Pfarre

Karnburg

Die Himmelsscheibe von Nebra und Kärnten

Am Freitag, dem 3.6.2022, hielt Univ. Dozent Dr. Paul Gleirscher im Rahmen des KAKUSO (Karnburger Kultursommer) einen hochinteressanten Vortrag über die Himmelsscheibe von Nebra im Pfarrstadl Karnburg vor zahlreich erschienenem, historisch interessiertem Publikum.

Beginnend mit dem der Kriminalgeschichte der Raubgrabung im Jahr 1999 am Mittelberg bei Nebra an der Unstrut
(Burgenlandkreis; Sachsen-Anhalt) ging es dann zur Symbolik der Himmelsscheibe, die laut Gleirscher nicht ein astronomisches „Werkzeug“ sondern ein Piktogramm darstellt.

Die im Durchmesser ca. 30 cm große, annähernd kreisrunde Bronzescheibe mit einer Reihe eingearbeiteter Goldbleche dürfte um das Jahr 1600 vor Christus angefertigt worden sein.

Die Scheibe zeigt einen Nachthimmel mit verschiedenen Mondphasen sowie die Plejaden. Eindrucksvoll wurde dem Publikum vor Augen geführt, wie internationale Handelsbeziehungen schon zur Zeit der Entstehung der Himmelsscheibe ausgeprägt waren: das Gold kam über die Bernsteinstraße von der britischen Insel, symbolische Analogien reichen bis nach Mesopotamien.

Mit seiner mitreißenden, oft auch humorvollen Analyse widerlegte der Vortragende zahlreiche Interpretationen und Irrwege seiner Kollegen, die bis zu einem schiffsförmigem Museumsbau führten: das fälschlicherweise als Schiff interpretierte sichelförmige, in einer 2. oder 3. Phase eingearbeitete Goldblech mit zwei Längsrinnen zeigt schon optisch eindeutige Analogien zu Sicheln aus der Zeit und sicherlich kein Schiff, schon allein deshalb, weil die Schiffsrümpfe zu der Zeit nicht gebogen waren.

Mythos oder Logos – Gleirscher führt dem Publikum vor Augen, wie von Wissenschaftlern manchmal Mythen geschaffen werden, die dann später krampfhaft zum Logos werden (gerade die Interpretation der Kärntner Geschichte unterliegt vielfach diesen Mythen).

Im Anschluss an den Vortrag gab es für das Publikum noch ausgiebig Gelegenheit, bei Jause und Getränken Dozent Gleirscher im persönlichen Gesprächen „auszufragen“.

Dabei wurden Themen angeschnitten, die wir hoffentlich bald im Rahmen weiterer Vorträge Dr. Gleirschers im Pfarrstadl erklärt bekommen werden.

Dieter Mansfeld