“Nie zurück” bei Klimapolitik

Bischof Schwarz diskutierte in Wien mit Experten über "Kampf um Energie" und Erderwärmung

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz (Archivfoto) (© Foto: Pressestelle der Diözese Gurk / Helge Bauer)
Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz (Archivfoto) (© Foto: Pressestelle der Diözese Gurk / Helge Bauer)

Die katholische Kirche fordert und unterstützt eine ökologische Klimapolitik und ist in diesem Bereich selbst aktiv: Das hat der für Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft zuständige Bischof Alois Schwarz bei einem Expertengespräch zum Thema "Kampf um Energie" am 27. Februar 2018 in Wien unterstrichen. Zentrales Dokument dafür sei die päpstliche Umweltenzyklika "Laudato si", die die "Sorge für das gemeinsame Haus" ganz oben auf der Agenda der Kirche ansetzt. Konkrete Anwendung finde diese Vorgabe im Beschluss der Bischofskonferenz in puncto Nachhaltigkeit und Energiewende, der in den Diözesen in Umsetzung ist. Mindestens genauso wichtig sei die Bewusstseinsbildung für ökologische Herausforderungen: "Die Kirche gibt Energie für die Seele", so der Kärntner Diözesanbischof.
 
Angesichts besorgniserregender Entwicklungen im zunehmenden Ringen der Staaten und anderer mächtiger Akteure um Rohstoffe und Energie plädierte der Bischof für eine "Globalisierung der Hoffnung". Christen hätten den biblischen Auftrag, die Welt zu gestalten, zudem biete die Bibel im Blick auf globale Gefahren "große Überlebenserzählungen", so Schwarz unter Bezugnahme auf die Texte über Noah oder Abraham. Im konkreten Einsatz für die Klimapolitik plädierte der Bischof für die Parole "Nie zurück". Diese Worte von Julius Payer, des Leiters der ersten Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition angesichts einer Situation, bei der es um das Überleben der Mannschaft ging, sollten auch das Motto für die internationalen Bemühungen zur Eindämmung der Erderwärmung sein.
 
Anlass für das Plädoyer waren die Ausführungen von Experten im Rahmen des "3. Wirtschaftsethik-Frühstücks", zu dem das Bankhaus Schelhammer & Schattera eingeladen hatte. Dabei machte Österreichs Vertreter bei der letzten Weltklimakonferenz in Bonn, Klaus Radunsky, deutlich, dass mittlerweile das Zusammenbrechen von Ökosystemen aufgrund der Erderwärmung feststellbar sei. Um diese überhaupt stabilisieren zu können, werde es konkrete Maßnahmen zur "negativen Emission" im Sinne von technischen Maßnahmen zur dauerhaften Bindung und Lagerung von CO2 brauchen. Erschwerend komme hinzu, dass die Auswirkungen von Erderwärmung und Klimawandel vor allem Ärmere treffen, die nicht über die nötigen Mittel verfügen, sich anzupassen bzw. zu schützen. Die Folgen davon seien "politische Unrast" und ein immer stärkerer Migrationsdruck.
 
Insgesamt seien Prognosen über die Erderwärmung schwierig, weil nicht abzusehen sei, wie sich die zentralen Akteure künftig entscheiden werden und was der technische Fortschritt bringe. Positiv wertete der Umweltexperte die "zunehmende Dynamik in der Dekarbonisierung". Der Umstieg auf erneuerbare Energie mache deutliche Fortschritte und China sei in diesem Bereich und auch hinsichtlich Elektromobilität zu einem Vorreiter geworden. Zentral sei die Bereitschaft der Entscheidungsträger zu einem mittel- und langfristigen Denken, "und dafür brauchen wir die Kirche", so Radunsky.
 
Dass der "Kampf um Energie" bereits voll im Gang ist, erläuterte Oberstleutnant Markus Reisner. Deutlich werde das beispielsweise in den Ambitionen der Großmächte im Blick auf die militärische und wirtschaftliche Nutzung der Arktis. Russland habe dabei zur Zeit die besseren Karten als die USA, China oder andere Arktis-Anrainerstaaten. "Es droht eine neue Ära der Konfrontation aufgrund sehr unterschiedlicher staatlicher Interessen", bei der das Völkerrecht immer weniger eine regulierende Rolle spiele, so der nüchterne Befund des Sicherheitsberaters im Außenministerium. Dennoch müsse sich Österreich so wie alle anderen Länder der "Ersten Welt" aktiv für Klimapolitik einsetzen: "Wir haben zumindest die moralische Verpflichtung, auf Alternativen hinzuweisen und sie zu unterstützen", so Reisner.
 
Wie Österreichs größtes Erdöl- und Erdgasunternehmen mit der nötigen Energietransformation umgeht, skizzierte OMV-Chefstratege Wolfgang Ernst. Das Unternehmen wolle sich als "Teil der Lösung" begreifen und habe bereits konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduktion gesetzt. Daneben setzte man auf "innovative Energielösungen" wie moderne Biokraftstoffe, die nicht mehr in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, oder auf "Wasserstoff aus erneuerbaren Energien" als Treibstoff für die Mobilität. (kathpress)