Pfarre

Klagenfurt-St. Peter

Du, Erde, ich liebe Dich ohne Gewalt

Wort von Pfarrer Richard Pirker zum Evangelium des 3. Fastensonntags C

Kapelle der Pfarrkirche St. Peter
 Glasfenster von K. Bauer, Foto von Richard Pirker 

Bilder prägen unsere Wahrnehmung. Wer erinnert sich nicht an die zwei rauchenden Hochhäuser des World-Trade-Center, wie am 11. September 2001 zwei Passagierflugzeuge zum Terroranschlag umfunktioniert wurden? Die Täter verstanden dies als Strafe für die westliche Ausbeutung ihrer Herkunftsländer und versprachen sich selbst das Paradies.

Sünde und Strafe

Im biblisch orientalischen Verständnis hängen sittliche Lebensordnung und Gottes Gerechtigkeit aufs engste zusammen, wie Ursache und Wirkung, Saat und Ernte. Daher gibt es im Hebräischen für das Böse und das Unheil ein und dasselbe Wort: ra-ah: „Dich wird das Unheil (ra-ah) treffen, weil ihr tut, was böse (ra‘) ist in den Augen Gottes.“ (Dtn 31,29). Doch bereits vor dem Auftreten Jesu wird klar, man kann nicht für alle Sünden einen Strafvollzug definieren, (was die Österreichische Politik von der Bibel lernen darf). Daraus entwickelt sich der Gedanke der jenseitigen Strafe, wo der Mensch den Lohn für seine guten Taten und die Höllenstrafen und den ewigen Tod (Mt 18,8, Mk 25,41, Joh 5,14.29) für die Sünden empfängt.

Am dritten Fastensonntag lesen wir einen der härtesten Texte der Bibel, wo ‚normalsterbliche‘ Sünder wie unserereins längst den Tod als Folge ihres Tuns verdient haben und Katastrophen als göttliches Warnsignal dienen: Es hätte auch uns treffen können.

Keine Gewalt im Namen Gottes

Eines wird beim Lesen deutlich: Die breite Volksmeinung „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel“, weil wir so brav sind und Gott so lieb, ist nicht die Botschaft des Evangeliums. Die Frage wäre: Wonach richten wir uns aus? Leben wir nicht in einer Kultur des Todes, wenn wir spielende Kinder für zu laut empfinden oder beeinträchtigte Menschen, die nicht in das perfekte Schema passen, als störend? Wollen wir in einer Atmosphäre der Freiheit leben, wo wir den Geist Jesu spüren oder lieber wie Termiten in einem großen Terrarium, wo die digitale Welt selbst den voraussichtlichen Todestermin fixiert? Wir merken: Jede und jeder, der im Namen der Kirche Gewalt ausübt, in welcher Form auch immer, missachtet das mit eigenem Blut geschriebene Grundgesetz Jesu, das da lautet: Du, Erde, ich liebe dich ohne Gewalt. Solange ich atme, darf ich für dieses Reich Früchte sammeln.