Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Himmlisch wohnen!

Lebst du schon, oder wohnst du noch? Gedanken zum Sonntag.

Im den vergangenen Monaten haben wir das Daheimsein wieder mehr schätzen gelernt. Es wurde aber auch zur Zerreißprobe für Beziehungen und Lebensgemeinschaften, weil Wohnen und Wohnen einen großen Unterschied darstellen – miteinander leben oder nebeneinander, oder vielleicht sogar gegeneinander.

Ein Einrichtungshaus hat den Slogan geprägt: Wohnst Du noch oder lebst Du schon?

Das ist eine ernste Frage angesichts dessen, was wir rundherum erleben. Wer ist eigentlich noch bei sich? Der Umgang mit den eigenen „vier Wänden“ bedeutet, dass wir uns immer wieder mit uns selbst auseinandersetzen müssen. Im Frühling sind viele damit beschäftigt, ihre Wohnungen und Häuser zu putzen und vieles von dem zu entsorgen, was sich im Laufe der Zeit an Ballast angesammelt hat. Vielleicht bleibt es aber nur an der Oberfläche – Haus und Wohnung sind zwar sauber, aber auch das Daheim? So ein Frühjahrsputz für die Wohnung unserer Seele wäre nicht schlecht.

Sich wieder wohl zu fühlen in seiner eigenen „Behausung“ ist die Grundlage für das sich selber Mögen.

Und dieses Mögen ist die Voraussetzung dafür, dass wir andere genauso annehmen können. Das sich mit den eigenen Grenzen Anfreunden und sich selber lieben zu lernen, bedingt auch, dass wir den anderen mit seinen Grenzen annehmen. Wenn wir uns von der Kleinkariertheit unserer Wohnung lösen, werden wir verstehen, was Jesus meinte, als er den Jüngern versprach, vorauszugehen, um ihnen eine ewige Wohnung zu bereiten. Die Großzügigkeit im Geist schafft Weite, die die Enge des eigenen Lebensumfeldes überwinden lässt und die uns zu genießbaren Zeitgenossen macht und somit auch deutlich werden lässt, wohin die Reise geht. Wer mit seinen Händen und seinem Herzen nicht Vergängliches umklammert, der wird frei sein, um Neues zu empfangen. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus und schafft damit eine befreiende Gelassenheit, auf die wir uns einlassen dürfen. Um aber bereit für ein Leben in SEINEN Wohnungen zu sein, müssen wir zunächst bei uns selbst daheim sein. „Habitare secum“, nennt das der hl. Benedikt, wenn er das mit sich im Reinen sein anspricht.

Der Humorist Karl Valentin hat es wohl treffend ausgedrückt, wenn er meint:

„Ich werde mich heute am Nachmittag besuchen, hoffentlich bin ich zu Hause!“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen lebendiges Wohnen!

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar