Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Schritt für Schritt verändern

Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger im SONNTAG-Gespräch

Herzliche Gratulation zur Wahl zum Diözesanadministrator. Sie übernehmen die Katholische Kirche in Kärnten in keiner einfachen Zeit. Wie beurteilen Sie die Situation der Kirche im Land?
Diözesanadministrator Guggenberger: Zunächst bitte ich, zwischen der Diözese und dem Bistum, also dem bischöflichen Mensalgut, klar zu unterscheiden. Die Probleme, die nun öffentlich geworden sind, betreffen das Bistum, haben aber natürlich auch stimmungsmäßig Auswirkungen auf die Diözese. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Seelsorge in der Katholischen Kirche Kärntens in jeder Hinsicht auf einer soliden und guten Basis steht. Mit dem Leitbild „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein“ hat Bischof Schwarz der Pastoral in unserem Land ein zeitgemäßes Profil gegeben. Mit dieser Weichenstellung können wir gut in die Zukunft gehen.

 

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Guggenberger: "Wir sind derzeit in der Phase der Bestandsaufnahme und der Analyse" (pgk)

Das betrifft die Diözese. Im Bistum wurden schon am Tag nach Ihrer Wahl Weichenstellungen vorgenommen. Wie wird es im Bistum weitergehen?
Guggenberger: Wir sind derzeit in der Phase der Bestandsaufnahme und der Analyse. Wir gehen zügig, aber mit Bedacht voran. Wir wollen niemandem Unrecht tun und werden mit allen Betroffenen reden. Wir werden dort, wo wir Schieflagen feststellen, auf der Basis von Fakten und gründlicher Analyse Schritt für Schritt entsprechende Maßnahmen setzen. Wenn es Ergebnisse gibt, werden wir diese der Öffentlichkeit bekannt geben.

Warum erfolgen diese Änderungen erst jetzt? Hätten nicht Kontrollinstanzen schon vorher auf Ungereimtheiten hinweisen müssen?
Guggenberger: So wie jede Pfarre laut kirchlicher Rechtsordnung eine Kontrollinstanz in Form des Ausschusses für Verwaltung und Finanzen (AVF) hat, so hat auch das Bistum ein solches Kontrollorgan in Form des sogenannten Wirschaftsverwaltungsrates. Diese Kontroll-instanz im Bistum wurde jedoch ausgeschaltet, wie eine erste Bestandsaufnahme ergeben hat. Daher war unsere erste Maßnahme, dieses Kontrollorgan entsprechend dem Kirchenrecht wieder einzusetzen.

Bischof Schwarz hat bei seinem Abschied davon gesprochen, dass einiges offengeblieben ist. Da gab es Pläne einer Klostergründung in Klagenfurt, dann ein Hotelprojekt in Maria Luggau, weitere Umbauten in St. Georgen. Werden diese Ideen weiter verfolgt oder ruhen sie bis zur Entscheidung eines neuen Bischofs?
Guggenberger: Jedes dieser Projekte ist einzeln anzuschauen und zu beurteilen. Zum Kloster-Hotelprojekt von Maria Luggau ist Folgendes zu sagen: Das Hotel im Bereich des heutigen Klosters ist bereits in der Phase der Planung. Wir gehen davon aus, dass es umgesetzt wird, weil es viele positive Signale gibt, auch von Seiten der Region und des Landes. Die Errichtung dieses Hotels in einem so bedeutenden Wallfahrtsort wie Maria Luggau erscheint aus mehreren Blickwinkeln sinnvoll. Die Menschen vor Ort würden auch nicht verstehen, wenn wir dieses Gebäude leer stehen lassen würden, was übrigens auch hohe Kosten verursachen würde.
Das Klosterprojekt in Klagenfurt wird es nicht geben. Die Gemeinschaft der Franziskaner und Franziskanerinnen von Bethanien hat angesichts des Bischofswechsels die Entscheidung getroffen, nicht nach Kärnten zu kommen.
Die Ausbaupläne für St. Georgen werden von der Arbeitsgruppe rund um Stiftspfarrer Gerhard Christoph Kalidz geprüft. Wenn wir Klarheit haben, wird eine Entscheidung getroffen.

Sie haben sich in Ihrer ersten Stellungnahme nach der Wahl als „primus inter pares“ – also als Erster unter Gleichen – bezeichnet und dies auf das Domkapitel bezogen. Wie läuft die Zusammenarbeit in diesem Gremium ab?
Guggenberger: Das Domkapitel besteht gegenwärtig aus einer Gemeinschaft von acht sehr erfahrenen Seelsorgern mit großer Leitungskompetenz, die alle in ihrem Bereich große Verantwortung tragen. So sind in diesem Gremium die unterschiedlichsten Amtsträger aus Seelsorge und Diözesanleitung versammelt, wie zum Beispiel Generalvikare, Ordinariatskanzler sowie Dom- und Stiftspfarrer. Außerdem kann man sagen, dass es sich bei den gegenwärtigen Mitgliedern des Kapitels auch um in ihrer Individualität sehr ausgeprägte Persönlichkeiten handelt.

Diözesanadministrator Guggenberger (pressestelle/höher
Diözesanadministrator Guggenberger (pressestelle/höher

Inwiefern?
Guggenberger: Die Kanoniker sind theologisch und spirituell keineswegs uniform, sondern repräsentieren in der Art, wie sie auf die Dinge schauen, eine große Breite und Vielfalt. Diesen Pluralismus im Wahrnehmen, Denken und Urteilen empfinde ich als Reichtum. Er spiegelt die Meinungsvielfalt in unserer Diözese gut wider. Auch wenn man angesichts der Weite des Denkhorizontes dann manchmal länger braucht, bis man zu einer gemeinsamen Entscheidung findet, so halte ich eine solche Gegebenheit dennoch für eine hervorragende Grundlage, um zu einer objektiven Beurteilung der Lage und in der Folge davon zu einem sachgerechten Handeln im Sinne der Gläubigen der Katholischen Kirche Kärntens zu kommen.

Das Amt des Diözesanadministrators endet mit der Amtsübernahme des neuen Bischofs. In manchen Diözesen hat dies weit mehr als ein Jahr gedauert. Wie lange werden Sie Diözesanadministrator bleiben?
Guggenberger: Mit den diesbezüglichen Entscheidungen bin ich nicht befasst. Daher ist es für mich auch müßig, dazu eine Prognose abzugeben. Mich beschäftigt die Aufgabe, die ich zu erfüllen habe. Diese mache ich, solange ich gebraucht werde.