Jenseitsvorstellungen in den Weltreligionen

Pädagogische Werkstatt am 30. November 2015 an der kphe Kärnten

Unter diesem Motto stand die Pädagogische Werkstätte am 30.November, in der wieder versucht wurde, den Bogen über unterschiedliche Zugänge der verschiedenen Fachwissenschaften hin zur didaktischen Aufbereitung für den Unterricht zu spannen.

Den Auftakt machte Dr. Ludwig Trojan, der seine Vorlesung unter David Steindl-Rasts provokanten Ausspruch „Es gibt kein Danach! Es gibt nur ein ewiges Jetzt!“ stellte. Er sprach von der Sehnsucht des Menschen nach dem Himmel als eigentlicher Heimat des Menschen und brachte Beispiele aus der frühen Christenheit und den Spirituals der Sklaven in Amerika.

Die jesuanische Rede vom „himmlischen Hochzeitsmahl“ , die von der Theologie immer allegorisch gedeutet wurde, wurde den Paradiesvorstellungen im Islam gegenübergestellt.

In einem sehr kritischen Kapitel wurde auf die Praktiken des Ablasshandels, die unter anderem zur Reformation führten und die Marx’sche Religionskritik, die eigentlich sehr diesseitige Missstände anprangerte, hingewiesen.

Es folgten Ausführungen über Jesu diesseitsorientierte Himmelsbotschaft. Jesu Botschaft ist eine Jetztzeitbotschaft und das gilt auch dann, wenn er von der Zukunft spricht, das gilt auch für seine apokalyptische Rede, die nicht bloße Zukunftsbetrachtung, sondern dramatische Aktualisierung der Gegenwart ist, die in performativer Sprache etwas bewirkt und verändert.

Den Abschluss bildeten Ausführungen zum Mysterium der Wandlung.

MMag. Johannes Thonhauser näherte sich dem Thema von Seiten der Religionswissenschaften. Er führte das Publikum auf eine religionsgeschichtliche Spurensuche, die von Bestattungsfunden der Neandertaler über die neolithische Revolution ins Alte Ägypten und in die Antike führte. Letztere haben auch die Jenseitskonzepte der abrahamitischen Religionen beeinflusst. Auf die unterschiedlichen Deutungen von Juden, Christen und Muslimen und den Wandel in der Geschichte wurde eingegangen. Den Abschluss dieses Teils bildete der Gedanke des Soziologen Norbert Elias, dass die Religion, jenes Bewusstsein der strafenden und beglückenden Allmacht Gottes, niemals für sich allein zivilisierend oder affekthemmend wirkt, sondern jeweils genauso zivilisiert ist, wie die Gesellschaft, die sie trägt. Dies gilt nicht nur für aktuelle Strömungen des Islam sondern auch z.B. für christliche Jenseitsdarstellungen im ausgehenden Mittelalter.

Nach einem sehr spannenden Einblick in die Jenseitsvorstellungen der östlichen Religionen ging der Referent auf Bilder des Jenseits in den Medien der letzten Jahre, den Vampir-Boom, den Zombie-Boom und die Fantasyserie „Game oft Thrones“ ein.

Er kam zu der Schlussfolgerung, dass Jenseitsvorstellungen nicht nur existenzielle Ängste und Bedürfnisse reflektieren und theologische und soziale Kernfragen, wie z.B. die Fragen nach Leid oder Gerechtigkeit thematisieren, sondern auch gesellschaftliche Verhältnisse problematisieren und damit vor allem Aufschluss über das Diesseits geben.

In der letzten Arbeitseinheit vor der Mittagspause gab DDr. Christian Stromberger Einblick in die Entwicklung des Todesverständnisses bei Kindern und Jugendlichen und berichtete aus seiner Erfahrung im Bereich Krisenintervention, wie wichtig im Trauerfall das Zuhören ist. Betroffene über ihre Gefühle, Ängste und Erinnerungen sprechen zu lassen, bietet mehr Trost als fertige Antworten, die wir sowieso nicht geben können.

Die didaktischen Einheiten am Nachmittag eröffnete Andrea Waditzer. Sie stellte unterschiedliche Medien, Bilderbücher und Filme sowie die dazugehörenden Arbeitsmaterialien vor, die zur Bearbeitung des Themas für die unterschiedlichen Altersgruppen – Primarstufe, Sek I und Sek II – unterstützend eingesetzt werden können. Alle vorgestellten Medien dürfen im Unterricht verwendet und können in der Medienstelle der kphe ausgeborgt werden.

Zum Abschluss entführte uns Edeltraud Moser in das Haus des Vaters, in dem es viele Wohnungen gibt. Hier wurden die Ausführungen des Vormittags noch einmal elementarisiert und die TeilnehmerInnen konnten mit unterschiedlichsten Sinnen wahrnehmen, wieviel Trost wir mit unserer christlichen Auferstehungsbotschaft vermitteln können.

Bericht: Maria-Elisabeth Dohr

Fotos: Edeltraud Moser