Pfarre

Molzbichl

Gedanken zur Speisensegnung

von Pfarrer Ernst Windbichler

Heute denke ich zurück an frühere Speisensegnungen in unserer Kirche, die aus allen Nähten platzt. So viele Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene! Eine große, bunte Gemeinschaft, so kann Kirche auch sein! Und so wird es wieder werden! Manchmal zumindest.

Erinnerungen steigen auf, z.B. an den Geruch: guter Duft erfüllt den Raum. Duft nach Leben. Manche sagen, dass die Kirchen oft muffig riechen oder modrig, eine Mischung aus Blumen, Weihrauch, Kerzen und Putzmittel. Etwas abgestanden. Nicht nach Leben eben. Vielleicht können deshalb oft viele die Kirche nicht riechen. Vielleicht liegt es an uns selbst: wenn wir die Kirchen zu wenig ausfüllen, dann können sie eben nicht nach Leben riechen. Bei der Speisensegnung aber ist es anders: da riecht man das Leben : Speck und Schinken, Eier, Reinling, Kren, Brot, Braunschweiger und Hauswürstel. Ganz unglaubliche Sachen sind da in den Körben versteckt unter den schön bestickten Weihkorbdecken. Das ist der Duft des Lebens, der Duft der großen weiten Welt. Und wer diesen Duft mit christlicher Nase riecht, der merkt: es geht der Auferstehung entgegen. Das hat etwas mit meinem Leben zu tun, Auferstehung muss spürbar sein, schmeckbar, riechbar und essbar. Das Fest der Auferstehung des Herrn muss Seele und Herz, muss Hirn und Bauch und Magen und Gesicht erfreuen, dann ist es echt.

Wenn wir heute diese guten gesegneten Sachen mit heißem Appetit verzehren, dann denken wir hoffentlich daran, von wem wir diesen Segen empfangen haben. Wir denken daran, dass auch alles andere, was man von der Kirche empfangen kann, erst daheim und im Alltag verwendet und verwirklicht werden will: das Wort der Heiligen Schrift, es will nicht in der Kirche bleiben, es will genossen und angewendet werden im Alltag. Und auch die schlechteste Predigt hat irgendwo einen wahren Kern, an dem ich daheim noch zu beißen habe. Der Leib Christi, die Kommunion, die uns dann bald wieder gereicht wird, das ist mehr, als ein sonntagvormittäglicher Vitaminstoß, sie ermöglicht mir, dass ich als ein von Gott bewohnter Mensch wieder in die neue Woche gehen kann. Denkt daran, dass der Mensch auf die Dauer nicht leben kann von Speck und Würsteln. Nein, zum guten erfüllten Leben braucht er mehr: Nahrung für Seele und Geist. Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund- heißt es in der Hl. Schrift. Auch da sollen wir schauen, dass unser Körberl nicht leer wird und da darf ich mit ruhigem Gewissen sagen: hamstert nach Leibeskräften. Sonst ist das ja nicht erlaubt, auch nicht in diesen Tagen, aber bei der Nahrung für Seele und Geist, da dürfen und sollen wir hamstern, weil der Mensch in dieser Beziehung ja eigentlich unersättlich ist.

Das Sonder-Angebot dieser österlichen Tage, das ist die Auferstehungsfeier. Die Gottesdienste, die uns vom Sieg des Lebens berichten. Diese Worte brauchen wir, wie Wasser in der Wüste. Die Segnung der Osterspeisen, das ist nur der Auftakt, die Vorspeise sozusagen. Man kann damit zufrieden sein und weiter fasten und auf die Haupt- und Nachspeise verzichten. Die Osterzeit aber, das ist das Ende der Fastenzeit. Was für den Körper gilt, das soll auch für den Geist gelten: die Seele soll nicht Hunger leiden in dieser österlichen Zeit. Vielleicht kann dieses Osterfest wieder zu einem kleinen oder großem persönlichem Aufbruch hin zu Gott und den Menschen werden.

Und so wünsche ich für beides, für den äußeren und den inneren Menschen einen guten Appetit, und dass der Segen dieser Speisen vom Schweinefleisch auch auf das Menschenfleisch übergeht, dann ist es eine richtige Fleischweich. In diesem Sinne schon jetzt:

Gesegnete Ostern.