Pfarre

Katholische Hochschulgemeinde

Fasten interreligiös

Nachbericht

Die Fastenzeit ist wieder in aller Munde. Muslim*innen fasten im Monat Ramadan, Christ*innen in den 40 Tagen vor dem Osterfest. Heuer überschneiden sich diese beiden Fastenzeiten um zwei Wochen. Wir haben diese Gelegenheit zum Anlass genommen, um mit Interessierten im Lokal Magdas in Klagenfurt über gemeinsame und unterschiedliche Zugänge verschiedener Religionen und Personen zum Fasten zu sprechen.

Einen einleitenden Input zum gesundheitlichen Aspekt des Fastens gab uns der Priester und Fastenleiter Hans-Peter Premur: denn Fasten reinigt den Körper intensiv, regt Zellen zur Reparatur und Regeneration an, klärt den Geist und vieles mehr. Fasten hat aber immer drei Dimensionen die es zu beachten gilt.: die körperliche, die seelisch-soziale und die spirituelle. Zudem sprach er über verschiedene Fastenmethoden, besonders das Heilfasten nach Buchinger/Lützner und auch andere Teilnehmer*innen teilten ihre persönlichen Erfahrungen mit den diversen Vorgehensweisen.

Imam Adnan Gobeljic und Mario El Shamy berichteten über ihre Fastenerfahrungen im Monat Ramadan. Muslim*innen essen und trinken in diesem Monat von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts. Für Kinder, Kranke, Schwangere und alte Personen gibt es Erleichterungen oder sie sind vom Fasten befreit. In Ländern, in denen die Sonne nur kurz untergeht, gibt es beispielsweise auch die Möglichkeit sich am Sonnenstand in Mekka zu orientieren. Indem sie tagsüber hungern und dursten, machen Muslim*innen sich zudem jedes Jahr neu bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, genug zu essen und zu trinken zu haben. Neben dem körperlichen Verzicht geht es auch um eine psychische Reinigung. Fastende sollen auch auf ihre Gedanken achten, besonders nett zueinander sein und gute Taten vollbringen.

Klosterschwester Maria-Andreas Weissbacher sprach vor allem über den Wandel, den sie in der Kirche zum Thema fasten selbst erlebt hat. Fasteten die Nonnen im Kloster früher noch jeden Mittwoch und Freitag ist dies heute kaum mehr üblich. Auch hat das Fleischfasten in der Fastenzeit abgenommen. Stattdessen gibt es neue Fastentrends, wie das Handyfasten, Autofasten und vieles mehr. Bei ihrer Arbeit mit Menschen in Ausnahmesituationen hat sie das Fasten oft als hilfreich empfunden. In angespannten Situationen bringen Fastende ihrer Erfahrung nach oft eine friedliche Komponente.

Die pensionierte Pfarrerin Lydia Burchhardt informierte uns darüber, dass evangelische im Gegensatz zu katholischen Christ*innen nicht fasten, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen, sondern freiwillig. Dennoch werden Christ*innen durch die Praxis des Fastens daran erinnert, dass sie den Weg von Jesus Christus mitgehen. Die Praxis des Fastens muss dabei nicht auf den Radikalverzicht von Nahrungsmitteln bezogen werden. Einige lassen heutzutage auch die Finger vom Alkohol, vom Rauchen oder von der Schokolade und andere räumen den Fernseher auf den Dachboden. Bei manchen wird der zeitweise Verzicht auf schlechte Gewohnheiten sogar zur dauerhaften Angewohnheit.

Der Psychologe und Psychotherapeut Eduard Gutleb gab uns einen Einblick in das Gedankenfasten. Dabei geht es darum sich bewusst zu werden, in welchem Gedankenkarusselle wir uns täglich befinden und dieses zu stoppen. Regelmäßig übersehen wir, dass wir im Dialog mit uns selbst fluchen, jammern, schimpfen und vieles mehr. Mithilfe von Meditations- und Achtsamkeitsübungen kann man sich das bewusst machen und in einem nächsten Schritt von diesen negativen Gedanken verabschieden.

Abgerundet wurde das Gespräch mit einer veganen Fastensuppe, bei der man sich weiter austauschen konnte und einige die Entscheidung trafen zumindest eine Woche lang auf die eine oder andere Art zu fasten.