Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

St. Paul - das “jugendliche” Kloster

Administrator P. Marian Kollmann im SONNTAG-Gespräch

Die Mönchsgemeinschaft von St. Paul
Die Mönchsgemeinschaft von St. Paul mit P. Marian Kollmann (Mitte) Foto: Stift St. Paul

Sie sind in relativ jungen Jahren zum Administrator, also zum Vorsteher des Klosters, gewählt worden. Welche konkreten Aufgaben nehmen Sie wahr?
P. Marian: Zunächst einmal ist es eine spirituelle Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle, die im Kloster leben, auf den Spuren des Evangeliums unterwegs sind. Damit zusammen hängt auch der Dienst an der Einheit. Und ich habe auch die wirtschaftliche Letztverantwortung.

An allen Ecken und Enden fehlt es an Jungpriestern und in den Orden an Novizen. St. Paul hat kein Nachwuchsproblem und ist bezogen auf den Altersdurchschnitt das jüngste Kloster. Was macht St. Paul so besonders?
P. Marian: Ein Rezept dafür gibt es nicht. Vielleicht hängt es aber damit zusammen, dass wir uns nicht über unsere Aufgaben und Tätigkeitsfelder definieren. Bei uns steht das Möchstum ganz im Vordergrund. Dieser gemeinsame Geist verbindet uns. Dazu gehört auch das Gemeinschaftsleben. Ich denke schon, dass das junge Menschen anzieht. Wenn man heute in ein Kloster geht, will man ja nicht Pfarrer werden oder Lehrer. Dazu muss ich nicht ins Kloster eintreten. Wer zu uns kommt, will in erster Linie Mönch sein. Vielleicht ist es genau das, was wir richtig machen.

Warum sind Sie ins Kloster gegangen?
P. Marian: Ich bin durch die Fernsehserie „Um Himmels willen“ auf das Klosterleben aufmerksam geworden. Ich hatte vorher mit Klöstern nichts am Hut. Ich wurde durch die Serie neugierig. Dann habe ich in Klagenfurt eine Ordensschwester der Ursulinen gefragt, warum sie im Orden ist. Sie hat mich ins Kloster eingeladen, und ich habe dort ministriert und den Mesnerdienst übernommen. So habe ich erkannt, dass es mich zum klösterlichen Leben hinzieht. Das ist in groben Zügen meine Berufungsgeschichte.

Spielt die Sehnsucht nach dem Rückzug aus der Welt auch eine Rolle?
P. Marian: Wenn ich ins Kloster gehe, um vor etwas davonzulaufen, holt es mich früher oder später wieder ein. Dass wir für unser klösterliches Leben Orte des Rückzugs und der Stille brauchen, steht außer Frage. Aber wer ins Kloster geht, um der Welt Lebewohl zu sagen, liegt falsch. Theologisch gesprochen muss man auch sagen: Wenn die Welt Ort der Offenbarung Gottes ist, wie kann ich vor dieser Welt davonlaufen? Ich hielte die Weltflucht also für einen völlig falschen Ansatz.

St. Paul strahlt ja weit ins Land hinaus. Nicht zuletzt durch die seelsorglichen Aufgaben im Lavanttal. Sie sind auch Provisor. Was bedeutet diese Aufgabe für das Kloster?
P. Marian: Es ist eine sehr schöne Aufgabe. Notwendig ist aber eine gute Abstimmung zwischen Pfarre und klösterlichem Leben. Für mich hat das Kloster Vorrang. Das sehe ich nicht unbedingt nachteilig. Es geht uns darum, die Menschen in den Pfarren auch näher ans Kloster heranzuführen. Wir laden die Leute zum Stundengebet oder zu unseren Feierlichkeiten ein.


St. Paul hat in jüngster Zeit viele Aktivitäten gesetzt, wie eine CD oder den Stiftswein. Die Ausstellungen sind schon lange ein Begriff. Gibt es diesbezüglich weitere Pläne?
P. Marian: Ja, natürlich. Wir haben einen großen Teil unseres Museums auf ein ständiges Museum umgestaltet. Für die Ausstellungen verändern wir einige Räume und versuchen, dabei aktuell zu sein, wie bei der aktuellen Ausstellung über die Seuchen. Wenn wir als Mönche Führungen machen, steht immer die Frage nach dem klösterlichen Leben im Mittelpunkt. Das zeigt für mich, dass die kulturellen Ausstellungen genauso zum pastoralen Wirkungsbereich des Klosters gehören. Da können wir den Besuchern etwas von unserer Spiritualität mitgeben.


Das wird in der Schule ähnlich sein …
P. Marian: In der Schule ist uns die Seelsorge ein besonderes Anliegen, weswegen P. Petrus als Schulseelsorger wirkt. Einmal natürlich für die Schüler, aber auch für die Lehrer. Wir versuchen, den Geist des hl. Benedikt in der Schule lebendig werden zu lassen. Derzeit unterrichten drei Mitbrüder. So viele hatten wir seit Anfang der 80er-Jahre nicht mehr. Wir wollen erfahrbar und angreifbar sein – für die Kinder, aber auch für die Lehrer.

Sind es nicht diese Begegnungen mit Mönchen, die sogar Berufungen stärken können?
P. Marian: Absolut. Die Kinder sind am klösterlichen Leben interessiert und fragen ständig nach unserem Alltag. Die Schüler aus der Umgebung erfahren uns ja auch als Pfarrer oder im Stift bei den täglichen Arbeiten. Wir sind bei den Tieren, in der Landwirtschaft oder im Weingarten tätig. Das sind gute Begegnungen auf vielen Ebenen.

Wie steht es aktuell um den Nachwuchs?
P. Marian: Wir haben wieder junge Männer, die mit uns eine Zeitlang mitleben. Bei zumindest zwei geht es schon konkret in Richtung Kandidatur für das Noviziat. Ich bin wirklich dankbar, dass sich St. Paul in diese Richtung entwickelt hat.

Es stand ja nicht immer so gut.
P. Marian: Wir haben Wellenbewegungen erlebt, und jetzt befinden wir uns in einem Aufschwung. Wir haben so viele tolle Dinge anzubieten und bekommen viele positive Rückmeldungen, die uns bestärken, auf diesem Weg weiterzugehen.

St. Paul steht in nächster Zeit auch vor großen baulichen Herausforderungen …
P. Marian: Was ansteht, sind Renovierungen in der Schule und innerhalb der Stiftskirche. Die Kirche ist ja nicht nur unser bauliches, sondern auch unser geistliches Herzstück. Die Weihe des neuen Altares heuer im Mai war der Auftakt. Die nächste Etappe sind die Seitenaltäre. Wir haben jetzt die ursprünglichen, viel schöneren Farben entdeckt und möchten sie wieder in den barocken Urzustand zurückführen. Aber auch unser Konvent, der Wohnbereich, muss ausgebaut werden, denn wir brauchen Zimmer für unsere jungen Anwärter.