Organisation

Stabsstelle Pfarrgemeinde und regionale Entwicklung

Die andere Brille aufsetzen

Beim vierten onlne-Forum österreichischer Pfarrgemeinderät*innen reichte der virtuelle Raum bis an die Nordsee

Gabriele Viecens, Referentin für lokale KIrchenentwicklung im norddeutschen Bistum Hildesheim, war die Impulsgeberin beim vierten und letzten online-Forum des virtuellen Pfarrgemeinderats-Kongresses 2021. Viecens stieg von der Insel Helgoland in das Meeting ein und schilderte den wieder mehr als 200 Teilnehmer*innen ihre Gedanken zu einer Stärkung der Gabenorientierung in den Pfarren.

Screenshot vom Dialog mit Gabriele Viecens (foto: W.Aichleitner via twitter)
Screenshot vom Dialog mit Gabriele Viecens (foto: W.Aichleitner via twitter)

Sie plädierte für einen neuen Blick auf die Menschen in den Pfarren und dafür, "eine andere Brille aufzusetzen". Kirchlich würde oftmals darüber geklagt, dass sich die Menschen nicht mehr ehrenamtlich engagieren wollten. Dabei zeichne eine Studien des Instuts für Demoskopie Allensbach ("Allensbach-Studie") ein ganz konträres Bild- bei dieser hätten 8 von 10 Befragten angegeben, dass sie sich engagieren würden. Das Vorurteil käme, so Viecens, durch einen "binnenkirchlichen" Blick zustande, der "Mithelfende" und (langfristig engagierte) "Mitarbeiter*innen" suche, um den Status Quo und das System zu erhalten.

Ein gabenorientierter Blick mit einer "anderen Brille" würde aber auf Talentsuche und auf Talentförderung fokussieren. Freilich brauche es, so Viecens, beide Brillen- Aufgabe von Pfarrgemeinderät*innen sei es natürlich, mitverantwortlich die Pastoral, die Kirche vor Ort zu gestalten - aber eben auch, den Blick zu weiten, andere Menschen einzuladen, ihre Charismen und Talente (projektbezogen, punktuell) in pfarrliches/kirchliches Leben einzubringen. Als Beispiel für eine gelungene Form dieser Blickweitung nannte die Referentin das französische Erzbistum Poitiers. Und sie zitierte aus einem Brief von Papst Francesco an Kardinal Ouellet: "Oft sind wir der Versuchung anheimgefallen zu meinen, der engagierte Laie sei jener, der in den Werken der Kirche und/oder in der Pfarrgemeinde oder der Diözese tätig ist. Und wir haben wenig darüber nachgedacht, wie man einen Getauften in seinem öffentlichen und täglichen Leben begleiten kann; wie er sich in seinem täglichen Dasein mit den Verantwortungen, die er trägt, als Christ im öffentlichen Leben einsetzt. Wir haben, ohne uns dessen bewusst zu sein, eine Elite von Laien hervorgebracht, in dem Glauben, dass nur jene engagierte Laien sind, die mit den Dingen »der Priester« befasst sind, und haben den Gläubigen vergessen, vernachlässigt, dessen Hoffnung oft im täglichen Kampf, den Glauben zu leben, schwindet". Viecens wünschte den Teilnehmer*innen Mut, Neues zu wagen, sich auf die Suche nach den Gnadengaben in den Menschen vor Ort zu machen und vor allem Zuversicht, dass Gott sie in ihrem Tun begleite.

Die Inputs bei den vier online-Foren, die von den Univ.Prof. Klara Csiszar, Christian Bauer, Johann Pock und eben Gabriele Viecens gehalten wurden, sind auf www.pfarrgemeinderat.at zum Nachschauen verfügbar. Insgesamt haben sich 1500 Personen zu den vier Terminen angemeldet, im Schnitt nahmen 250 Personen/Abend an den Foren teil. Auf kathpress finden sie auch ein eigenes Dossier zu den online-Foren.