Pfarre / Fara

Neuhaus/Suha

Das goldene Kind • Cerkve bljižnjega vzhoda

Taufe in der Pfarrkirche Neuhaus • Sv. krst v farni cerkvi na Suhi

Christinnen und Christen, die das christliche Erbe im Heiligen Land hochhalten, sind vielfach Mitglieder der orientalisch-orthodoxen Kirchen. Eine bedeutende Gruppe dieser Kirchen, die ab dem Konzil von Ephesus (451) einen eigenen Weg gegangen ist, stellt die koptische Kirche in Ägypten dar. 10 bis 15 Millionen Ägypter gehören dieser altorientalischen Kirche an. Als Gründer der koptischen Kirche gilt der Überlieferung nach der Evangelist Markus, der im 1. Jahrhundert in Ägypten gelebt haben soll. Nach koptischer Tradition war Markus der erste Bischof von Alexandrien, wo er 68 n. Chr. als Märtyrer starb. Der Koptisch-Orthodoxen Kirche steht ein Papst vor, seit 2012 Tawadros II.
Mitglieder dieser Kirche können gemeinsam mit einem katholischen Mitglied Taufpate bei einer römisch-katholischen Taufe sein. Und dies war bei einer besonderen Taufe in der Pfarre Neuhaus der Fall, wo der koptische Taufpate, der jetzt in Paris wohnt, sich maßgeblich in die Taufliturgie eingebracht hat. Die Familie wohnt im Nahen Osten, wie auch in Paris, die Mutter des Kindes wiederum hat Wiener und Kärntner Wurzeln.
So erfolgte die Taufe des zweiten Kindes wiederum in der Taufpfarre der Mutter, in Neuhaus- Suha. Der Vater des Kindes hat fünf weitere Kinder aus vorherigen Beziehungen, in den Sommermonaten verbringen aber alle sieben Kinder ihre Ferien im gemeinsamen Haus in Schwabegg. Schon voriges Jahr haben die Buben der Familie den Sportplatz entdeckt und trainieren dort fleißig, wie auch der Vater sich mit Sport körperlich fit hält. So eine sportliche Familie hat Vorbildwirkung auf das dörfliche Leben, mittlerweile haben weitere Kinder des Ortes den Sportplatz kennen und lieben gelernt. Am Tag der Taufe, am 30. Juli 2022, war die Familie aus allen Himmelsrichtungen versammelt, zur Neuhauser Verwandtschaft gesellten sich Familien aus Wien und Umgebung, aus Salzburg und Paris und ggf. anderen Orten. Die ältere Tochter des Täuflings wurde vor drei Jahren in der Pfarrkirche Neuhaus- Suha getauft, ein älterer Bruder dort zu gleichen Zeit getauft und gefirmt. Die Sprache der Liturgie war Deutsch, Englisch und etwas Französisch, die Jugendgruppe Sanje steuerte noch Lieder in slowenischer Sprache bei. Hier spürte man, dass die Kirche eine Weltkirche ist, mit all ihren Sprachen und Nationen.

Der Taufpate, ein gläubiger koptischer Christ, las als Lesung aus dem Buch Genesis, wie Mose im Auszug aus Ägypten in der Wüste seinem Volk Wasser aus dem Felsen zu trinken gab. Diese Lesung trug er bloßfüßig in Socken vor, denn die koptischen Christen ziehen aus Ehrfurcht vor dem Wort Gottes ihre Schuhe aus. Dies erinnert wohl an den brennenden Dornbusch in der Wüste, wo Mose von Gott den Auftrag erhielt, sein Volk aus der Knechtschaft aus Ägypten zu führen. Zuvor musste Mose aber seine Sandalen ausziehen. Dem Taufritus der koptischen Kirche folgend, der auch in der katholischen Kirche möglich ist, wurde das Taufkind Aden, dass soviel wie Eden, das Paradies bedeutet, in einer Taufwanne ganzheitlich eingetaucht und das Haupt mit Übergießen des Taufwassers und der Taufformel getauft. Der Täufling fühlte sich sichtlich wohl im Wasser, spürte diese Quelle des Lebens an seiner eigenen Haut. Danach wurde die Taufe mit der Salbung des hl. Chrisamöls auf der Stirn durch den Priester sakramental vollzogen.

Der Taufpate überraschte auch bei den ausdeutenden Riten. Nicht ein weißes Taufkleid, sondern ein sehr schönes koptisches priesterliches Gewand wurde dem neugetauften Aden angezogen, als Zeichen der Würde der Gotteskindschaft. Diese besonderen Zeichen waren für uns katholische Christen neu, die wir so bei Taufen noch nicht erlebt haben, aber umso bereichernder, da uns der reiche Schatz der christlichen Kirchen bewusst geworden ist. Ich habe noch keine Taufpaten erlebt, der sich so in der Taufliturgie ausgekannt hat, wie dieser koptische Christ. Am Ende der Taufe haben die älteren Brüder noch kleine Geschenke an ihre jüngere Schwester und jüngeren Bruder überreicht. Möge Aden mit seiner Familie dieses christliche Erbe auch in seinem muslimischen Geburtsland weitertragen, und ein Sinnbild für den interreligiösen Dialog sein. Der Tauffamilie alles Gute und Gottes Segen.

Mag. theol. Wilhelm Egger
Klagenfurt am Wörthersee