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Internetredaktion der Diözese Gurk

Caritasdirektor und designierter Bischof Marketz fordert armutsfeste Sozialleistungen

Botschaft von Weihnachten ist Einladung zu Gemeinschaft und Solidarität

Caritasdirektor und designierter neuer Kärntner Bischof würdigt im "Kleine Zeitung"-Interview Solidarität der Kärntner und berichtet über persönliche Weihnachtserinnerungen in Kärnten und Übersee

Klagenfurt, 25.12.2019 (KATHPRESS) Das Ausmaß der Solidarität und das Bewusstsein, dass jeder Mensch Anspruch auf ein Leben in Würde hat, sei in Kärnten stark ausgeprägt. Davon hat sich der Kärntner Caritasdirektor und künftige Bischof der Diözese Gurk, Josef Marketz, überzeugt gezeigt. Weihnachten sei freilich jene Zeit, in der sich die Menschen besonders auf die Nöte der Mitmenschen besinnen, so Marketz im Interview mit der "Kleinen Zeitung" am Christtag. Spendenfreudigkeit sei aber auch sonst im Alltag gegeben, "viele spenden neben Geld auch Zeit und Know-how, stellen sich als Freiwillige zur Verfügung". Die Bereitschaft, in Notsituationen zusammenzustehen, sei bei der jüngsten Unwetterkatastrophe wieder sichtbar geworden.

Msgr. Dr. Josef Marketz, designierter Bischof von Gurk (Foto: KH Kronawetter)
Msgr. Dr. Josef Marketz, designierter Bischof von Gurk (Foto: KH Kronawetter)

Die Botschaft von Weihnachten sei auch die Einladung zu Gemeinschaft und Solidarität, zum Respekt der Würde jedes Menschen, auch der Armen, wie Jesus einer war. Durch die Caritas und viele pfarrliche Aktivitäten bleibe es nicht bei der biblischen Vision, dass alles gut wird. "Wir versuchen, sie auch in die verschiedenen menschlichen Alltagsrealitäten hinein zu übersetzen", so Marketz.

Zur Frage, was die weihnachtliche Herbergsuche im Jahr 2019 bedeutet, verwies Marketz darauf, dass in Klagenfurt derzeit mehr als 600 Menschen einen akuten Wohnbedarf aufweisen würden, rund 80 davon seien obdachlos.

Angesprochen auf die Zahlen, wonach in Kärnten 86.000 Menschen in Armut oder an der Armutsgrenze leben, es ohne Sozialleistungen aber 135.000 wären, meinte der Caritasdirektor: "Die Sozialleistungen selbst müssen armutsfest sein und ein Leben in Würde ermöglichen." Darüber hinaus gelte es, "mit Blick auf Zukunftschancen jedes Einzelnen zu hinterfragen, welche Angebote dazu geeignet sind, Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen, um aus der Armutsspirale aus eigener Kraft entfliehen zu können". Hier denke er an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, an Bildungschancen oder an niederschwellige Arbeitsangebote für stunden- oder tageweise Beschäftigung in einem erweiterten Arbeitsmarkt.

Vorsichtig positiv äußerte sich Marketz zur Idee des Grundeinkommens für alle: "Die Idee eines Grundeinkommens scheint plausibel, wenngleich die konkrete Ausgestaltung viele Fragen aufwirft." Erwerbsbiografien würden zunehmend weniger linear. Der Arbeitsmarkt verändere sich zum Teil drastisch. Es entstünden zwar neue Formen bezahlter Arbeit, durch Rationalisierung gehe aber viel an tradiertem Arbeitsangebot verloren, so Marketz: "Wenn wir uns grundsätzlich darauf verständigen, dass im Sinne der Menschenwürde ein Anspruch auf Existenzsicherung garantiert wird, wäre eine Art temporäres Grundeinkommen es wert, darüber zu diskutieren."

Der Wert der Krippe

Auf seine Weihnachtserinnerungen angesprochen sagte Marketz: "In meiner Kindheit war Weihnachten ein rituelles Fest, jedes Jahr gleich, das vergisst man nie." Als er aber als Student Weihnachten in Indien und Ecuador verbrachte, wo es keinen Schnee und keinen Christbaum gab, "habe ich erst den Wert der Krippe für die weihnachtliche Feier erkannt, die mir seither wichtiger als alles andere ist".

In Indien hatte Marketz auch Mutter Teresa persönlich kennengelernt und dies sei ausschlaggebend dafür gewesen, dass er Priester wurde. Von Mutter Teresa habe er vor allem gelernt, dass das christliches Leben aus zwei Komponenten besteht: "Ich habe erlebt, wie sie versucht hat, in intensivem Gebet und der täglichen Eucharistiefeier 'gottvoll' zu werden, wie Pastoraltheologe Paul Zulehner es ausdrücken würde; aber auch, wie sie diesen selben Gott in (armen) Menschen gesucht hat. Das Ergebnis ist eine zutiefst menschliche Beziehung zwischen Menschen, die ich natürlich nicht immer schaffe, aber zumindest anstrebe."

Weihnachten 2019 sei für ihn aufgrund seiner Ernennung zum Bischof eine Ausnahme, räumte Marketz ein: "Da werde ich Ruhe und inneren Frieden suchen." In Zukunft werde er aber "wie bisher einsame, hilfsbedürftige Menschen aufsuchen und einladen, um gemeinsam mit ihnen Hoffnung und Trost bei Jesus zu suchen, der unser Schicksal geteilt hat". Bis zu seiner Bischofsweihe am 2. Feber wird Marketz als Kärntner Caritasdirektor im Amt sein.