Dekanat

Dekanat St. Andrä im Lavanttal

Karwoche - Es ist zum Weinen!

Das Hingehen auf Ostern mit Covid19

KARwoche – (das Wort kommt von KARNERN – das Weinen/Klagen)

Ist es wirklich zum Weinen?

Es gibt scheinbar nur noch ein Thema, das uns beherrscht: Covid19. Und wenn wir ehrlich sind: Es nervt uns alle schon gewaltig! Dabei entwickelt sich die Situation völlig anders, als die vielen Cassandras prophezeit haben und das Chaos, das durch manche überzogene und unverhältnismäßige Maßnahme ausgelöst wird, nimmt immer mehr zu. Vernunft scheint nicht der Motor zu sein, der das Karussell am Laufen hält, sondern eher die Panik, die ziellos zerstörerische Granaten in den Nebel der Unsicherheit schießt. „Friendly fire“ nennt man das in Kriegszeiten, wenn in panikartigem Sperrfeuer die eigenen Leute verwundet und getötet werden. Das ist keine Verharmlosung, keineswegs! Die Lage ist ERNST! Viele, der derzeit gesetzten Maßnahmen sind durchaus sinnvoll und sollten uns mehr ins Bewusstsein rufen, dass Hygiene etwas Selbstverständliches im Alltag sein sollte. Das gesamte Leben eines Landes lahmzulegen, das ist allerdings verrückt und zieht einen "Rattenschwanz" an Folgen nach sich, der kaum überschaubar ist. Immer mehr Menschen werden von psychischen Problemen gepeinigt, Unternehmer verfallen in Depressionen, weil sie zusehen müssen, wie ihr Lebenswerk zerstört wird, notwendige Operationen werden verschoben – und es ist dann oft schon zu spät – Chemotherapien werden ausgesetzt, um Krankenhausplätze, die man vielleicht brauchen könnte, nicht zu belegen, die Gewalt in den Familien nimmt dramatisch zu, Menschen fürchten sich, aufgrund völlig überzogener Berichte, zur Arbeit zu gehen und nicht Wenige nutzen die Situation schamlos für ihren eigenen Vorteil aus. Der Staat winkt mit Milliarden, die wir nicht haben und beschenkt die, die ohnedies genug haben, die Kleinen aber bleiben leider viel zu oft auf der Strecke. Von vielen Menschen habe ich das in den letzten Tagen so erfahren. Jeder, der diese Situation mit ein wenig Verstand betrachtet, wird sich ernsthaft die Frage stellen, welche Logik hier dahintersteckt.

Wenn man hört, dass ein ranghoher Politiker ernsthaft darüber nachdenkt, die Menschen mittels App zu überwachen, dann schrillen die Alarmglocken des demokratischen Verständnisses in höchster Intensität! Menschen sollen stigmatisiert werden! Das hatten wir doch schon einmal, wenn ich mich richtig erinnere?! Jemand muss ja schließlich verantwortlich sein für das globale Ungemach, das uns trifft. Ja, haben wir noch alle Sinne beisammen? Vielmehr wäre es sinnvoll, an der Eigenverantwortung des Menschen zu arbeiten, das Bewusstsein dafür zu schärfen, in der Gesellschaft verantwortungsvoll – mit sich und den anderen - umzugehen. Da sind wir weit davon entfernt! Die momentane Situation zeigt hingegen sehr deutlich, dass der Mensch das Gespür für das Maß verloren hat – eine Ambivalenz der Extreme tut sich auf! Nicht zuletzt tragen auch die Medien ein hohes Maß an Verantwortung. Manche nehmen das sehr genau wahr, andere schwelgen in ihrem bekannten und seit Jahren geübten Populismus. Unreflektierte Fakten werden aufgebauscht und als Ultimum der Wahrheit verkauft. Guter Journalismus hinterfragt zwei Mal, stellt in den Kontext und schafft Aufklärung - schlechter ist geprägt von Sensationsgier und dem Streben nach Auflagensteigerung, um es mit aktuellen Worten auszudrücken: Koste es, was es wolle! Was ist Wahrheit? Diese Frage stellte schon Pilatus Jesus, als er ihn aufgrund öffentlichen Drucks und seiner peinlichen Menschenfurcht zum Tod verurteilte. Die Antwort haben die „Pilatuse“ aller Epochen bis heute nicht gefunden.

Wenn die Feiertagsverordnung vorsieht, dass in einem Haus oder in einer Wohnung maximal fünf Personen, die nicht zusammenleben, Ostern feiern dürfen, dann ist für mich jegliche Verhältnismäßigkeit verloren gegangen. Wenn in einem Haus sieben Menschen leben oder acht, was dann? Dann dürfen zwei oder drei in ihrem Zimmer feiern – oder wie soll das gehen? Die Polizei soll jederzeit überprüfen können, ob die Verordnung eingehalten wird. Menschenrechte adieu! Natürlich ist es notwendig, dass ausgelassene Partys unterlassen werden - es ist auch sehr sinnvoll, hier darauf zu achten, dass wir alles beitragen, um weiterhin zu einer Abflachung der Infektionskurve beizutragen. Aber bei diesen "Osterfeten" oder "Osterpartys" stellt sich ohnedies die Frage, was dabei gefeiert wird. Die Auferstehung des Herrn wohl nicht!

