Organisation

Diözesanrat

„Wir müssen uns daran gewöhnen, in größeren Räumen Kirche vor Ort zu sehen“

 (© Foto: fotomax)
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Vernetzung - ein Begriff, der in der digitalistierten Welt nicht nur selbstverständlich, sondern essentiell ist, wird immer mehr in Fragen der Pastoral notwendig. Die Diözese Gurk mit ihrem breiten Netz von Pfarren, von denen rund 2/3 weniger als 1000 Katholik/innen zählen, stellte sich in Form des obersten beratenden Gremiums, des Diözesanrates, bei der Herbstsitzung desselben in St. Georgen, die Frage nach überpfarrlicher Kooperation.

Generalvikar Dr. Engelbert Guggenberger, der den Impuls zum Thema hielt, betonte, dass die Idee von Pfarrauflösungen keine Option der Diözesanleitung sei. Pfarren seien „gewachsene Strukturen", die einen „starken Wert der Ortsgebundenheit des Glaubens“ darstellten - Auflösungen seien deshalb kein Thema. Umso wichtiger sei es aber - so der Generalvikar, dass die Pfarren stärker miteinander und untereinander kooperierten. Eine dieser Kooperationsmöglichkeiten sei ein Gesamtpfarrgemeinderat mehrerer Pfarren im Verbund. 

Wichtig sei es aber vor allem, im Blick auf die wechselnden gesellschaftlichen Situationen und Werte „Kirche vor Ort ein Gesicht“ zu geben. Dies geschehe durch die Pfarrgemeinderät/innen, die nicht immer Teil der so genannten Kerngemeinden sein müssten. Viele Pfarrgemeinderät/innen, die aus dem Bereich der so genannten „Nichtkirchgänger/innen“ kommen, würden im Laufe ihres Engagements näher zur Kirche finden. „Der Weg des Andockens der Menschen an die Kirche sei heute ein vielschichtiger, verschiedener und pluralistischer“. Unsere Aufgabe in den Pfarren sei es daher, überall in der Gesellschaft Kirche ein Gesicht zu geben, in dem Bewusstsein, dass es unsere Aufgabe sei, in „unserer Evangelisierung für die gesamte Gesellschaft zuständig zu sein“. Überpfarrliche Zusammenarbeit bringe demnach und in diesem Sinn hin Vorteile - das größere Team an Mitarbeiter/innen führe mehrere Charismen und Talente zusammen, ermögliche Ideenvielfalt und Kreativität. Das Grundprogramm bräuchten wir, wir bräuchten verlässliche Gottesdienstorte, das stünde außer Frage, so der Generalvikar, aber wir müssten auch fragen, wo wir sonst noch die Leute finden und ansprechen könnten. „Wenn wir die Ressourcen nutzen, die ein größerer pastoraler Raum anzubieten hat“, haben wir leichter die Möglichkeit, Menschen in unterschiedlichen Situationen und Orten zu erreichen und „Kirche ein Gesicht zu geben“. Es sei unsere Aufgabe, immer wieder den Versuch zu machen, Menschen zusammenzufassen in die kirchliche Gemeinschaft, auch wenn sie nicht unsere Gottesdienste besuchen. „Wir sind wie Fischer - wir müssen den Fischen nachfahren - und wenn sie nicht mehr in der Kirche sind, müssen wir dort hinfahren, wo sie sind“, so der Generalvikar: eine kooperative Pastoral im Pfarrverband hätte dafür mehr und größere Chancen als pfarrliches Einzelkämpfertun. 

