Pfarre

Wolfsberg

„Bitte beachten Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung!“

Weihnachtsgedanken 2022

„Bitte beachten Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung!“

Diesen Hinweis hört wohl jeder Autofahrer einmal. Manche öfters (wie ich), manche ganz selten. Ich denke aber, dass diese Vorwarnung sehr viel mit der Krippe, mit mir und der Menschwerdung unseres Gottes zu tun hat.

„Bitte beachten Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung!“

Wir leben alle sehr schnell, so schnell, dass man oft von einer unter der Geschwindigkeit des Lebens leidenden Gesellschaft spricht. Man redet von der rapiden Entwicklung der Technologie und Wissenschaft; und gleichzeitig wird uns immer mehr bewusst, dass diese Geschwindigkeit der Welt nicht wirklich hilft, sondern uns viel mehr schadet. Wir versuchen viele Dinge so schnell wie möglich zu erreichen und dabei verlieren wir so viel Wesentliches. Manche nennen es „Sklaverei des Konsums“, andere wiederum „Unersättlichkeit, die zur Isolation führt“, wieder andere „Einsamkeit des Materialismus“ oder - wie unser Papst Franziskus - „Krankheit der Gier“. Kurzsichtiges und nur auf das Sichtbare und Vergängliche fokussiertes Denken engt ein und hindert den menschlichen Geist daran, sich zu entfalten. Der Kontostand und das teure Auto können uns arm machen - arm im Herzen, das voll ist von Oberflächlichkeit.

„Bitte beachten Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung!“

Das sagt mir nicht nur das Navi im Auto. Das sagt mir auch die Krippe mit der armen, obdachlosen Heiligen Familie. Die Betrachtung der Krippe lernt uns, was im Leben wesentlich ist. Das hat schon der Selige Carlo Acutis, dessen Reliquie wir für die Markuskirche empfangen haben, in einer seiner Betrachtung erkannt: „Als Jesus geboren wurde, gab es von Seiten der Menschen, die keinen Platz für ihn hatten, nur Ablehnung. Schließlich fand jemand einen Stall für ihn. (...) Ein armes Mädchen zusammen mit einem Zimmermann waren die Eltern Gottes, der die Armut und nicht den Luxus gewählt hat.“ (Antonia S. Acutis, „Das Geheimnis meines Sohnes“, 2022, S. 146). Die Botschaft von Weihnachten befreit vom Alltagsstress und schenkt die Zuversicht, dass Gott alle Tage bis zum Ende der Welt mit uns bleibt (Mt 28,20) und dass er uns Menschen, so wie wir sind, ohne Leistung und Verdienst, ohne Geld, Erfolge, Position, ohne Titel und Auszeichnungen unendlich liebt. Die Betrachtung der Krippe sagt uns: Mensch, du bist viel mehr wert als dein Besitz und deine Brieftasche! Schau auf die Krippe! Schau auf den machtlosen Jesus - auf deinen Retter und Erlöser. Und beachte die Geschwindigkeitsbegrenzung.

Ch. Kranicki