Die Vorfreude wächst

Ein spiritueller Impuls von Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger für den 3. Advent

“Wenn Gott im Kommen ist, dann wird und darf man sich durch nichts und niemand aufhalten lassen. Dann sind die anderen Schauplätze nachrangig“, schreibt Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger in ihrem geistlichen Impuls für den 3. Advent. (© Foto: wikicommons)
“Wenn Gott im Kommen ist, dann wird und darf man sich durch nichts und niemand aufhalten lassen. Dann sind die anderen Schauplätze nachrangig“, schreibt Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger in ihrem geistlichen Impuls für den 3. Advent. (© Foto: wikicommons)
Mariä Heimsuchung - Florentiner Schule (16. Jh) (© Foto: wikicommons / gemeinfrei)
Mariä Heimsuchung - Florentiner Schule (16. Jh) (© Foto: wikicommons / gemeinfrei)

Die Vorfreude wächst. „Gaudete – Freut euch!“ so ist der Sonntag überschrieben, an dem die dritte Kerze am Adventskranz entzündet wird. Dreizehn Tage trennen uns noch der Feier der Menschwerdung Gottes in Jesus, dem Christus.
Mit dem dritten Advent öffnet sich der Vorhang für dieses Fest wieder ein Stück mehr. Auf der „adventlichen Bühne“ werden nach und nach diejenigen sichtbar, welche die tragenden Rollen im Heilsplan Gottes für die Welt übernommen haben oder übernehmen werden.
Auf eine, wohl die Hauptperson schlechthin, wird im Folgenden der Scheinwerfer der Aufmerksamkeit gerichtet. Es geht, wie könnte es anders sein, um Maria.

Verhältnisse werden auf den Kopf stellt

Anschaulich macht sie der Evangelist Lukas. Er ist der große Erzähler der adventlichen Präludien, die zum Stall nach Bethlehem führen.
Marias erster Weg ging zu ihrer Verwandten Elisabeth. Sie will ihr beistehen, aber sich zugleich auch vergewissern ob die Verheißung, welche ihr der Engel bei der Ankündigung der Geburt Jesu gegeben hat, verlässlich ist. Die liebevolle Begegnung der beiden Frauen mündet in das Magnifikat ein, den Lobpreis Gottes, der die Verhältnisse auf den Kopf stellt. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Eine Verheißung, der man trauen kann?
Auch bei Maria und Elisabeth sind die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Während die eine ihren Herzenswunsch nach einem Kind bereits aufgegeben hatte, kam für die andere die Ankündigung der Schwangerschaft buchstäblich wie aus heiterem Himmel. Sie musste sich ein Herz fassen, um Ja zu zum Anruf Gottes zu sagen. Alt und Jung teilen so die Erfahrung, dass für Gott nichts unmöglich ist.
Maria hatte es eilig zu Elisabeth zu kommen, schreibt der Evangelist. Lukas verwendet dieses Wort neuerlich, als die Hirten die Botschaft erhalten, dass in der Stadt Davids der Retter geboren wurde. Auch sie gingen eilends zum Stall um zu sehen, was da geschehen war. Und sehr viel später klingt es im Osteroratorium von Johann Sebastian Bach freudig auf: „Kommt, eilet und laufet, ihr flüchtigen Füße, erreichet die Höhle, die Jesum bedeckt!“

Gotteseile ist wie ein innerer Rückenwind

Der Evangelist Lukas und Jahrhunderte später der Komponist Johann Sebastian Bach: Sie erzählen von der „Gotteseile“, einer Windeseile aus heiliger Unruhe, dem Kommen Gottes entgegen. Durch sie erhält unsere adventliche Erwartung neue Qualität. Sie hat nichts mit Hetze, Zeitnot oder Stress zu tun. Die Gotteseile ist wie ein innerer Rückenwind. Wenn Gott im Kommen ist, dann wird und darf man sich durch nichts und niemand aufhalten lassen. Dann sind die anderen Schauplätze nachrangig.
Spürbarer innerer göttlicher Rückenwind und mit ihm das Vertrauen darauf, dass für Gott nichts unmöglich ist und seine Verheißungen verlässlich sind: all das möge uns weiterhin durch die Tage des Advents begleiten.

 

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