Pfarre

Klagenfurt-St. Peter

Gedanken für den Tag - 5. April Palmsonntag

Der wahre Held - kein Populist

Am heutigen Palmsonntag spüren wir stärker als sonst was es bedeutet, als Gemeinschaft nicht versammeln zu dürfen. In früheren Tagen gab es solche Verbote, um den Aufstand der Massen ja nicht aufkommen zu lassen. Bei sportlichen oder musikalischen Großereignissen merkt man bald: I’m from Austria. Im religiösen Kontext ist der Palmsonntag ein solches Fest, das uns erinnert, wir sind eine Gemeinschaft auf dem Weg. Und es ist schön, uns mit Bräuchen und Gesten auszudrücken. Kinder lieben ihre Palmbuschen und auch Erwachsene schmücken sich üblicherweise mit schöner Frühlingskleidung. Nach der Segnung der Palmzweige erfolgt die Prozession in die Kirche mit anschließender Passionserzählung und Messfeier. In diesem Jahr ist das Matthäusevangelium vorgesehen.

Jesus zieht auf einem Esel in die Heilige Stadt ein, und das Beste dabei ist, dass der Esel nicht einmal ihm gehört. Er griff mit diesem Zeichen das prophetische Wort aus Sacharja (Sach 9,9) auf, dass der wahre König Israels nicht mit den Machtsymbolen der damaligen Welt (Pferde und Streitwagen) kommen werde, sondern dass er den Frieden verkündet auf dem Tier der Armen. Es wäre so, als würde ein politischer Machthaber mit einem kleinen Wagen daherkommen inmitten gepanzerter Limousinen mit ihren Kohorten. „Der Einzug auf dem Esel, dem geliehenen, ist Symbol irdischer Ohnmacht, Einlösung der Verheißung, (…) zugleich Ausdruck für das vollkommene Vertrauen auf die Macht Gottes. Sie ist in Jesus dargestellt. Er hat kein eigenes Königtum aufgerichtet neben dem Königtum Gottes, sondern allein dieses bezeugt. Sein Nichts ist sein Alles. Er steht nicht für irdische Gewalt, sondern für Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe – für Gott.“ (Joseph Ratzinger, Gottes Angesicht suchen)

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Papst Franziskus auf seinem Amerika-Besuch mit einem Fiat 500 (Bild NZZ: Alex Brandon / EPA)

Mit heutigen Methoden würden wohl TV-Stationen von diesem Einzug berichten und sogleich die ersten Analysen angestellt werden, wieviel Prozent dieser unbekannte „Hero“ für eine mögliche Wahl bringen würde. Populisten träumen wahrscheinlich von einem solchen Einzug in Jerusalem und ihrer Anziehungskraft. Jesus geht es nicht um die Volksmassen, sondern dass er seinen Auftrag wahrnimmt, dass er der Welt zeigt, wer im letzten die wahre Macht der Welt ist: Das Reich Gottes, das Reich der Liebe und Treue zum eigenen Auftrag, das mitten unter uns aufgerichtet wird. Am heutigen Palmsonntag können wir auch dankbar die Entwicklung der Kirche betrachten. Die ersten Päpste waren allesamt echte Blut-Zeugen des Glaubens. Im Hochmittelalter gab es Umdeutungen der Bergpredigt: Selig, wer mit Gewalt das Evangelium verkündet. In der beginnenden Renaissance gab es selbst Päpste, die mit dem Schwert in der Hand ihr Territorium auf einem Schlachtross erweiterten. Damals, als der Petersdom neu gebaut wurde und dieses faszinierende Bauwerk sich immer weiter nach oben wölbte, war die Gegenwart des gewaltlosen, ohnmächtigen Jesus Christus wie verdeckt. Heute bleibt einem Papst sein persönliches Zeugnis, das seinem Wort Ausdruck verleiht. So auch Papst Franziskus: Er hat nichts anzubieten als das Evangelium, auf dass wir diesem Jesus von Nazareth nachfolgen und sei es bis unter das Kreuz.