„Wir müssen uns daran gewöhnen, in größeren Räumen Kirche vor Ort zu sehen“

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz betonte, dass wir im Vergleich zu politischen Gemeinden in viel kleineren Einheiten wählen - schließlich hätten wir 336 Pfarren in rund 130 politischen Gemeinden. Bischof Schwarz bat deshalb die Diözesanräte, auch die politischen Gemeinden in den Blick zu nehmen - es müsse „ein Hingehen aus dem Schatten des Kirchturms heraus“ geben. Wir müssen lernen, „Menschen mitzunehmen - Partizipation als Teil des gemeinsamen-Kirche-seins“. Die gefühlte Heimat in der Kirche, in der eigenen Pfarrgemeinde müsse nicht heißen, dass man immer in die Sonntagsmesse gehe - es könne aber heißen, "die Kinder hier taufen zu lassen oder hier zu heiraten". Und Bischof Schwarz weiter:  „Wir müssen uns daran gewöhnen, in größeren Räumen Kirche vor Ort zu sehen. Unsere Strukturprozesse müssen wir mit der Kunst der Begleitung umsetzen“, strategische Papiere alleine würden nicht genügen. Er betonte, dass es aber seit Jahren eine gute Entwicklung in der Diözese gäbe: dass Menschen erkennen würden, dass Pfarre nicht nur durch den Pfarrer, sondern durch Menschen vor Ort repräsentiert wird. 

In seinen Anliegen betonte der Kärntner Diözesanbischof die Wichtigkeit der Pfarrgemeinderatswahl: „Unterziehen wir uns der Mühe der Wahl“, so der Diözesanbischof wörtlich; die PGR-Wahl stelle ein unverzichtbares Zeichen der Mitbestimmung in der Kirche dar. Bischof Schwarz forderte die Diözesanräte außerdem auf, sich auch weiterhin mit dem päpstlichen Schreiben zur Familie, „Amoris Laetitia“ auseinander zu setzen. In diesem Schreibe ginge es nicht um die Erlaubnis zum Zugang zu den Sakramenten, sondern um die Ermutigung, eine Unterscheidung der verschiedenen konkreten Lebenssituationen zu machen. Der Papst habe die schwierigen Situationen der Familien im Blick - und es sei Aufgabe der Kirche, so Papst Francesco, zwischen Ideal und Realität genau zu schauen und als Kirche eine „heilsame Selbstkritik“ zu üben (Nummer 36 Amors Laetitia). Weiters forderte Bischof Schwarz die Diözesanräte auf, die Menschen vor Ort dazu zu ermutigen, zu ihrem Christsein zu stehen. Weitere Themen der bischöflichen Anliegen waren die ökumenischen Vorhaben in Kärnten im kommenden "Reformationsgedenkjahr", die neue Einheitsübersetzung der Bibel und der Dialog zwischen Christentum und Islam sowie das neue Lokal der Caritas am Klagenfurter Stauderplatz, das "magdas Lokal", in dem Menschen aus neun Nationen, darunter Migrant/innen, zusammen arbeiten. 

Im Rahmen der Berichte aus den Ausschüssen des Diözesanrates stellte der Sprecher des Ausschusses für Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung, Diözesanrat Siegfried Obersteiner, gemeinsam mit dem Leiter der Stabsstelle für Kirchlichkeitskriterien, Ethik und Nachhaltigkeit Franz Schils die neuen Nachhaltigkeitsleitlinien der Katholischen Kirche Kärnten vor. In diesen bekennt sich die Diözese zum Engagement, Schutz und Erhalt der Lebensgrundlagen, zur Bewahrung der Schöpfung, zur Unterstützung von Umweltinitiativen und Bemühungen des Landes Kärnten sowie zur Orientierungs- und Entscheidungshilfe für alle Mitarbeiter/innen und Entscheidungsträger/innen. So sollen u.a. der Wareneinkauf nach regionalen, nachhaltigen, fairen und ökologischen Kriterien erfolgen, die Beteiligung von Pfarren bei regionalen Tausch- und Wirtschaftsprojekten forciert oder öko-faire Beschaffung bei pfarrlichen Feiern und Veranstaltungen gepflogen werden. Außerdem soll auch die Umweltbildung für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen im kirchlichen Dienst und kirchlichen Gruppen vorangetrieben werden. Der Diözesanrat empfahl die Verabschiedung der vorgestellten Leitlinien einstimmig.