Pfarre

Maria Saal

Stammbäume, Kirchenväter und die Kunst

Ein Abend zu Ehren des Hl. Hieronymus in der Stiftskirche Maria Saal

Mittwoch, 30. September 2020 - Im KunstQuadrat im Dom zu Maria Saal ist zurzeit eine Kunstinstallation von Iris Andraschek und Hubert Lobnig zu sehen. Die beiden Künstler haben sich bei ihrer Arbeit von den Malereien im Mittelschiff des Domes inspirieren lassen. Die Gewölbemalerei zeigt eine seltene Darstellung des Stammbaumes Christi. Nur in St. Michael in Hildesheim findet man ein vergleichbares Werk. Die Verbindung zwischen dem Stammbaum und der Kunstinstallation sind Kräuter und andere Pflanzen, aus deren Blütenknospen die Vorfahren Jesu herauszuwachsen scheinen.

Von Adam bis Jesu - Stammbäume in der Bibel

Woher der Künstler der Spätgotik seine „Informationen“ über die Vorfahren Jesu bezog, wollten wir von Mag. Klaus Einspieler, Referent für Bibel und Liturgie der Diözese Gurk, wissen.

Ausgehend von den beiden Evangelien, die von den Vorfahren Jesu berichten – das Matthäusevangelium und das Lukasevangelium – gibt Klaus Einspieler einen ausführlichen Einblick in die Familiengeschichte Jesu. Mit alttestamentarischer Ahnenforschung hat das jedoch nichts zu tun. Die Stammbäume sind nicht ident, sie sind konstruiert, voller Zahlensymbolik und sollten die Bedeutung Jesu für die Heilsgeschichte Gottes betonen.

Das Matthäusevangelium spannt in einer Abfolge von 3 Mal 14 Generationen den Bogen von Abraham bis Jesus, wobei interessanterweise auch vier Frauen genannt werden. Diese Frauen waren keine Israelitinnen, und sie hatten auch nicht den besten Ruf. Das sollte wahrscheinlich darauf hinweisen, dass sich Jesus auch Sündern und Nichtisraeliten zuwendet.
Das Lukusevangelium verfolgt den Stammbaum Jesu zurück bis auf Adam – Adam bedeutet „Mensch“ - und betont damit die Verbindung zwischen Gott und allen Menschen.

Über biblische Handschriften und die bedeutende Rolle des Hl. Hieronymus auf dem Weg zu einem einheitlichen Bibeltext

Wie aus vielen verschiedenen Büchern, die zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben und über Generationen weitergegeben und kopiert wurden, unsere heutige Bibel entstand, hat Einspieler mit Hilfe von Faksimiles nachgezeichnet. Und welche Rolle dabei der Hl. Hieronymus einnahm, dessen 1600er Todestag just an diesem Tag begangen wurde, hat Stiftspfarrer Mag. Josef-Klaus Donko erläutert. Der große Sprachenkenner Hieronymus - er war firm in Hebräisch, Griechisch und Latein - ist ja der Verfasser der sog. Vulgata, der lange Zeit maßgeblichen Bibelübersetzung der katholischen Kirche.

Ein würdiger Abend für den großen Kirchenvater und ein bereichernder Abend für das beeindruckte Auditorium.