatte der Abt seine Räumlichkeiten. Links vom Eingang ist heute der Hauptraum des kleinen, aber feinen Stiftsmuseums eingerichtet.
Die übrigen Teile der ehemaligen Klosteranlage, wie die Süd-und Westflügel mit den prächtigen Renaissance-Laubengängen rund um den 1. Stiftshof und das Ordens-schloss (heute verwaisetes Hotel Lindenhof) wurden von den St. Georgsrittern angebaut.