Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Ostern - Fest des Vergebens

Gedanken zum Ostersonntag von P. Gerfried Sitar

Oft werden wir während unseres Lebens mit Leid und Tod konfrontiert. Meist geschieht das sehr unsanft und so, dass wir uns unmissverständlich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen müssen. In solchen Momenten fragen wir viele WARUM Gott entgegen, machen ihn verantwortlich für das Harte, das wir ertragen müssen und versinken nicht selten in einer übergroßen Grube des Selbstmitleides und der Verzweiflung.

In all diese Dunkelheit leuchtet das Licht des Osterfestes. Christus hat das Schicksal der menschlichen Zerbrechlichkeit mit uns geteilt.

Wenn wir die Kartage bewusst miterlebt haben, dann sind wir eingetaucht in die düstere Welt des Leidens. Angst liegt in der Luft! Enttäuschungen durch Menschen aus dem engsten Vertrautenkreis bleiben nicht aus. Und schließlich – nur ein paar Wenige sind geblieben von denen, die vorher noch schulterklopfend und applaudierend den Weg gesäumt haben. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Nichts von dem, was uns als die dunkelsten Stunden des Menschseins bekannt sind, blieb IHM selber erspart. Und doch bleibt die Geschichte um Jesus von Nazareth nicht beim Kreuz stehen, sondern mündet in das glorreiche Geschehen des Ostermorgens. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ fragt der Engel die Frauen am Ostermorgen. „Er ist nicht hier, er ist auferstanden!“

Das Beeindruckende an Ostern ist für mich die Vergebung!

Dieses vom Herzen kommende „Schwamm drüber“! Nicht mehr darüber reden und keine Vorhaltungen! Vergebung wurde auch denen zuteil, die davongelaufen waren, als es hart auf hart ging und sie durften genauso an dieser Gewissheit teilhaben, dass Auferstehung für alle Gültigkeit hat. Das macht uns Mut! Petrus lief gemeinsam mit Johannes zum Grab – der, der ihn drei Mal verleugnet hat gemeinsam mit dem, der unter dem Kreuz bis zum Ende ausharrte. Wenn wir uns manchmal als Versager in unserem Christsein empfinden, dann dürften wir trotzdem darauf vertrauen, dass ER uns liebt – auch wenn wir schwach sind. Vielleicht gerade deshalb!

Auferstehung heilt! Dort, wo wir unvollkommen sind, da trifft uns die Wärme des Lebens und schafft Neues.

Das ist das Besondere von Ostern. Es ist kein Fest des Gestern, sondern ein konkretes Fest für das Heute, ein Fest des Lebens und der Hoffnung. Wo wir uns darauf einlassen, werden wir spüren, dass Steine weggewälzt werden – die Steine des Herzens, die das aufeinander Zugehen oft verhindern und Kälte schaffen. Wo das geschieht, erstehen wir selber zu neuem Leben und können die Freude am Leben weiterschenken. Das impliziert aber auch das gegenseitige Vergeben und die Chance eines Neuanfangs.

Inmitten einer für die ganze Welt schwierigen Zeit ist es heuer wieder Ostern geworden. Leiser, aber vielleicht deshalb umso bewusster.

Ich wünsche Ihnen allen gesegnete und mutige Ostern!

Herzlich, Ihr

P. Gerfried Sitar