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Dekanat Villach-Stadt

Wie arm ist arm?

Begegnung mit dem „VINZI"-pfarrer Wolfgang Pucher

Am  2. Mai 2019 fand im Pfarrzentrum St. Nikolai eine Diskussion mit dem „Grazer Armenpfarrer“ Wolfgang Pucher statt. Pucher hat am 31. März seinen 80. Geburtstag gefeiert. Trotzdem und immer wieder ist der lebendige Priester unterwegs, um unermüdlich gegen die Armut zu kämpfen. 39 „Vinzi-Werke“ sind seit den 1990er Jahren, dank seines Engagements, entstanden.

In seiner motivierenden und begeisternden Art berichtete der "Armenpfarrer" nicht nur über die Anfänge seiner Werke sondern fokussierte sich auf die Thematik, was denn Armut wirklich sei. Auf provokante Weise unterschied er zwischen "schöner" Armut und "hässlicher" Armut. Die „schöne“ Armut ist jene, die die Herzen bewegt und die Geldbörsen öffnet. „Hässliche“ Armut ist unangenehm, wenig sichtbar und unbequem, wie beispielsweise psychische Not, Abhängigkeiten oder Erkrankungen, die es manchen Menschen unmöglich machen, in sozialen Einrichtungen aufgefangen zu werden. "Hässliche" Armut ist, wenn man trotz allem wieder auf der Straße landet, oder auch nach der 5. Entziehungskur seine Sucht nicht besiegt hat. Für Pucher ist Armut vererbt und ein Kreislauf, aus dem es fast unmöglich ist auszubrechen. Insgesamt konnte er – sehr humorvoll - eine sehr nüchterne Realität einer Gesellschaft vermitteln, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen ist.

In der Begegnung mit dieser "häßlichen" Armut betonte er ein dreifaches: Nämlich erstens, Nähe zuzulassen und zu zeigen. „Setz di her da, neben mir“, so eine seiner Initiativen. Ein Zweites ist es, nie über den anderen zu urteilen, denn wissen nichts über ihn - wie wäre es wenn er in meiner Situation aufgewachsen wäre und ich in seiner? Und ein Drittes ist, Barmherzigkeit zu leben, wobei es auch um die Schwierigkeit ging, sich nicht ausnutzen zu lassen, was laut Pucher unmöglich ist.