Pfarre

Klagenfurt-Dom

kelagBIGband goes Church

Beeindruckender „Kirchgang“ der renommierten Kärntner Bigband-Formation mit feinfühliger Orgelbegleitung

von Irina Antesberger

Konzert der kelagBIGband im Dom zu Klagenfurt: An der Marienorgel spielte DKM Thomas Wasserfaller - Michael Wasserfaller dirigierte die Uraufführung seines Werkes (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Konzert der kelagBIGband im Dom zu Klagenfurt: An der Marienorgel spielte DKM Thomas Wasserfaller - Michael Wasserfaller dirigierte die Uraufführung seines Werkes (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

40 Jahre „Musica Sacra“, das muss gefeiert werden! Der Dommusikverein Klagenfurt begeht das Jubiläumsjahr mit allerlei musikalischen Glanzpunkten: ob die von Domorchester und –chor/-kantorei gestalteten Hochämter oder das Konzertangebot, das von Orgelvirtuosen über Chorisches bis hin zu Jazz reicht – die „musica“, die geboten wird, muss nicht ausschließlich „sacra“ sein. In diesem Jahr konnte (zum dritten Mal nach 2013 und 2015) mit der kelagBIGband wieder eine Formation mit Kärntner Wurzeln für das Festival gewonnen werden.

Ob das allweihnachtliche Konzert „Swinging Christmas“, die Arbeit mit international renommierten Künstlern oder Auftritte bei Festivals und Konzerten im In- und Ausland - seit etlichen Jahren ist die kelagBIGband nun Fixbestandteil der österreichischen Musikszene. Das Aushängeschild des BSK Kelag (Betriebs-, Sport-, Spar- und Kulturverein des Konzerns) setzt sich aus hochqualifizierten Musikern verschiedenster Genres zusammen und wird von einem erfahrenen Bandleader geleitet - seit 2009 hat Hans Lassnig diese Position inne und kann seine Erfahrungen als Leiter, Arrangeur und Komponist einbringen.

Der „zornige“ Planet und Christus, der Erlöser

Unter dem Motto „kelagBIGband goes church“ hat das Ensemble nicht nur ein kurzweiliges Programm auf die Beine gestellt, sondern präsentiert auch die letzten zwei Teile einer bereits 2013 „angerissenen“ Uraufführung. Mit Thad Jones` „A Child is Born“ werden die ersten Fäden für den dichten Klangteppich des Abends geknüpft, der sich immer weiter verdichtet. 2013 wurde ein Werk eines Komponisten aus den eigenen Reihen erstaufgeführt, das nun wieder erklingt: „The Angry Planet“, komponiert von Markus M. Gruber. Der ehemalige Schlagzeuger der kelagBIGband hat die Umwelt- und Klimasituation des 21. Jahrhunderts zum Anlass für das Stück genommen und bietet somit dem „zornigen“ blauen Planeten eine Plattform für einen musikalischen „Hilfeschrei“. Es geht weiter nach Brasilien, wo das Publikum einen (nicht nur klanglichen) Höhenflug auf die Christus-Statue am Corcovado über Rio de Janeiro erlebt („Cristo redentor“, Duke Pearson). Das ganze Konzertprogramm ähnelt in gewisser Weise einer Reise, denn nach den zuvor gebotenen „Kurztrips“ findet nun, vier Jahre nach der Uraufführung des ersten Satzes, das dreiteilige Werk „Sounding Sacral“ für Bigband und Orgel - von Michael Wasserfaller eigens für die aufführende Besetzung komponiert - seine Vollendung. Für den zweiten und dritten Teil überlässt Lassnig dem Komponisten das Pult, der die kelagBIGband mit sicherer und präziser Stabführung durch die „Geburt“ seines musikalischen Babys führt. An seinem Werk ist auch die kompositorische, vielleicht sogar menschliche Entwicklung Wasserfallers zu bemerken – ist Teil 1 noch etwas vorsichtig und schneidet Stile, Rhythmen und Stationen der musikalischen Reise nur an, geht der in Wien lebende Kärntner in den neueren beiden Teilen mehr in die Tiefe und gibt dem Zuhörer mehr als kleine Kostproben seiner Tonschöpfungen.

Sounding sacral - symphonische Bigband mit Orgelklang

Der vielseitige Komponist versteht es, Takt- und Tempowechsel wie selbstverständlich ineinander übergehen zu lassen. Metrisch, rhythmisch und harmonisch kommt sein Werk nie zum Stillstand, immer wieder werden neue Farben und Wendungen eingebracht und der Begriff „symphonische Bigband“ wird in Ton und Klang eindrucksvoll dargestellt. Wasserfallers Komposition ist jedoch nicht nur eine Reise durch allerlei Klangwelten, sondern auch durch die verschiedenen Register der kelagBIGband, die von Trompeten und Posaunen über Saxophone und Querflöten bis hin zur Rhythmusgruppe gut bis außerordentlich gut besetzt ist. „Sounding sacral“ verbindet großen Bigband-Sound mit Orgelklang, was zwar eine eher ungewöhnliche, allerdings durchaus interessante Kombination darstellt. Obwohl die Orgel ja eher selten in einer solchen Konstellation verwendet wird, wirkt das Durchscheinen ihres Klanges nicht fremd, was nicht nur mit dem Veranstaltungsort, dem Dom, zu tun hat. Domkapellmeister Thomas Wasserfaller an der Marienorgel fügt sich gekonnt in das Geflecht des eher unüblichen Repertoires ein und fühlt sich dabei sichtlich wohl. Mit George Gershwins „Rhapsody in Blue“ verabschiedet sich das Ensemble und entlässt sein Publikum in die angenehm erfrischte Luft der Sommernacht. Dankbarer Applaus für eine originelle Kombination und einen gelungenen Versuch, Jazz und konzertante Symphonik zu verbinden!