Organisation

Katholischer Familienverband Kärnten

Mehr Eltern - weniger Staat

Zur aktuellen Debatte über die verpflichtende Ganztagesbetreuung

Eltern möchten selbst entscheiden, wie lange sie ihre Kinder betreuen (© Foto: familie_istockphoto)
Eltern möchten selbst entscheiden, wie lange sie ihre Kinder betreuen (© Foto: familie_istockphoto)


„Der pädagogische Auftrag kann nur erfüllt werden, wenn die Kinder bis 16 Uhr anwesend sind“, so LH Peter Kaiser. Die Wogen gehen hoch. Viele Eltern sind empört über die neue Anwesenheitspflicht ihrer  Kinder in öffentlichen Betreuungseinrichtungen. 

Österreich baut die Ganztagsbetreuung aus. 350 Million Euro sind dafür bereit gestellt. In Kärnten stehen 32 Millionen Euro zur Verfügung.  Daraus ergeben sich ganz eigene Gesetzmäßigkeiten. Mitarbeiter werden angestellt und müssen gezahlt werden. Gebäude werden adaptiert und müssen erhalten werden. Das muss gerechtfertigt sein, also braucht man die Kinder.  Wie soll man Ball spielen, wenn nur mehr drei statt 20 Kinder anwesend sind? Nun – man dürfte erwarten, dass den Pädagogen und Pädagoginnen mit hochqualifizierter Ausbildung  etwas einfallen dürfte, dies Problem zu lösen.

Die Frage muss erlaubt sein: um wen oder was geht es hier eigentlich? Geht es um die  Familien und die vielgerühmte Wahlfreiheit? Geht es um die Kinder? Fakt ist – mit immens hohen Beträgen wird die familienexterne Betreuung gefördert – und dies zu fixen Rahmenbedingungen. Klar definiertes Ziel der neuen Landesregierung ist der massive Ausbau der Ganztagesschulen, die, wie der Name sagt, den ganzen Tag dauern wird.  Kinder sollen so früh und so lang wie möglich außerhalb der Familie betreut werden. Die Betreuungsquote der  null-(!) bis dreijährigen soll zu 33 Prozent ausgebaut, der Ausbildungsstandard der Pädagogen auf akademisches Niveau gehoben werden.  

Es ist gut, dass es die Möglichkeit einer institutionalisierten Kinderbetreuung gibt. Ja. Aber Voraussetzung für eine Inanspruchnahme muss der Bedarfsfall bleiben – und nicht umgekehrt.

Wie kommen Eltern dazu, zwangsverpflichtet ihre Kinder in einer Betreuungseinrichtung zu lassen, wenn ihre Kinder dies nicht wollen, gerne früher nach Hause möchten? Was, wenn Eltern ihre Kinder lieber selbst betreuen möchten?  Worin besteht die  vielgerühmte Wahlfreiheit?  LH Peter Kaiser brachte in Gesprächen mit dem Katholischen Familienverband unmissverständlich zum Ausdruck, dass die finanzielle Gleichbehandlung der familieninternen und familienexternen Kinderbetreuung für ihn und seine Partei kein Thema ist.

Das politische Klima und die derzeitige Vorgehensweise lässt zunehmend ein tiefes Misstrauen gegenüber Familien und deren Erziehungskompetenz erkennen. Viele Eltern sind empört. Zu Recht. Wir fordern: mehr Eltern -  weniger Staat. Im Übrigen: um pädagogisch wertvolle Arbeit zu leisten  sind nicht in erster Linie akademische Grade oder Hochschulabschlüsse notwendig – sondern Liebe und Herzensbildung.

Gudrun Kattnig

dieser Artikel wurde in der Kleinen Zeitung veröffentlicht am 16.09.2014

Kontakt: gudrun.kattnig@kath-kirche-kaernten.at