Organisation

Katholischer Familienverband Kärnten

Senioren wählen, Kinder leider nicht!

Wenn Arbeitnehmer ihre Steuererklärung machen und deshalb eine Rückzahlung erhalten, nennt man das korrekt.
Wenn Familien einen Teil der Steuern, die sie für Belange der Grundbedürfnisse ihre Kinder ausgegeben haben, erstattet bekommen, nennt man es „Bonus“.

Ein Wort, das die Sache nicht trifft. Bonus bedeutet „gut“ und steht für eine zusätzliche Zahlung oder Sondervergütung. Bis zu 1500 Euro pro Kind und Jahr werden an Steuern rückerstattet. Schön und gut. Aber ist es fair, die Rückzahlung einer zuvor zu hoch erhobenen Steuer als „gut“ zu bezeichnen? Fairness sieht anders aus.

Fair wäre: zumindest das Minimum dessen, was ein jedes Kind zum Leben braucht, steuerfrei zu stellen. Im Nachbarland Deutschland werden hierfür € 7.620 pro Kind und Jahr berücksichtigt.

In Österreich verkauft man die o.g. Rückzahlung als „Bonus“. Offensichtlich in der Hoffnung, dass die Familien das glauben und nicht wagen weitere Ansprüche zu stellen.
Wie da wäre die regelmäßige Anpassung der Kinder - und Familienbeihilfe an die Lebenshaltungskosten: Wieso brauchen die Familien eine Anpassung an die Inflation? Die haben ja eh schon den Bonus.

So verläuft sich die Forderung nach Einführung einer selbstverständlichen und automatischen Valorisierung der Familienbeihilfe Jahr für Jahr im Sand. Das Kinderbetreuungsgeld wurde in seiner fast zwanzigjährigen Geschichte überhaupt noch nie (!) an die Inflation angepasst. Der Wertverlust für die Familien ist enorm.

Aber schöne Worte täuschen und machen mundtot. Und welche Politiker haben Weitsicht und Mut, das Thema aufzugreifen und umzusetzen. Kinder sind im Gegensatz zu den immer älter werdenden Erwachsenen noch keine Wähler, um deren Stimmen man sich mühen braucht.

Gehälter und Pensionen werden regelmäßig den Lebenshaltungskosten angepasst, jüngst kleine Pensionen um das Doppelte. Pensionen zu erhöhen, setzt voraus, dass es genügend Aktive gibt, die einzahlen. Die Einzahler von morgen sind aber die Kinder von heute. Wäre es da nicht klug, die Kinder und ihre Bedürfnisse ebenso nachhaltig zu berücksichtigen?

Gudrun Kattnig
Erschienen in der Kleinen Zeitung am 19.09.2019