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In Schutt und Asche ....

Gedanken zum Aschermittwoch von Dechant P. Gerfried Sitar

In Schutt und Asche liegen – sagt man gern. Vieles liegt in Schutt und Asche, obwohl es keinen Brand, keinen Krieg und kein Unwetter gegeben hat. Asche gehört zum Aschermittwoch als Symbol der Vergänglichkeit, gleichzeitig klingt die Hoffnung auf die Auferstehung durch.

Für mich hatte der Aschermittwoch immer etwas Trauriges, weil mir die Vergänglichkeit so bewusst wurde. Auch als Ministrant habe ich das erlebt, wenn von einem zum nächsten Aschermittwoch einige fehlten, die immer dagewesen sind. Ob sie bewusst dieses Aschenkreuz empfangen haben und sich dabei gedacht haben, dass es das letzte Mal ist? Es waren auch schon Jüngere dabei. Manche gehen bewusst auf das eigene Sterben zu, andere werden abrupt aus dem Leben gerissen, ohne jegliche Vorwarnung, ohne Anzeichen. Während dieses Jahres, so lange dauert die Pandemie mittlerweile schon, sind wir so massiv wie kaum zuvor mit dem Thema Tod konfrontiert worden, obwohl 2020 die Übersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren nicht viel höher gewesen ist. Zumindest ist das laut Statistik und ausgewerteten Zahlen so. Gefühlt müsste es eine massive Übersterblichkeit geben, da wir fast täglich mit Todesmeldungen konfrontiert gewesen sind. Was durch diese Betrachtung bewusst wird ist die Tatsache, dass Menschen sterben müssen – so oder so. Der Tod wird gesellschaftlich gerne weggeleugnet, da er nicht in das Schema der menschlichen Wunschlisten passt und deshalb auch materielles Denken relativiert.

Epikur drückte es so aus:

„Was kümmert mich der Tod? Bin ich, so ist er nicht, ist er, so bin ich nicht.“

Natürlich kann man es auch so sehen. Für den Glauben an das Leben nach dem Leben ist der Tod allerdings wesentlich, denn er wird für den, der glaubt, zum Tor für das neue Leben. Das will uns der Aschermittwoch mit dem Aschenkreuz deutlich machen. Die Vergänglichkeit trifft alles, was sichtbar und haptisch ist, alles, was wir uns im Lauf unseres Lebens anhäufen und sammeln. Er mahnt uns, die Zeit, die wir haben, nicht dafür zu verwenden, atemlos nach Gütern zu jagen, sondern uns mit Wesentlichem zu beschäftigen. Das klingt einleuchtend – es ist aber durchaus menschlich, wenn wir uns nach Luxus sehnen und unser Leben angenehm gestalten wollen. Das eine schließt das andere nicht aus.

Der Aschermittwoch soll uns keineswegs die Freude am Leben nehmen, aber eben bewusst machen, dass diese Freude nicht allein von dem abhängig ist, was wir haben und was wir sind.

Das Verstehen dieses Tages liegt vielmehr darin, dass wir begreifen, dass wir nicht untrennbar an diesen Dingen hängen sollen und so jeder Verlust zu einer totalen Lebensbeschneidung wird.

Vergänglichkeit wird auch an uns selbst sichtbar – das Haar wird grau, die eine oder andere Falte wird plötzlich sichtbar, hie und da lässt uns ein Schmerz zusammenzucken. Im Rückspiegel der Zeit betrachten wir die Jahre und erschrecken, wie schnell alles vergeht. „Tempus fugit! Die Zeit flieht!“ Ein Jahr ist wie der berühmte Windhauch, den der Prophet Kohelet proklamiert. Manche verfallen bei dieser Erkenntnis in Panik und tiefe Melancholie. Der Tod verliert allerdings dort seinen Schrecken, wo wir ihn als Neubeginn sehen. Dafür freilich braucht es einen starken Glauben und die innere Freiheit von allem Fassbaren. Der Aschermittwoch soll kein Tag sein, der uns betrübt sein lässt, sondern vielmehr die Erinnerung daran, dass wir die Zusage für das Leben haben. Wer sich an nichts klammert, der hat die Hände und das Herz frei, um Neues geschenkt zu bekommen.

Ich wünsche Euch allen einen guten Beginn der Fastenzeit!

Herzlich, Euer P. Gerfried Sitar