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Internetredaktion der Diözese Gurk

Gott lädt uns ein, nicht gering von uns zu denken

Geistlicher Impuls zum 4. Advent von Pfarrprovisor Richard Pirker

Noch sehen wir das göttliche Geheimnis nur gebrochen wie in einem Spiegel - Detail aus der Kunstintervention “Support Your Local Religion“ im Kunstquadrat Maria Saal (Foto: KH Kronawetter)
Noch sehen wir das göttliche Geheimnis nur gebrochen wie in einem Spiegel - Detail aus der Kunstintervention "Support Your Local Religion" im Kunstquadrat Maria Saal (Foto: KH Kronawetter)

Im letzten Jahr wurde bei den Salzburger Festspielen eine Bühnenfassung von Franz Kafkas Roman „Das Schloss“ aufgeführt. Das Besondere daran war die Besetzung mit geschnitzten Krippenfiguren. Der Roman beschreibt einen Landvermesser K., der in ein Dorf gerufen wird, jedoch von niemand gebraucht wird. Zwischen einer zermürbenden Bürokratie und einer erbarmungslosen Hierarchie wird Herr K. aufgerieben. Eine letzte Chance flackert auf, als Herr K. nachts in das Schloss gerufen wird, jedoch aufgrund der Müdigkeit die Tür verfehlt und schließlich in einen Tiefschlaf verfällt.

Der Blick auf den Adventkranz

Geht es uns nach dem Advent denn anders? So viele Dinge, die zu erledigen sind, Treffen und Begegnungen, Einkäufe und Roratebesuche, und was bleibt von alledem? Auf jeden Fall nicht die Sinnlosigkeit, die uns dieses Hamsterrad einer Vorweihnachtsmaschinerie ins Ohr flüstert. Vielmehr schenkt uns der Blick zum Adventkranz, dass auch ein altgewordenes Symbol seinen Wert behält, wenn es seinen Sinn erfüllt hat.

Von unserem Menschsein nicht gering denken

Wir stehen vor dem vierten Adventsonntag und dürfen die Müdigkeit, den erlebten Stress und die aufgeheizte Atmosphäre von unserem Glauben an Gott getragen wissen, dem unsere menschliche Existenz nicht fremd ist. Vielmehr ist Gott der Grund der Würde und Einzigartigkeit von uns Menschen. Zu Weihnachten hat Gott gerade das Niedrige und Schwache ausgesucht, unser Menschsein, um es mit seinem Goldglanz zu würdigen. Weihnachten ist „Gnade in menschlichen Abgründen“ (K. Rahner) und zugleich die prophetische Stimme, von unserem Menschsein nicht gering zu denken, denn Gott braucht uns, um uns durch die Kraft göttlicher Liebe zu wandeln.

Foto: Pressestelle/Eggenberger
Foto: Pressestelle/Eggenberger

Der Autor Dr. Richard Pirker ist u. a. Pfarrprovisor der Klagenfurter Pfarren St. Modestus und St. Peter und Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion Kärnten.