Organisation

Caritas Kärnten

„Mit dem Glockenläuten zeigen wir Solidarität“

Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger über die laute Hunger-Aktion der Caritas, die sonst „unbeobachtet in der Stille des Alltages Großartiges leistet“.

Glockengeläut begleitet Ausnahmesituationen. Wenn am kommenden Freitag, 27. Juli, um 15 Uhr – in der Sterbestunde Jesu –  die Kirchenglocken statt einer Minute fünf Minuten läuten werden, dann werden vielleicht Gläubige erschrocken fragen, was denn passiert ist.  Was antworten Sie ihnen?

Engelbert Guggenberger: Die Katholische Kirche Kärntens beteiligt sich damit an einer Aktion, die die Caritas initiiert hat. Mit einem außergewöhnlich langen Läuten der Glocken soll ein starkes Signal der Solidarität mit Menschen gesetzt werden, die hungern müssen.

Diözesanadministrator Dr. Engelbert Guggenberger zur Caritas-Aktion “Glocken gegen den Hunger“, Foto: Caritas-Pressestelle
Diözesanadministrator Dr. Engelbert Guggenberger zur Caritas-Aktion "Glocken gegen den Hunger", Foto: Caritas-Pressestelle

Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an Hunger oder an den Folgen. Weltweit leiden 815 Millionen Menschen an chronischem Hunger. Was muss uns das in einem Land des Lebensmittelüberflusses sagen, in einem Land, in dem Essbares tonnenweise im Müll landet?

Guggenberger: Wir müssten innehalten und die unhaltbare Situation wahrnehmen, in der wir uns befinden, dass in dem einen Land Menschen verhungern, während wir im Überfluss leben und oft achtlos mit dem Essen umgehen.

Caritas-Präsident Michael Landau sagt, Hunger ist kein Naturereignis, sondern ein Skandal. Denn wir können es, wenn wir es wollen, schaffen, dass kein Kind mehr an Hunger sterben muss. Wie ist da Ihre Sicht?

Guggenberger: Dieser Befund hat sicherlich seine Richtigkeit. Hunger ist eine Folge von kriegerischen Konflikten, von unzureichenden Bildungssystemen, von schlechter Gesundheitsversorgung, von schwachen Regierungen und von Ungerechtigkeit und Armut. Wir haben es in der Hand, in all diesen Bereichen Verbesserungen herbei zu führen. Die Veränderung des Bewusstseins ist der erste Schritt dazu. Und darauf muss ein entsprechendes Handeln folgen.

Was antworten Sie einem Menschen, der Ihnen sagt: „Wozu soll ich helfen/spenden? Als einzelner kann ich eh nichts bewirken.“ 

Guggenberger: Das stimmt nicht. Steter Tropfen höhlt den Stein. Einmal durch die konkrete Tat und dann noch einmal durch das Beispiel, das zur Nachahmung anstiftet.

Haben Sie persönlich einmal eine Hungererfahrung machen müssen?

Guggenberger: Ja, schon öfters, aber im Vergleich zu den wirklich hungernden Menschen eigentlich nicht der Rede wert. Meistens geschah es am Berg, wenn ich zu wenig Jause mitgenommen habe.

Wie sehen Sie das Problem Hunger und seine Folgen? Wie wichtig ist das Wirken der Caritas in dieser Frage, wie deren gegenwärtig laufende Hungerkampagne? 

Guggenberger: Wenn Kinder zu wenig essen, dann hat das grauenhafte Folgen für sie: Unterernährung in den ersten Lebensjahren verringert das Wachstum und macht die Kinder anfällig für Krankheiten und Infektion. Sie erleiden einen Rückstand, den sie nie wieder aufholen können. Die Mangelernährung führt zu schlecht ausgebildeten kognitiven, sprachlichen und sensomotorischen Fähigkeiten. Daher ist die Kampagne der Caritas von eminenter Wichtigkeit. Sie hilft Menschen, die sich selber nicht helfen können.

Caritas-Bischof Benno Elbs hat alle Pfarren in Österreich um Teilnahme am fünfminütigen Kirchenglockenläuten am 27. Juli gegen den Hunger gebeten. Wie schaut es in Kärnten aus? Werden alle Pfarren mitmachen?

Guggenberger: Ich bin davon überzeugt.

Die Caritas leistet in der Diözese einen wichtigen Dienst am Nächsten, ist für die Menschen am Rande der Gesellschaft da. Wie beurteilen Sie deren Arbeit? Was wünschen Sie sich von ihr und ihren MitarbeiterInnen?      

Guggenberger: Die Caritas ist ein Flaggschiff der Kärntner Kirche und ein starker Player in der Öffentlichkeit unseres Landes. Sie leistet Großartiges unbeobachtet in der Stille des Alltags und ist zur Stelle in Ausnahmesituationen wie wir es dankbar in den letzten Jahren erleben durften. Ich wünsche ihren MitarbeiterInnen, dass sie auch weiterhin mit so viel Engagement und Freude ihren Dienst tun können.