Als ich vor einigen Tagen einkaufen war, musste ich feststellen, dass das Verhalten der Menschen zueinander sehr seltsam geworden ist. Man macht einen großen Bogen um den anderen, als ob dieser Aussatz hätte, das Misstrauen ist auf die Stirn geschrieben und die Frage scheint im Raum zu stehen: Hat er/sie es?

Noch einmal: Covid19 ist nicht die Pest und auch nicht die Cholera, auch nicht Ebola. Sie ist eine ernst zu nehmende Virusinfektion wie auch die Influeza (diese nehmen leider inkl. der Politik zu wenige ernst). Es ist gut, vernünftige Maßnahmen einzuhalten, aber es ist nicht gut, andere zu stigmatisieren oder gar zu dämonisieren! Es ist ganz und gar nicht gut, dem Menschen seine Grundrechte zu rauben! Es ist auch nicht gut, den wirtschaflichen Ruin unseres Landes zu riskieren, ohne Fakten wirklich zu kennen. Wer wird dann das Gesundheitswesen bezahlen, um die zu retten, die an vielen anderen Krankheiten leiden - in Österreich sterben schließlich jährlich zwischen 60 und 70.000 - dann werden es vermutlich noch viele 1000e mehr sein - es gibt schließlich auch im Gesundheitsbereich unzählige andere Themen als Covid19.

Wenn man liest, dass es die von uns Österreichern so viel geliebte Reisefreiheit erst nach dem Entwickeln eines Impfstoffes wieder geben soll, dann klingt das wie ein schlechter Aprilscherz. Jährlich sterben bis zu 250.000 Menschen weltweit an der Influenza, es gibt einen wirksamen Impfstoff - in der Apotheke um die Ecke!!! Kaum 10% der Bevölkerung lässt sich impfen. Das wäre wohl ein Ansatz, hier verpflichtend auf Impfungen zu setzen, um viele Menschenleben zu retten. Diese vielen Toten sind aber keine Schlagzeile wert- in Österreich waren es 2017/18 immerhin 1400 an Influenza Verstorbene, da sind wir mit Covid19 noch sehr weit entfernt davon. Von all den anderen jährlich durch Viren oder Bakterien getöteten Menschen spricht ohnedies niemand. Diese werden im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen. Das sollte uns eigentlich massiv zum Nachdenken geben!

In jedem Fall sehe ich Corona – und ich hoffe, der Wahnsinn findet bald ein Ende – als Anlass dafür, daraus zu lernen und die Lebensgewohnheiten ein wenig umzustellen, um MEHR an Qualität zu haben und WENIGER an unnötigem Ballast.

Einen großartigen Artikel hat meiner Meinung nach Michael Matzenberger im Standard veröffentlicht. Er zeigt genau das auf, was eigentlich Sache ist. Hervorragend recherchierte Fakten schließen sich zu einem Gesamtbild, das wohl ganz deutlich das schildert, was augenblicklich Sache ist. Hier wird der Ruf nach Maßhaltung deutlich, die uns sichtlich abhanden gekommen ist – den Politikern und den Bürgern. Die Kirche ist davon nicht ausgenommen. Und das alles betrifft nicht nur Covid19, sondern das, was man Alltag nennt. Zum Alltag gehört auch die Seele. Auch diese lechzt nach Hygiene, um nicht angesteckt zu werden, von den unzähligen Viren, die der Wohlstand hervorgebracht hat.

Augustinus schreibt in seinem Werk „De vera Religione“: Noli foras ire, sed in te ipsum redi .... Gehe nicht nach Außen, sondern kehre dich nach Innen. Das ist vielleicht entscheidend dafür, dass wir die Karwoche nicht als Woche des Weinens und Klagens empfinden, sondern auch als eine Zeit des neuen Bewusstwerdens. Vielleicht erleben wir dieses Jahr das Mitgehen mit Christus bewusster, weil der Gründonnerstag mit seinem Verrat und der Angst im „Blutschwitzen“ und der Karfreitag mit Leid und Tod spürbarer und erlebbarer werden. Und vielleicht weitet uns das Mitgehen auf dieser „Via dolorosa“ nicht nur den Blick, sondern stärkt in uns auch die Gewissheit, dass es das Sterben geben muss, um für das neue Leben offen zu sein.

Wie auch immer. Es gibt das Leben! Auch wenn es zur Zeit totgeredet wird. Aber ... das ist eine Tatsache, die wir wissen. Es gibt das Leben und es wird dieses Leben auch morgen geben. In diesem Sinne: Gute Kartage in der Gewissheit des strahlenden Auferstehens!

Herzlich, Ihr

P. Gerfried Sitar