Meiner Berufung treu bleiben: Frühjahrstagung AHS/BMHS 2015

Meiner Berufung treu bleiben: Frühjahrstagung AHS/BMHS 2015

Am 13.05.2015 fand im Bildungshaus Sodalitas die nun schon traditionelle Frühjahrstagung der ReligionsprofessorInnen an mittleren und höheren Schulen statt. Nach dem Morgenlob und den Grußworten von Rektor Dr. Vidovic und FI Boschitz referierte die ehemalige Salzburger Landesrätin und bis vor kurzem tätige Vorstandsvorsitzende der Erste Stiftung Doraja Eberle, dritte Tochter von 10 Kindern des Ehepaars Mayr-Melnhof, in beeindruckender Weise zum Thema „Meiner Berufung treu bleiben – Nächstenliebe im Zeitalter der Globalisierung“. In biographischer Rückschau legte sie ihre spannende und von gläubiger Schau getragene Lebensgeschichte dar, die sie als Absolventin der Sozialakademie mit Auslandserfahungen  nicht nur in überraschender Weise in die Politik der Salzburger Landesregierung unter Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, wo sie auch für die Flüchtlings- und Asylpolitik zuständig war, sondern auch an die Front des Kroatienkriegs und das Kriegs- und Krisengebiet Bosniens, wo in der Stadt Srebrenica der größte Genozid nach dem II. Weltkrieg geschehen war, führte.

Diese für sie erschütternden Erfahrungen motivierte sie und ihr Ehemann zur Gründung der großartigen und bis heute andauernden Sozialaktion „Bauern helfen Bauern“, wodurch bis zum heutigen Tag in den ehemaligen kroatischen und bosnischen Kriegsgebieten – auch unter Mithilfe von österreichischen Schulklassen und angeregt durch eine „Wetten-das-Fernsehsendung“ bis heute über 1100 Häuser für Heimkehrerfamilien errichtet werden konnten. Das Hilfswerk ist bis heute vom Geist der Versöhnung unter den verfeindeten Volksgruppen getragen, da z.B. mit dem Geschenk einer trächtigen Kuh aus Österreich die Auflage verbunden war, das zur Welt gekommene Kalb einem Nachbar der anderen Volksgruppe zum Geschenk zu machen.

Doraja Eberle bekannte sich in einer weltoffenen Weise zu ihrer christlichen Weltanschauung mit traditionellen Werten und sprach überzeugend von ihren Gotteserfahrungen, die sie als conditio sine qua non für jede Form kirchlicher Verkündigung und auch für den Religionsunterricht einmahnte.

Persönliche Fähigkeiten, die jeder Mensch in unterschiedlichem Maß mitbringe, seien nach Eberle nicht nur Gnadengeschenke für einen selbst, sondern immer auch anvertraute Gaben für die Mitmenschen. Wichtig sei es, sein Leben unter die Führung eines gütigen Gottes zu stellen, der einem durch sich öffnende Lebenstüren die rechten Weg weisen will.

Nach den authentischen und zeugnisgebenden Ausführungen der Referentin machte auch der intensive nachmittägliche Austausch im leider kleiner werdenden Plenum diese Tagung zu einer besonders nachhaltigen und mit langem Applaus beendeten Veranstaltung.

Ludwig Trojan