Dekanat

Dekanat St. Andrä im Lavanttal

Das Kreuz als Brücke

Gedanken zum 13. Sonntag im Jahreskreis von Dechant P. Gerfried Sitar

Die Botschaft vom Kreuztragen hören wir nicht gern, weil sie so widersprüchlich zu dem steht, was wir uns für unser Leben wünschen und was uns auch täglich durch die Werbung als erstrebenswert für ein geglücktes Leben vorgegaukelt wird.

Die Suche oder mehr noch die Jagd nach diesem Glück wird zum Lebensprogramm, das oft an Alltäglichkeiten scheitert: Krankheiten, zerbrochene Beziehungen und Freundschaften, beruflicher Misserfolg, Unverständnis und Intoleranz. Selbst bei allem Mühen spüren wir, dass Glück sehr fragil ist und uns mitunter in den Händen zerbricht wie hauchdünnes Glas.

Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren, heißt es bei Matthäus. Das bedeutet keinesfalls, dass wir das Leben gering schätzen und ihm mit abwertender Gleichgültigkeit begegnen sollen, es bedeutet vielmehr, dass wir uns nicht an etwas klammern sollten, das den Stempel der Vergänglichkeit trägt.

Vergängliches ist anfällig für die vielfältigen Querschüsse des Lebens. Wer seine Hände krampfhaft umschließen lässt, was er nicht verlieren will, der wird keine Möglichkeiten finden, um Neues geschenkt zu bekommen, weil er sich nicht öffnet.

Die Gelassenheit des Genießens kann zum Leitfaden des Lebens werden, wenn wir dankbar sind für den Moment, aber diesen nicht „versichern“ wollen.

Kreuztragen bedeutet in diesem Zusammenhang die Bereitschaft, die Herausforderung Leben mit allen Konsequenzen anzunehmen, Veränderungen zuzulassen, denn Leben heißt, sich zu verändern und gut gelebt zu haben bedeutet, viele Veränderungen erfahren zu haben. Kreuztragen wird somit zum Mittragen des Lebens in all seinen Fassetten, den erfreulichen und den traurigen.

Wer das Kreuz so durch seine Zeit trägt – einmal leichter und einmal schwerer, mit Rundungen und mit all seinen Ecken, der wird spätestens dann erfahren, wenn er am Ende seines Lebens den Sprung wagt, dass das Kreuz zur Brücke vom Hier zum Dort wird und zum Steg, über den wir das Glück erreichen, das nicht mehr zerstört werden kann.

Ich wünsche Ihnen einen gelassenen Sonntag!

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar