Organisation

Katholisches Familienwerk

Abgesondert…

Ein paar Worte über pure Angst und Erkenntnisse aus der Quarantäne.

Ich hatte von Anfang an großen Respekt vor Corona, allein, weil meine Mutter eine Risikopatientin ist. Aber Angst hatte ich durch mein vieles Tun nicht, dazu blieb gar keine Zeit. Bis ich dann vor 10 Tagen plötzlich als K1-Person abgesondert wurde, wie man ziemlich brutal sagt. Das Ganze ging so schnell, dass ich nicht einmal zum Nachdenken kam. Abgesondert heißt, dass man keinen Kontakt zu anderen Menschen haben und die Wohnung nicht einmal verlassen darf.

Schon sehr bald hat mir die infizierte Person mitgeteilt, dass sie Symptome hat, dass sie das Gefühl hat, all ihre Kraft zu verlieren und dass die einfachsten Dinge des täglichen Lebens nicht mehr möglich sind. Und in der Einsamkeit und Stille der Wohnung ist sie dann doch gekommen, die Angst, langsam und unerbittlich. Noch nie habe ich soviel und so bewusst auf jedes Signal meines Körpers gehört. Kommt da schon Irgendetwas? Mein erster Impuls am Morgen war, ob ich noch etwas rieche oder schmecke. Sofort die Nase in die Kaffeedose, gleich mal Zahnpasta in den Mund.

Quarantäne ist eine grundlegende Erfahrung, die etwas mit der Seele macht. Durch die Isolation wandern die Gedanken weit zurück bis zu den frühesten Erinnerungen, es tauchen immer wieder schöne Erlebnisse auf aber auch solche, die man lieber rückgängig machen möchte. Ein Treffen mit dem innersten Ich, aber auch eine ganz tiefe Kränkung: Ausgerechnet mir passiert das, der ich mich nie über Corona lustig oder irgendetwas Fahrlässiges gemacht habe. Ein schlechtes Gewissen war trotzdem immer da, als ob man ständig funktionieren müsste…

Struktur in den Tag zu bringen, meine Arbeit für das Familienwerk, meine Musik und immer wieder Telefonate mit der betroffenen Person haben mir sehr geholfen. Kreativität, Konzentration oder so etwas wie Lebensfreude sind aber nicht möglich, weil Angst ein so dominantes Gefühl ist.

Je näher das Ende meiner Quarantäne gerückt ist, desto mehr hatte ich das Bedürfnis, meine Gefühle anderen Menschen mitzuteilen. Ich mache das mit dem Wunsch, dass wir achtsamer miteinander umgehen. Wir sind kein herkömmliches Dienstleistungsunternehmen, als kirchliche MitarbeiterInnen haben wir den Auftrag, mehr Liebe in diese Welt zu bringen. In der Stille habe ich an mir selber gemerkt, dass ich noch meilenweit davon entfernt bin…