Pfarre

Spittal an der Drau

Gleichberechtigt von Anfang an

Predigt vom Dechant Mag. Ernst Windbichler

PeRu  “Die Schöpfung“
PeRu ´Die Schöpfung`

Gleichberechtigt von Anfang an

Die archaische Erzählung von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Adams, wörtlich: des Erdlings, ist sicher kein Tatsachenbericht, aber auch mehr, als ein frommes Märchen. Sie erzählt von der urmenschlichen Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Nähe und Liebe. Adam, das ist zuerst nicht der Mann, sondern der Mensch mit weiblichen und männlichen Anteilen. Er sucht einen Ansprechpartner, den er in der ganzen Schöpfung nicht findet. Er ist nicht allein und trotzdem einsam. Auch heute: Mag mein Haustier noch so lieb sein, ich kann es nicht auf meine Stufe erheben. Martin Buber sagt: „Der Mensch wird nur Mensch am Du“. Der Wunschtraum des schlafenden Adam geht in Erfüllung, Eva d.h. die Mutter des Lebens, wird seine Traumfrau. Der Mensch an meiner Seite ist Gottes Geschenk. Die Rippe, wörtlich: die Seite des Adam, aus der sie geformt wird , meint die Ebenbürtigkeit und Gleichwertigkeit: Bein von meinem Bein. Der Andere ist Teil meiner selbst. Die Rippen bergen das Herz: sie ist die Herzallerliebste. So wäre es gemeint. Gekommen ist es oft anders: Adam als der starke Mann, der Ersterschaffene, der Herr der Schöpfung. Die Frau ist die Zweite, ein „Nebenprodukt“ des Mannes, das schwache Geschlecht. Eine Wunde, die heute noch eitert. Aber wie hieß es doch: „…er verschloss die Wunde mit Fleisch“. Dieser vom Himmel initiierte Heilungsprozess ist heute noch im Gange und bedarf, wie jede Heilung, menschlich-therapeutischer Mitwirkung. Dass aus Eva auch Ave werden kann, Ave Maria, das wäre dann wieder so ein geheimnisvoller Neuanfang, wie er schon am Beginn der Schöpfung stattgefunden hat. Wir sehen: Die Geschichte von der Rippe ist mehr als ein Märchen.

Gen 2, 18-24

Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist. Gott, der Herr, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht. Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf dem Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; denn vom Mann ist sie genommen. Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an uns sie werden ein Fleisch.