Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Einsatz für die Ärmsten der Welt

Peter Quendler ist 75

Zwei, die Nägel mit Köpfen machen: Peter Quendler und Sr. Lydia Pardeller. In den Slums von Äthiopien haben sie sich kennen gelernt. Eine Reihe von Hilfsprojekten ist die Folge dieser Begegnung.

Sr. Lydia Pardeller und Peter Quendler: Zwei rührige 75er. (© Foto: A-M Bergmann-Müller)
Sr. Lydia Pardeller und Peter Quendler: Zwei rührige 75er. (© Foto: A-M Bergmann-Müller)

75 Jahre, und wie`s scheint, kein bisschen müde: Peter Quendler und Sr. Lydia Pardeller. Gemeinsam haben die beiden nicht nur ihren halbrunden Geburtstag, den sie heuer feierten, sondern auch eine Fülle von Hilfsprojekten in den armen und von Krisen und Kriegen geschüttelten Ländern dieser Welt.


Katastrophenmanager
Als „Katastrophenmanager“ hatte sich Peter Quendler bereits in den 1970er- Jahren einen Namen gemacht. Immer noch in Erinnerung ist wohl so manchen der großartige Einsatz vieler Kärntner im Rahmen der organisierten Hilfe durch den Kärntner Caritasverband in Friaul. Dort hatte ein schweres Erdbeben im Jahr 1976 unzählige Häuser und viele Existenzen zerstört. – Eine große Lebenswende auch für den gebürtigen Lavanttaler, der 25 Jahre lang im Dienste des damaligen Bischofs der Diözese Gurk, Joseph Köstner, stand. Als freiwilliger Helfer kam er bei diesem Einsatz in Friaul in Kontakt mit der Caritas. Es sollte sein Leben nachhaltig verändern. Fortan arbeitete Peter Quendler, zunächst ehrenamtlich, als Entwicklungshelfer für den Kärntner Caritasverband. Er organisierte Hilfsprojekte, wo immer die Not gerade am größten schien: Kampanien, Kairo, Sudan, Uganda, Südafrika, Äthiopien, Zanzibar, Afghanistan, Albanien ...


Nachbar in Not
Ein Höhepunkt in der Karriere des Peter Quendler war ab 1992 wohl die Aktion „Nachbar in Not“ zur Zeit des Krieges in Ex-Jugoslawien. Als Projektkoordinator brachte Quendler damals all seine reichhaltigen Erfahrungen ein und zog die Fäden zwischen den Projektpartnern Caritas, ORF und Rotem Kreuz – nicht nur hinter den Kulissen. In der Zeit von 1992 bis 1997 wurden sage und schreibe 3.760 LKWs, allesamt beladen mit Hilfsgütern, auf den Weg  in die Krisengebiete unseres Nachbarlandes geschickt. Diese Aktion schrieb Geschichte. Nie zuvor konnten so viele Spender(innen) in Österreich mobilisiert werden. Was danach folgte, ist eine Reihe von weiteren Hilfsprojekten. Sie alle an dieser Stelle aufzuzählen, würde den Rahmen bei Weitem sprengen.


Weibliches Pendant
Peter Quendler – wahrlich kein unbeschriebenes Blatt also, als er im Jahr 1988 in Äthiopien auf sein weibliches Pendant stößt. Sr. Lydia Pardeller, gebürtige Südtirolerin, trat 1956 in die Kongregation der Tertiarschwestern in Brixen ein. Sie ließ sich zur Krankenpflegerin und Hebamme ausbilden. 1963 wurde sie vom Orden nach Kamerun geschickt, wo sie ein Jahr später die ewigen Gelübde ablegte. Zwanzig Jahre danach wechselte Sr. Lydia den Orden. Ab sofort arbeitete sie für die „Kongregation der Missionsschwestern für Afrika“.
Not und Elend der armen Bevölkerung zählten nun zu ihrem Alltag, zunächst in Uganda (1983 bis 1987), dann in Äthiopien (1987 bis 1991). Zehn Jahre lang, von 1991 bis 2001, lebte sie inmitten der armen Homeland-Bevölkerung in Südafrika, wo insgesamt 37 Hilfsprojekte initiiert wurden. Es folgte eine Zeit in Zimbabwe, bis sie schließlich im Jahr 2005 nach Kenia kam – und blieb. In den Slums von Nairobi hatte sie es mit den Ärmsten der Armen zu tun. Von allem Anfang an waren es stets die Kinder, die ihr Herz im Sturm eroberten.


Hands of Care & Hope
Das von ihr gegründete Hilfswerk „Hands of Care and Hope“ in Kariobangi in Nairobi unterstützt aber auch aidskranke Frauen und besonders bedürftige Menschen. 1.049 Kinder werden dort täglich versorgt. „Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet ihr Credo.  Und weil das wiederum nur mit der entsprechenden Ausbildung möglich ist, fängt Sr. Lydia an, Schulen zu bauen, eine nach der anderen. Manche mit Peter Quendler gemeinsam. Und mithilfe der Spendengelder der Kärntner Bevölkerung. „Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!“, sagte sie kürzlich bei ihrem Kurzbesuch im Klagenfurter Diözesanhaus. Seit 31. Dezember 1997 ist Peter Quendler im Ruhestand. Offiziell. Wer ihn kennt, weiß, dass er weiterarbeitet,  ehrenamtlich für den Kärntner Caritasverband, vor allem aber für die Benachteiligten dieser Welt. Ans Aufhören denkt auch Sr. Lydia nicht. „Man ist nie fertig!“, sagt sie. „Solange ich kann, werde ich helfen!“