Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Zederhauser Prangstangen

Ein Streifzug durch Lungauer Brauchtum, Volkskultur und Geschichte

Das Ziel der Tagesexkursion am 30. Juni war es, Lungauer Volksleben, Brauchtum und Landesgeschichte informativ und anschaulich zu vermitteln. Im Mittelpunkt standen die so genannten „Zederhauser Prangstangen“ - mit tausenden Alm- und Wiesenblumen umwickelte Holzstangen, welche bis zu 8 Meter Höhe erreichen können. Dieses Brauchtum geht, mündlichen Überlieferungen zufolge, auf eine Heuschreckenplage zurück, der alle Pflanzen der Gegend, mit Ausnahme der Margeriten, zum Opfer fielen. Daraufhin gelobte man, alljährlich Prangstangen zu binden, um von derartigen Plagen verschont zu bleiben.

Im gesamten Lungau findet sich dieses einzigartige Brauchtum nur an zwei Orten – in Muhr und in Zederhaus. So steuerten wir als erstes die Pfarrkirche hl. Rupert in Muhr an, wo die Prangstangen im Zuge einer feierlichen Prozession am 29. Juni (Peter und Paul) in die Kirche getragen werden und dort bis zum 15. August, dem „Großen Frauentag“ (Mariä Himmelfahrt) und Tag der Kräuterweihe zu bewundern sind.

In Muhr lernten wir auch den Umgangsriesen „Samson“ kennen, eine alttestamentarische Figur, welche sich durch die gegenreformatorischen Prozessionen vor allem der Kapuziner in der Barockzeit bis auf den heutigen Tag erhalten hat. An acht Orten des Lungaus können diese „Riesen“ bei Umzügen noch bewundert werden.

Am Johannistag, dem 24. Juni werden bereits in Zederhaus die dortigen Prangstangen in Zuge einer Prozession in die Kirche getragen, wo sie ebenfalls bis zum 15. August verbleiben. Viel an zusätzlicher Information über die Prangstangen vermittelte uns der Wirt des Kirchenwirts in Zederhaus bei unserem Besuch der Kirche hll. Johannes der Täufer und Evangelist.

Dass auch eine Tagesexkursion sich nicht immer exakt durchplanen lässt und man stets mit Überraschungen rechnen muss, lehrte uns eine Hochzeit in der Pfarrkirche, denn die illustre Hochzeitsgesellschaft bezog unsere Reisegruppe spontan in den auch bei uns üblichen Brauch des „Vormachens“ mit ein und so verzögerte sich der nachfolgende Besuch des Denkmalhofes „Maurergut“.

Herr Baier, der Kustos des „Maurerguts“ empfing unsere Gruppe trotz Verspätung gut gelaunt und so lauschten wir gespannt seinen Erzählungen und Ausführungen zur bäuerlichen Arbeitswelt und vormaligen Wohnsituation im Zederhaustal. Auch dem, weit über die Grenzen des Lungaus hinaus bekannten „Bischof vom Lungau“ Pfarrer Valentin Pfeifenberger, einem gebürtigen Zederhauser und wahrlichen Original wurde im Maurergut ein Denkmal gesetzt.

Unser Mittagessen nahmen wir beim Kirchenwirt in Zederhaus ein und ließen uns das herzhafte „Lungauer Bratl mit Knödel und Eachtlingen“ schmecken.

Wir hatten zudem die Möglichkeit beim Kirchenwirt auch einen kurzen Film über das Entstehen und den Ablauf des Prangstangentragens uns zu Gemüte zu führen und so begaben wir uns gestärkt und zufrieden auf den Weg nach Unternberg, wo als letzter Programmpunkt eine Führung auf Schloss Moosham auf die Gruppe wartete.

Durch das Schloss führte uns Herr Alexander Wilczek persönlich, ein Nachkomme von Graf Hans Nepomuk Wilczek, welcher das Schloss 1886 erwarb und als Museum ausstattete. So durften wir noch über eine Stunde den höchst illustren und mit satirischen Einlagen gewürzten Ausführungen Herrn Wilczeks lauschen, bevor wir am frühen Abend gut gelaunt und müde nach vielen neuen Eindrücken die Rückkehr nach Kärnten antraten.


Dr. Manuela Maier