Organisation

Katholisches Bildungswerk

Die andere Seite des Spiegels

Leben und Lernen aus Begeisterung mit André Stern

André Stern (© Foto: Daniela Miklautz)
André Stern (© Foto: Daniela Miklautz)

550 Menschen besuchten am Donnerstagabend in Klagenfurt die Veranstaltung der Drehscheibe Kärnten und des Katholischen Bildungswerkes "Leben und Lernen aus Begeisterung" mit André Stern. Moderiert wurde der Abend von Catrin Müller.

Es ist 19:00 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung, und die Stufen zum Vortragsraum im 1. Stock der Messehalle 5 sind dicht gedrängt mit wartenden Menschen. Sie alle, vor allem jüngere, sind gekommen, um Antworten auf Fragen zu erhalten, die nicht zwingend gestellt werden müssen.

Guten  Abend. Ich heiße André Stern. Ich bin ein Bub. Ich bin ein 44 jähriges Kind. Und zur Schule gehe ich immer noch nicht.

André Stern erzählt seine Geschichte. Die Geschichte eines Kindes, welches nicht zur Schule ging und welches zum Vater wurde und sein eigenes Kind dabei begleitet, die Welt im Sturm zu erobern. Er stellt es seinem Sohn frei, ob er sich für die Schule entscheiden wird. Indem er seine Geschichte erzählt, möchte er den Anwesenden "die andere Seite des Spiegels" näher bringen, Lust machen länger auf dieser zu verweilen. Die "andere Seite des Spiegels" heißt Vertrauen und bedingt eine neue Haltung gegenüber dem Kind. Sie ermöglicht jedem Kind gesehen und wertgeschätzt zu werden und Erwachsenen von Kindern zu lernen.

Er selbst bezeichnet das Erlebte als "Banales", das aber immer als Ausnahme gilt. Dabei ist Stern kein Gegner von Schule, sondern von Schulpflicht. André Stern will weder bekehren noch verkaufen. Anhand von vier Präferenzen des Kindes, der "serienmäßigen Ausstattung" wie er es nennt, hinterfragt er unsere gesellschaftlichen Memen, unsere Vorbildrolle als Eltern und Wegbegleiter und untermauert Erlebtes durch Exkurse in die Gehirnforschung :

SPIELDRANG: Es gibt kein besseres Werkzeug als spielen um zu lernen. Der allerbeste Lernapparat ist das Spielen.

BEGEISTERUNG ist Dünger für das Gehirn und stellt eine endlose Ressource dar.

OFFENHEIT UND UNVOREINGENOMMENHEIT: Kinder zeigen wie es sein könnte. Auf der Suche nach gegenseitiger Bereicherung trotz Unterschiedlichkeiten, jedoch ohne Hierarchien, begeistern sie sich und andere.

DRANG IN DIE WELT ZU ZIEHEN: Autonomie über die Verbundenheit mit der Welt zu erreichen. "Nein" als eine Haltung der Orientierung verstehen zu können und nicht als Grenze.

Durch seine lebendig und mitreisend erzählten Erlebnisse, vor allem rund um seinen Sohn Antonin, appelliert er an unser Herz und auch an unser Verantwortungsgefühl. Er fragt danach was wir vorleben wollen, wie wir selbst leben. Er erklärt die Faszination der virtuellen Welt und eröffnet einen neuen Blickwinkel, indem er verdeutlicht, wie sehr Kinder Helden sein wollen, dies aber in der Schule und zu Hause nicht sein können. Er zeichnet ein Bild von einer schwarz-weißen Stadt, in der Kinder bunte Spuren hinterlassen - durch ihre authentische Bereicherung im Wechselspiel, durch gegenseitige Befruchtung, wenn sie ihrer Veranlagung spielerisch ausleben und ihr treu bleiben dürfen.

Er begeistert mit seiner erfrischenden Art, eröffnet Räume zum Nachdenken und Reflektieren und wünscht den TeilnehmerInnen am Schluss viel Vertrauen und Begeisterung.