Pfarre

Maria Saal

Meditation und Reflexion im Kunstquadrat

Gedanken zur Kunstintervention von Bernhard Wolf im Maria Saaler Dom

Hinweis: Kunstintervention bis 6. Jänner 2020 verlängert!

Wer in diesem Herbst durch das große Portal den Maria Saaler Dom betritt, taucht ein in ein Universum von Lichtpunkten, die von zwei verspiegelten Kugeln in die Tiefen des Kirchenraumes reflektiert werden. Wie zwei große leuchtende Himmelskörper schweben sie über dem hinteren Bereich des Kirchenschiffs. Die Lichtpunkte bewegen sich in Kreisbahnen, streichen über die Säulen, Statuen und den Orgelprospekt, mal ganz langsam wie in Zeitlupe, dann wieder sehr schnell wie in einem Schneegestöber. Hier geraten nicht nur Kinder ins Staunen, und mit dem staunenden Innehalten beginnt nicht nur bei den antiken Griechen das Nachdenken über uns Menschen und die Welt und über das, was diese Welt im Innersten zusammenhält.

Staunen im [ ] Kunstquadrat

Bernhard Wolf, der in Klagenfurt geborene und in Graz lebende Künstler, hat mit seiner behutsamen Kunstintervention SUPPORT YOUR LOCAL RELIGION etwas Schwebendes, etwas Leichtes in die Stiftskirche gesetzt. Mit dieser Installation wird heuer bereits zum zweiten Mal das Projekt [ ] KUNSTQUADRAT realisiert, das vom Katholischen Akademikerverband Kärnten initiiert und in Zusammenarbeit der Pfarre Maria Saal umgesetzt wird.

Der staunende Betrachter wird ruhig und auch nachdenklich, Assoziationen werden geweckt und Bilder steigen hoch. So kann man an das bezaubernde Flockenspiel des ersten Schneefalls denken, oder an das Funkeln des nächtlichen Sternenhimmels. Fallen die Lichtpunkte in ihrem Lauf dann auf den Steinboden herab, weckt dies auch die Erinnerung an das göttliche Manna, das vom Himmel gefallen ist und in schwerer Zeit zur Nahrung des Volkes Israel wurde.

Herrscher des Himmels und der Erde

Der Künstler hat mit seinen sehr großen Spiegelkugeln (Durchmesser = 100 cm) in formaler Hinsicht auch Bezug auf bestehende Objekte im Kirchenraum genommen. Ganz hinten in einer Ecke steht ein kugelförmiges in etwa gleich großes Taufbecken. Vorne hoch oben im sogenannten Triumphbogen sitzt Jesus Christus, der Allherrscher (Pantokrator) und Weltenlenker auf der Erdkugel. Sie bildet mit den beiden Spiegelkugeln die Eckpunkte eines gleichschenkeligen Dreiecks, unter dem bei den Gottesdiensten das Volk Gottes Platz nimmt. Bernhard Wolf hat erst kürzlich in der Europäischen Kulturhauptstadt Plovdiv in Bulgarien mit seiner großen Arbeit HABITAT mit ökologischer Sensibilität auf die Klimaerwärmung und den bedrohlichen Zustand unseres Blauen Planeten aufmerksam gemacht. (MEHR dazu)

Die spätgotische Kirche von Maria Saal ist ja ohnehin schon ein Kosmos für sich. Der gemalte Stammbaum an der Decke des Kirchenschiffs symbolisiert die geschichtliche Dimension des Menschen und des christlichen Glaubens. Christus thront und stahlt über allem. Licht ist auch eine Metapher für das Göttliche. Im ersten Timotheusbrief steht, dass Gott „in unzugänglichem Lichte wohnt“ und dass kein Mensch ihn je gesehen hat.

Selbstreflexion und Glaubenssinn

Bei Tageslicht und bei offener Kirchentür tritt auch der Betrachter stärker in Szene. Blickt er von unten hinauf zu einem der verspiegelten Bälle, kann er sein Spiegelbild schemenhaft und fragmentiert sehen. Menschliche Selbsterkenntnis bleibt letztlich Stückwerk. Dem Künstler Bernhard Wolf gelingt es mit seiner feinfühligen Kunstintervention, Menschen in Bewegung zu bringen, sie dahingehend zu motivieren - innezuhalten, nachzudenken, über sich und über das Leben. Er hat seine Arbeit SUPPORT YOUR LOCAL RELIGION genannt. Ja, es ist wirklich eine Unterstützung und Hilfe für den „Glaubenssinn“ der Menschen.

Bericht: Karl-Heinz Kronawetter

Der Film zum Projekt

https://www.youtube.com/watch?v=8mJqwTuak6M&t=2s