Oft ergeben sich die guten Dinge im Leben ohne jegliche Anstrengung, rein zufällig und doch immer stimmig und passend. So ähnlich erging es uns im Vorfeld zu diesem Vortrag. Ihren Sohn zum Vorbild nehmend, welcher von seinem ersten Gehalt als Zivildiener ein Paket Hygieneartikel für Flüchtlinge spendete, machte uns Frau Dr. Karin Kaiser-Rottensteiner den Vorschlag, einen Vortrag zugunsten der Flüchtlingshilfe in Althofen zu veranstalten, welcher von uns auch dankbar angenommen wurde.

Dankbarkeit soll der Schlüssel zu mehr Lebenszufriedenheit und –freude sein? Sind die richtigen Schlüssel zum Glück unserer Konsumgesellschaft nicht Geld, Reichtum, Besitz und das Erfolgserlebnis, die Karriere und ein Stern auf dem Auto in der Garage?

Dr. Karin Kaiser-Rottensteiner führte uns in Ihrem kurzweiligen und im Inneren berührenden Vortrag vor Augen, wie gesteuert unsere Welt funktioniert und wie arm uns unser materieller Reichtum macht. Wie einfach es funktionieren kann, wenn man wieder Empathie für den anderen entwickelt und Resonanzen und Gefühle für sich selbst und den anderen zulässt. Dankbarkeit ist hierfür ein zentrales Thema. Dankbar sein, meint nicht, einem Kind das Wort Danke anzutrainieren. Dankbarkeit ist die Sprache des Herzens. Dankbarkeit heißt, den gegebenen Augenblick und jede gegebene Gelegenheit, alles, was uns begegnet, als Geschenk wahrzunehmen. Dem erlebten Moment Sinn zu geben und die kleinen Dinge zu würdigen. Die Selbstverständlichkeit der Dinge und des Seins wird plötzlich hinterfragt und man findet Zufriedenheit in Kleinigkeiten, die man sonst übersehen hätte. Dankbarkeit öffnet unseren Geist, stärkt unsere Seele, lässt uns Dinge sehen und lässt uns wieder staunen.

Mit dem festen Vorsatz, die Dankbarkeit intensiver in mein Leben einzubinden, verbrachte ich die letzten 5 Tage. Und ich bin dankbar für die Farben des Herbstes, das sanfte Licht der Sonne zu dieser Jahreszeit, für den wunderbaren Ausritt durch den Herbstwald, für die unerwarteten Worte eines Freundes. Ich bin dankbar für den Schmetterling, der sich auf unserem Dachboden sein Winterquartier eingerichtet hat. Ich bin dankbar für meine Kinder, für die das Staunen noch selbstverständlich ist. Ich habe durch die bewusste Übung der Dankbarkeit hunderte positive Eindrücke und Erinnerungen für meine Seele und meinen Geist gesammelt, welche für mich von unschätzbarem Wert sind.

Gibt man der Dankbarkeit die Chance, wird sie die Zufriedenheit an die Hand nehmen und unser Leben begleiten und bereichern.

Dankbarkeit ist die Wachsamkeit der Seele gegen die Kraft der Zerstörung
(Gabriel Marcel)

Danke sagen wollen wir auch all den Besuchern des Vortrages, welche über € 400,- für Flüchtlinge in Althofen gespendet haben. Wir werden dieses Geld mit Achtsamkeit für diesen guten Zweck gebrauchen.

Danke auch an Frau Dr. Karin Kaiser-Rottensteiner für ihre Hilfsbereitschaft, ihr Engagement und meine letzten fünf Tage.

Anita Wlassits-Terkl