Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Seine Stimme hören!

Gedanken zum Sonntagsevangelium

Obwohl wir es als mündige Menschen des 21. Jahrhunderts nicht gerne zugeben, aber vielfach scheint uns die Orientierung abhanden gekommen zu sein. Leider mussten wir das in den vergangen Wochen sehr intensiv spüren. Trotz allen Selbstbewusstseins und aller Bildung, zu der wir Zugang haben, sind wir mitunter wie Schafe, die ziellos durch das Leben trotten.

„Denn sie kennen seine Stimme!“

heißt es im Sonntagsevangelium vom Guten Hirten. Dieses Kennen ist mehr als bloß eine oberflächliche Bekanntschaft. Es ist das fundamentale Kennen, das Erkennen nach sich zieht. Jemanden erkennen bedeutet, ihn lieben und schätzen zu lernen, mit all dem, was ihn ausmacht. Erkannt zu werden ist die vollendete Form des die Masken (zur Zeit ja allgegenwärtig) fallen Lassens und des SEIN Dürfens. Doch wie schwer ist das? Hinzuhören, wo doch alles so laut geworden ist und das Geschrei am Marktplatz Leben wie ein Tumult anmutet, der uns mit sich reißt. Wir schaffen es nur mehr schwer, Stille in unserem Leben zuzulassen und sind zu sehr versucht, den Zurufen aus allen Ecken nachzugeben: der Mode, die uns suggeriert, was notwendig ist; der Profitgier, die uns immer neue Ziele aufzeigt, dem Hunger nach Macht und Einfluss, der sich nach den Superlativen streckt und schließlich den vielen scheinbaren Wegen der Erkenntnis, die uns vorgaukeln, das ultimative Glück für uns bereit zu halten. Jesus sagt von sich selbst: Ich bin der gute Hirte. Er verspricht uns Ruhe und Sicherheit und ein Leben aus der Fülle. Der gute Hirte unterscheidet sich von dem, der keine Beziehung zu den Schafen hat. Er verteidigt seine Herde gegen alle Einflüsse von außen und läuft nicht davon, wenn Gefahr droht. Damit erhält das Bild vom Hirten und der Herde Gewicht. Der Hirte steht für die Sicherheit, für die Stabilität seiner Herde und er geht dem Schaf nach, das sich verirrt hat.

Gott begegnet uns auch im Heute als der Gute Hirt, der uns überall dort abholt, wohin wir uns zerstreut haben.

Ich wünsche Ihnen einen gesgneten Sonntag!

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar