Dekanat

Dekanat St. Andrä im Lavanttal

WELTUNTERGANG!?

Das richtige Maß

Es ist erstaunlich, wie schnell die gesamte Welt mit all ihren Errungenschaften in die Krise schlittern kann. Und vor allem, wie hilflos sie dabei ist. Mich verwundert die allgemeine Hysterie sehr, zumal wir es hier nicht mit Ebola, mit der Pest oder gar mit einem verheerenden Krieg zu tun haben. Seit Tausenden von Jahren hat die Menschheit gelernt, mit Krisen und Schwierigkeiten umzugehen. So etwas, wie wir es gegenwärtig erleben, hat es allerdings noch nicht gegeben. Wäre der Anlass so, dass man das verstehen würde, dann müsste man keine Fragen stellen. Hier allerdings ist der kritische Blick dringend gefordert. Die Gesamtsterblichkeit der Menschen wird nicht höher sein als in anderen Jahren auch …. Das bedeutet nicht, dass man verharmlosen darf, keineswegs, es bedeutet allerdings, dass man die Kirche im Dorf lassen muss.

Wir lesen tagtäglich: Da ein Coronatoter, dort einer, wobei nicht klar ist, ob jemand AN Corona gestorben ist oder MIT. Und das ist ein erheblicher Unterschied. Es ist sehr erstaunlich, dass man in den Medien kaum davon hört, dass Menschen auch noch an anderen Ursachen sterben. Scheinbar gibt es auf der ganzen Welt nur noch Corona. Diese Hysterie und vor allem der Medienhype darum sind einfach unerträglich und machen krank!!!!! Dazu kommt die Unverfrorenheit, mit der Viele die Situation ausnützen, um Profit daraus zu schlagen. Man liest kaum in einer Zeitung davon, was sich auf der Hinterbühne abspielt: Menschen, die unverschuldet in den Ruin fallen, Familientragödien durch Gewalt, psychische Beklemmungen, die aufgrund der Beschränkungen auftreten. Das betrifft nicht in erster Linie das Land, sondern vor allem den urbanen Bereich, wo mehrere Menschen auf 40-50 m2 zusammenleben und keinen Garten oder eine begrünte Terrasse zur Verfügung haben.

Wie bei vielen anderen Dingen im Leben auch ist das richtige Maß gefordert! Auf der einen Seite dürfen Probleme nicht verharmlost werden, auf der anderen darf aber auch nicht eine Weltuntergangsstimmung verbreitet werden, die der Menschheit einen schlimmeren Schaden zufügt, nämlich den an der Seele. Dieser Schaden ist nicht messbar und vor allem nicht spannend für die Presse. Eine große Gefahr ist, dass der Mensch seine Eigenverantwortung bedingungslos abgibt. Nicht wenige politische Systeme werden die Krise nutzen, um ihre Macht auszubauen und den Menschen die hart erworbenen Grundrechte bis auf ein Minimum kürzen. Da muss man realistisch genug sein – und jeder, der Geschichte aufmerksam studiert (leider sind das zu wenige, sonst wären manche gesellschaftlich vielfach wiederholte Phänomene nicht möglich), weiß, dass es immer wieder Profiteure der Krise gegeben hat und dass es nicht immer das Gemeinwohl war, das gestärkt aus solchen Zeiten hervorging. Umso mehr ist Wachsamkeit und kritischer Widerspruch gefordert, dort, wo er gerechtfertigt ist.

Einmal mehr wird natürlich auch das Thema „Society“ auf den Prüfstand gestellt. Wo sind nun alle Modepüppchen und „Stars“, deren Lebensinhalt darin besteht, sich vor Kameras zu positionieren und Trends zu produzieren, die niemand braucht? Die ungleiche Verteilung von Geldern wird jetzt deutlich, wenn Personen, die Millionen „verdienen“, plötzlich völlig unnütz werden, Mindestverdiener nun allerdings „HeldInnen des Alltags“ sind, weil ihre Arbeit, die sie sonst auch, vielleicht belächelt und herabgewürdigt, verrichten, mit einem Schlag lebensnotwendig ist. Das sind Themen, die unsere Gesellschaft in jedem Fall überdenken sollte und die am Ende als Lehre aus der Krise gezogen werden darf.

Im Hinblick auf Kirche in dieser Zeit finde ich es großartig, dass es Organisationen wie die Caritas gibt, die nun wirklich tatkräftig hilft. Es ist schön, zu sehen, wie Menschen in der Nachbarschaft einander zur Seite stehen und wie es welche gibt, die anderen einfach Mut zusprechen.

Zu dramatisieren hilft schlichtweg niemandem, sondern nimmt uns jeden Funken an Lebensqualität! Es ist weder ein Weltuntergang, noch sind 50 % der Menschheit gefährdet! Ich finde, dass das viel schlimmere Virus unserer Gegenwart Panikmache heißt. Wachsam zu sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu befolgen, das ist sehr gut! Bewusst das Leben zu leben als etwas Kostbares, das uns geschenkt ist, das ist ein Gebot der Stunde. Im Selbstmitleid zu zerfließen und alles schlecht zu reden, das bringt uns nicht weiter. Auch nicht, wenn wir die Anderen wie Aussätzlige betrachten und ein ungemeines Misstrauen innerhalb menschlicher Begegnungen spürbar wird.

Wenn es vielleicht bald einen Impfstoff gibt, wieviele lassen sich dann impfen? Die Grippe fordert jährlich etwa 680.000 Todesopfer weltweit - in Österreich sind es um die 1000 - einmal mehr, einmal weniger - 2018/19 waren es ca. 1400. Darunter sind viele Kinder und junge Menschen, auch solche, die keine Vorerkrankungen hatten. Es gibt wirksame Impfstoffe! Impfen lassen sich allerdings kaum 10%. Das ist Eigenverantwortung und daran sehen wir, dass diese VIEL ZU NIEDRIG ist.

P. Gerfried Sitar