Pfarre

St. Paul im Lavanttal

Restaurierung der Stiftskirche St. Paul

Die Restaurierung der Skulpturen der Stiftskirche ist ein Teilprojekt eines großen Gesamtprozesses

Behutsam wurden Engel, Heiligenfiguren, Täfelchen und Tabernakel auf große Vliesdecken in einem hellen Gewölbesaal des Stiftes St. Paul gebettet. Lichtstrahlen durchfluten den Raum und lassen die täuschend echten Gesichter der Skulpturen beinahe lebendig erscheinen. Es ist ein Raum der Stille, nur das stete Rauschen des Sauggerätes durchdringt die Ruhe. Dazwischen feine Pinselgeräusche und das sanfte Bewegen eines Malschwammes.

Der Gewölbesaal des Stiftes hat sich augenblicklich in eine Klinik für „gefallene Engel“ verwandelt. Wolfgang Zimmermann und sein Mitarbeiter arbeiten hier schon seit Tagen, um den Figuren wieder den Glanz zu verleihen, den sie eigentlich verdient haben. Der Zahn der Zeit, Staub, Verschmutzungen, aber auch Holzwürmer haben den himmlischen Gestalten zugesetzt. Doch die Wellness-Behandlungen der Firma Zimmermann aus Klagenfurt, die sich auf Restaurierungen von Kirchen und deren Inventar spezialisiert hat, scheinen ihre Wirkung zu zeigen. Unter den grauen Staubschichten kommen rosarote Bäckchen, leuchtende Augenpaare und braune Lockenhaare zum Vorschein. Hin und wieder müssen fehlende Fingerchen und Zehen ergänzt werden. Ein Glück, dass diese in der Kanzel noch auffindbar waren.

Doch der Reihe nach. Wolfgang Zimmermann geht bei seiner Arbeit akribisch vor. Nach der Demontage der Figuren werden sie vom Staub befreit. Die Reinigung der Fassung erfolgt mit einer chemischen Mischung, die fettlösend ist, aber die Originalfassung nicht beeinträchtigt. Anschließend werden die Vergoldungen im Trockenverfahren gesäubert. „Früher hat man das mit einer Brotscheibe gemacht, heute verwendet man aber aus Gründen der zu vermeidenden Lebensmittelverschwendung Trockenreinigungsschwämme“, sagt Zimmermann. Das darauffolgende Auftragen des flüssigen Kreidegrundes mit dem Pinsel nennt man Grundieren. Der Kreidegrund bildet die Basis für die Polimentvergoldung, gleichzeitig werden mit ihm auch notwendige Kittarbeiten durchgeführt. Nachdem man die Figur mit einem Pinsel aus Eichhörnchen-Haar neu vergoldet und farblich angepasst hat, erfolgt noch eine Holzwurmbehandlung. „Wir haben einen wirklich außergewöhnlichen Job, der eigentlich vieles vereint: Tischlerei, Vergolderei, Malerei und Putzerei. Es ist eine schöne Arbeit“, sagt Zimmermann und wirft einen prüfenden Blick auf die eben nachgebesserte Stelle am Engelskörper. Genauigkeit und viel Geduld sind seine ständigen Berufsbegleiter, denen er sich auch verpflichtet fühlt.

Die Restaurierung der Skulpturen der Stiftskirche ist nur ein Teilprojekt des Gesamtprozesses. „Die letzte Restaurierung liegt viele Jahrzehnte zurück, teilweise sprechen wir hier sogar vom baulichen Erstzustand. Deshalb hatten wir dringenden Handlungsbedarf. Begonnen haben wir nun mit dem Marienaltar der Hausmutter von St Paul. Als nächstes folgt der Stifteraltar“, kündigt Pater Nikolaus Reiter, Kustos der Stiftsbasilika, an. Die einzelnen Restaurierungsschritte wurden mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt.

Die Fertigstellung des Marienaltars ist für Mai angesetzt, die Weihe soll im Rahmen einer Marien- und Lichterprozession erfolgen. Ein genauer Termin wird noch mitgeteilt. „Aufgrund der vielen Spenden, für die wir sehr dankbar sind, konnten wir dieses Projekt vorziehen. Es liegt aber noch sehr viel Arbeit vor uns“, sagt Pater Nikolaus. Aus diesem Grund wurde auch eine Engelpatenschaft ins Leben gerufen. Sowohl Privatpersonen als auch Firmen oder Vereine können eine Patenschaft für einen Engel übernehmen und so die Restaurierung unterstützen.

INFODATEN ZUR STIFTSKIRCHE

Im 12./13. Jahrhundert wird mit dem Bau der Stiftskirche in St. Paul begonnen. Die Romanik bestimmt den Stil der Kirche.

Der Grundriss entspricht einer Kreuzform mit drei vorgelagerten Apsiden im Osten. Die äußerliche Erscheinung der St. Pauler Stiftskirche lässt unweigerlich an den Gurker Dom denken, der in vielen Details Ähnlichkeiten aufweist. Die Apsiden sind eng verwandt, wobei die St. Pauler reicher geschmückt sind und auf elegant profilierten Sockeln ruhen.

1367 kommt es zu einem Brand in der Stiftskirche. Die Flachdecke wird durch ein gotisches Kreuzrippengewölbe ersetzt. Die Türme werden erhöht und in der Mitte wird eine Kapelle gebaut. Das Querhaus muss ebenfalls erhöht werden.