Pfarre

Villach-Heiligenkreuz

Tradition und Kreativität

Ein literarischer Abend mit Engelbert Obernosterer und Engelbert Guggenberger

Am 3. Mai gab es im Pfarrzentrum eine Kulturveranstaltung der besonderen Art. Der Literat Engelbert Obernosterer und Generalvikar Engelbert Guggenberger erzählten wertschätzend und kritisch über ihre je eigene Sicht auf ihre Heimat, das Lesachtal. Im gut gefüllten Saal lauschten die Zuhörer „Engelbert dem Älteren“, der Textstellen aus dem Buch „Die Decke“ zum Besten gab, welchen ein Kommentar durch „Engelbert dem Jüngeren“ folgte. Moderiert wurde der Abend durch Dechant Herbert Burgstaller, der den Rahmen vorgab und feinsinnig die relevanten Themen einführte.

Engelbert Obernosterer hat als Literat eine besondere Aufgabe, so Guggenberger. Dabei gelingt es ihm „Ungesagtes und Wortloses“ ins Wort zu bringen. Als Lesachtaler Versuchung beschreibt der Generalvikar das Bedürfnis, vieles unter die Decke zu kehren. Der Vorteil dieser Mentalität ist jedoch, in dieser Lage bestehen zu können und kreativ jeder Herausforderung gewachsen zu sein. (Der Lesachtaler bewährt sich übrigens deswegen auch woanders, da er gewöhnt ist, individuelle Lösungen zu finden.) Unter schwierigen Bedingungen braucht es die Tradition, um gut überleben zu können. Gleichzeitig ist festgefügte Kultur immer einengend für die Individualität, so die Überlegungen des Generalvikars, denn für Freiheit und Gefühl bleibt wenig Platz. Er erinnert sich an eine Jugendzeit in den 68ern, als sie, als „Importeure der Zeitenwende“, gegen eine allzu enge Sicht kämpften. Viele weitere aufschlussreiche Details sorgten für einen interessanten Abend, wie zum Beispiel der holzschnitzartig gezeichnete Blick auf einen „Patriarchencharakter“, der die bäuerliche Wirklichkeit bestimmt. Der Berg braucht solche Persönlichkeiten – sie dienen dem Überleben.

Das Lesachtal ist geprägt durch ein Netz von Gemeinsamkeiten. Dabei ist auch besonders die Musik im Dienst der Gemeinschaft und der Kreativität, was auch das Quintett St. Lorenzen beweisen konnte, das kurzfristig sogar zu einem Sextett erweitert wurde und extra aus dem Lesachtal angereist war.

Barbara Velik-Frank