Pfarre

Klagenfurt-St. Egid

Mit Leib und Seele in Gottes Dienst

Zur Auffindung der Reliquie des hl. Ägidius in St. Egid

(c) St. Egid Reliquie
Reliquie des Hl. Ägidius (c) St. Egid

Bei Räumungsarbeiten in der nordseitigen Hochsakristei war die Freude groß, als völlig unerwartet ein Reliquienbehälter mit einem Knochenpartikel des hl. Ägidius gefunden wurde. In keinem Inventar der Kirche war der kostbare Besitz bis dato erwähnt worden. Die überraschende Entdeckung traf sich auffallend "synchron" mit den Bemühungen des amtierenden Stadthauptpfarrers Mag. Simonitti, den Stadtpatron von Klagenfurt wieder deutlicher ins Bewusstsein der Pfarre und der Bevölkerung zu rufen.

Der Kult um Reliquien ist aufgrund von Missbräuchen erstmals in der Reformationszeit, dann während der Kirchenreform des 20. Jh. in Verruf, praktisch dann bis auf wenige Ausnahmen in Vergessenheit geraten. Dabei ist die Verehrung von "Hinterlassenschaften" (so die wörtliche Bedeutung des lat. Lehnwortes "Reliquie") von Heiligen seit der Spätantike wohl geübte Praxis in der christlichen Tradition. Ja, wie es auch die bedeutenden Kirchenfunde in Kärnten aus dem 5. und 6. Jh. bezeugen, ist im frühen Christentum die Übertragung einer Reliquie in die Reliquienkammer unter dem Altar gleichbedeutend mit der Kirchweihe selbst. Im Hintergrund stand die Überzeugung, dass gemäß der Apokalypse des hl. Johannes die Heiligen (wörtlich: die Seelen der Märtyrer) am Fuß des himmlischen Altars ruhen. Dem gemäß wurden auch die Altäre der Kirchen über Reliquien errichtet - und wer es sich leisten konnte, ließ sich in der Nähe der Reliquien bestatten.

Später wurde es dann etwa für Fürsten geradezu eine Notwendigkeit, die Legitimität der eigenen Herrschaft durch den Besitz von möglichst vielen Reliquien zu untermauern, weil man sich dann der Unterstützung der Heiligen sicher war. Die größten Reliquiensammlungen in Europa entstanden in Rom, Aachen und Tours, und für die Menschen war es ungemein wichtig, zu bestimmten Gelegenheiten an diese Orte zu pilgern und der sog. "Heiltumsschau", der öffentlichen Präsentation der Reliquien beizuwohnen.

Dass da nicht immer alles mit rechten Dingen zugegangen ist, ist erwiesen, daraus eine grundsätzliche Ablehnung der Reliquienverehrung abzuleiten, wäre aber ein großes Missverständnis und viel zu kurz gegriffen. Denn in der Reliquienverehrung geht es nicht um Aberglauben, sondern um die Überzeugung, dass die Heiligkeit der Heiligen, ihre "virtus", wie man es formulierte, ja kein reines "gedankliches" Phänomen war, sozusagen auf ihren Geist beschränkt war. Vielmehr ist es der "ganze" Mensch in seiner leibhaftigen Einheit aus Körper, Geist und Seele, der sich in den Dienst Gottes gibt (und dem, das darf nicht vergessen werden, auch als Ganzem in der Auferstehung die ewige Zukunft bei Gott zugesagt ist).

Wenn nun im Rahmen des Patroziniums in St. Egid mit der Reliquie des hl. Ägidius der Segen gespendet wird, dürfen die Gläubigen hoffen, in ihrem eigenen Bemühen um ein Leben mit Gott im Dienste ihrer Mitmenschen Stärkung zu erfahren.